Metro warnt vor Gastro-Pleitewelle bei Steueranhebung in Deutschland
© Metro AG
Steffen Greubel
RETAIL Redaktion 21.08.2023

Metro warnt vor Gastro-Pleitewelle bei Steueranhebung in Deutschland

WIEN. Der Vorstandsvorsitzende der Metro AG hat vor einer Pleitewelle in der deutschen Gastronomie gewarnt, sollte der ermäßigte Mehrwertsteuersatz zum Jahresende wieder auf 19 Prozent angehoben werden. "Wenn es so kommt, stehen bis zu 20.000 kleine bis mittlere Unternehmen vor der Pleite – jeder zehnte Betrieb", so Steffen Greubel. Von der deutschen Regierung fordert er, die Anhebung nicht vorzunehmen.

"Die Wirte haben sich gerade durch die Corona-Krise gekämpft, spüren zuletzt einen gewissen Aufschwung – und dann kommt der nächste Schlag." Dieser könne ihnen das Genick brechen. "Ich fürchte wirklich, dass es gerade in kleineren Städten oder auf dem Land bald keine Wirtshäuser und Kneipen mehr geben wird." Greubel hob die Bedeutung der Gastronomie besonders für den Arbeitsmarkt hervor: "Wir haben in Deutschland rund 200.000 gastronomische Betriebe mit rund zwei Millionen Beschäftigten. Das sind fast dreimal so viele wie in der Auto-Industrie – Gastronomie hat aber keine so starke Lobby."

Er appellierte an die Ampel-Koalition, auch aus Eigeninteresse auf die Anhebung zu verzichten: "Zu erkennen, dass der Schaden durch geschlossene Betriebe längerfristig höher ist als die Mehreinnahmen durch die erhöhte Mehrwertsteuer, ist keine Raketenwissenschaft. Das muss auch die Ampel-Koalition erkennen."

Der deutsche Finanzminister Christian Lindner hat indes auf den Bundestag verwiesen. Die abschließende Entscheidung über den ermäßigten Mehrwertsteuersatz treffe der Haushaltsgesetzgeber, also das Parlament, im November, sagte der FDP-Politiker am Sonntag beim Tag der offenen Tür in seinem Ministerium in Berlin. Er selbst habe keinen Einfluss mehr darauf. Berücksichtigt werde dabei auch die Schätzung der Steuereinnahmen im Herbst.

Die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie war in der Coronapandemie von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden. Angesichts der Energiekrise wurde die Regelung bis Ende 2023 verlängert. Jetzt müsse eine neue Entscheidung getroffen werden, sagte Lindner auf die Frage einer bayerischen Gastronomin.

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