••• Von Nataša Nikolic
Der diesjährige Sommer hatte es von Anfang an schwer, den rekordverdächtigen Hochsommer von 2015 zu toppen. Er wurde den Erwartungen nicht ganz gerecht und scheiterte fast chancenlos bereits in der Anfangsphase – ähnlich der österreichischen Fußball-Elf. Die Teilnahme letzterer an der Fußball EM nahmen viele heimische Fleischproduzenten zum Anlass, ihr Produktportfolio um spezielle EM-Grillprodukte zu erweitern. Trotz des eher flauen Sommers und des schlechten Abschneidens bei besagtem Fußballgroßereignis sind die meisten österreichischen Fleischproduzenten mit der heurigen Grillsaison zufrieden. „Die Grillsaison 2016 lief bisher gut – wenn auch nicht ganz die Umsätze des Vorjahres erreicht werden konnten”, ist Rudolf Berger (Berger Schinken) ehrlich. Berger hofft deshalb auf „einen schönen Spätsommer und Herbst”, da Grillen zusehends zu einem Ganzjahres-Thema” wird.
Chance auf Wachstum
Für Radatz begann die Grillsaison am 30.4. mit dem Welttag des Käsekrainers und verlief durchaus zufriedenstellend. Das Unternehmen sieht sein Grillsortiment als einen „entscheidenden Sortimentsteil, um auch abseits vom Kernsortiment Wachstumsimpulse zu setzen”, sagt Franz Radatz.
Das Resümee von Thomas Schmiedbauer, Geschäftsführer von Wiesbauer, ist ernüchternd, die Grillsaison 2016 sei „im Gegensatz zum Vorjahr als nicht herausragend zu bezeichnen”.
„Grundsätzlich recht zufrieden” ist das Tiroler Unternehmen Handl Tyrol, das 2014 ins Grillgeschäft einstieg. Der nach eigenen Angaben Marktführer im Bereich Speck und Rohwurst sieht den Trend im Feischkonsum einerseits in der Regionalität und andererseits in der bewussten Ernährung. Zu letzterem gehört auch der Verzicht auf übermäßig viel Salz; für die neuen Rohschinken wird daher der Natriumgehalt durch den Einsatz von 40% weniger Kochsalz (Natriumchlorid) deutlich reduziert.
Gefragt nach den Trends beim Fleischkonsum der Österreicher, antwortet Rudolf Berger, demzufolge das Wachstum nach wie vor im Bereich der hochwertigen Segmente der Kochschinken-Spezialitäten stattfindet, dass der Zenit des Fleischkonsums erreicht ist. Das sei prinzipiell gut so, denn Berger ist es „ein Anliegen, Fleisch und Schinken-Produkten wieder jenen Stellenwert zu geben, den sie verdienen”. Denn „höchste Qualität, Herkunft und traditionelle Verarbeitung müssen – gerade bei Fleisch – auch einen fairen Preis haben”, findet Berger.
Auch Thomas Schmiedbauer (Wiesbauer) glaubt, dass Konsumenten bereit sind, für hohe Qualität und guten Geschmack tiefer in die Geldtasche zu greifen und das „nicht nur bei festlichen Anlässen und zu Feiertagen”.
Qualität hat ihren Preis
Fragt man die Österreicher, nach welchen Kriterien sie Fleisch kaufen, zeigt sich, dass der Preis nicht immer ausschlaggebend ist. 54% nennen den „günstigen Preis” als Kaufkriterium für Hühnerfleisch; bei Putenfleisch spielt der Preis für 45% eine Rolle, beim Schweine- und Rindfleischkauf legen 56% bzw. 27% Wert auf einen günstigen Preis. Hohe Fleischqualität ist mit 74% das wichtigste Kriterium für den Kauf von Rindfleisch. Beim Kauf von Schweinefleisch achten hingegen nur 45% auf eine hohe Qualität; bei Hühner- bzw. Putenfleisch sind es 52 bzw. 43%. Betrachtet man das RollAMA-Haushaltspanel, so sind die umsatzstärksten Frischeprodukte (nach Schnittkäse), Schweinefleisch, Rindfleisch und Kochschinken.
„Heimische Fleischqualität aus artgerechter Tierhaltung ist den Österreichern beim Kauf von Fleisch- und Wurstspezialitäten wichtig. Sicherheit und Vertrauen gewinnen bei der Kaufentscheidung an Bedeutung ebenso wie das Thema Regionalität”, konstatiert Bettina Rabitsch von Rudolf Frierss & Söhne abschließend.