Neuer Store-Check der LWK: Beeren müssen nicht fliegen
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RETAIL Redaktion 04.08.2020

Neuer Store-Check der LWK: Beeren müssen nicht fliegen

Landwirtschaftskammer überprüfte die Herkunft von Beeren in den Supermärkten. „Obwohl derzeit Hochsaison für heimische Beeren ist, sind die Ergebnisse durchwachsen“, sagt Kammerdirektor Werner Brugner.

WIEN. Heimisches Angebot in Regalen nicht wirklich zufriedenstellend. Heimische Beeren haben jetzt Saison. Folglich wäre zu erwarten, dass die Regale in den Supermärkten weitgehend mit heimischen Beeren – Heidelbeeren, Johannisbeeren und Himbeeren – bestückt sind. „Das aktuelle Angebot an heimischen Beeren in den Regalen ist aber unbefriedigend. Es könnten erheblich mehr heimische in den Regalen sein“, sagt Kammerdirektor Werner Brugner und betont: „Beeren müssen nicht fliegen. Unsere Obstbauern können die Bevölkerung in der Saison ausreichend mit Beeren versorgen.“ Die große positive Überraschung des Store-Checks der Landwirtschaftskammer: Der Diskonter Lidl bietet ausschließlich heimische Beeren an. Ein Vorbild für alle Supermärkte.

Heimische Himbeeren durch Importware stark unter Druck. „Obwohl noch bis Mitte Oktober heimische Himbeeren Saison haben, werden nach wie vor ausländische Himbeeren angeboten. Dafür gibt es keine Notwendigkeit. „Die Ausweitung der heimischen Himbeerproduktion wird durch den starken Import blockiert“, sagt Herbert Muster, Leiter des Obstbaureferates. Konkret fanden sich Mitte Juli auf 60 Prozent der Regalplätze Himbeeren aus Marokko, Portugal, Spanien, Italien, Deutschland oder Serbien. Nur auf 40 Prozent der Regalflächen waren heimische vertreten.

Ergebnis für heimische Heidelbeeren besser, aber ausländisches Angebot kommt aus Billiglohnländern. Deutlich besser als bei Himbeeren ist das Ergebnis bei Heidelbeeren, haben die Store-Checker der Landwirtschaftskammer herausgefunden. Etwa drei Viertel der Regalplätze sind mit heimischen Premium-Heidelbeeren bestückt, auch Bio-Heidelbeeren sind zu finden. Allerdings müssen sich die heimischen Heidelbeeren preislich mit jenen aus Billigstlohnländern wie Rumänien, Polen und Serbien matchen – ein ungleicher Wettbewerb.

Überschaubares Angebot
Bemerkenswert ist, dass die Handelsketten kaum heimische Brombeeren und Stachelbeeren im Sortiment haben. Vor allem Diskonter verzichten auf dieses Angebot. Das geringe heimische Angebot hängt mit dem dramatischen Preisdruck der vergangenen Jahre zusammen, der eine Kultivierung von heimischen Brombeeren und Stachelbeeren unrentabel gemacht hat. „Die Obstbauern sind aber gerne bereit bei fairen Preisen die Produktion entsprechend auszuweiten“, betont Muster. Ein kleiner Lichtblick: Als Beerenmix werden vereinzelt regionale schwarze und weiße Johannisbeeren angeboten.

Überprüft haben die Store-Checker der Landwirtschaftskammer 36 Supermarkt-Filialen auf die Herkunft von Himbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren sowie Stachelbeeren und Brombeeren. Der Store-Check erfolgte Mitte Juli.

Zahlen und Fakten steirischer Beeren
Die heimischen Obstbauern können die Steirerinnen und Steirer gut mit saisonalen Beeren versorgen: So kultivieren 30 Betriebe etwa 25 Hektar Himbeeren, 40 Obstbaubetriebe bewirtschaften 130 Hektar Kulturheidelbeeren – der Bioanteil liegt mittlerweile bei einem Drittel. Stark sind die Steirer auch bei den Johannisbeeren: 80 Betriebe kultivieren sie auf 130 Hektar. Aufgrund des massiven Preisdrucks der vergangenen Jahre sind Stachelbeeren und Brombeeren eine Nische in der Steiermark: Zehn Betriebe kultivieren sie auf 20 Hektar. Die Produzenten sind aber gerne bereit, diese Kulturen unter fairen Bedingungen auszuweiten.

Heimische Landwirtschaft ist systemrelevant
91 Prozent der Österreicher sind der Auffassung, dass die heimische Landwirtschaft systemrelevant ist. 85 Prozent sagen, dass heimische Lebensmittel in Krisenzeiten besser verfügbar sind und generell strenger kontrolliert werden. Diese brandaktuelle repräsentative Studie hat das Institut für Marketing und Innovation der Universität für Bodenkultur im Auftrag der österreichischen Hagelversicherung durchgeführt. (red)

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