AMSTERDAM. Der weltweit zweitgrößte Brauereikonzern Heineken hat im ersten Halbjahr ungeachtet des Inflationsdrucks die Markterwartungen übertroffen. Das Unternehmen profitierte von Preiserhöhungen und der steigenden Nachfrage nach teureren Premiumbieren, teilte Heineken am Montag mit. Weltweit stieg das Biervolumen um 7,6 Prozent. Die deutsche Bierwirtschaft verharrte indes "weiter im Krisenmodus", so der Chef des Brauer-Bundes, Holger Eichele.
Das Betriebsergebnis der Brau-Union-Mutter Heineken ist vor Sondereinflüssen in den ersten sechs Monaten 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 24,6 Prozent auf 2,16 Mrd. Euro gestiegen. Analysten hatten in einer von Heineken erstellten Umfrage lediglich ein Plus von 17 Prozent erwartet. Für das Gesamtjahr strebe der niederländische Bierbrauer eine Steigerung des Betriebsergebnisses im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich an und erwarte eine stabile oder leicht steigende Gewinnmarge.
Die deutsche Brauwirtschaft hat indes im ersten Halbjahr immer noch nicht ihr vor Beginn der Coronakrise erreichtes Absatzniveau erreicht. Der Bierabsatz wuchs von Jänner bis Juni zwar um 3,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf rund 4,3 Mrd. Liter, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Dennoch blieb der Absatz noch deutlich unter dem Niveau vor Beginn der Coronapandemie: Es wurden um 253,8 Mio. Liter Bier beziehungsweise 5,5 Prozent weniger als vor der Krise im ersten Halbjahr 2019 verkauft.
"Die deutsche Brauwirtschaft arbeitet weiter im Krisenmodus", kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, die Bilanz. "Die Lage ist sehr angespannt." Die Coronapandemie habe eine beispiellose Absatzkrise ausgelöst, deren Folgen viele Brauereien noch lange nicht überwunden hätten.
Hinzu kommen neue Probleme. "Nach der Absatzkrise kämpfen unsere Brauereien jetzt gegen eine Energiekrise, deren Dimensionen sich nur erahnen lassen", sagte Eichele. Derzeit sei es unmöglich, Gas als wichtigsten Energieträger zu ersetzen, hieß es mit Blick auf die ungewisse Versorgung durch Russland. "Die Ernährungswirtschaft ist nach der chemischen Industrie die Branche mit dem zweithöchsten Gasverbrauch", sagte Eichele. Die gesamte Branche beschäftige die Furcht vor einem Blackout. "Ohne Gas bleiben die Regale leer", sagte Eichele. Die massiv steigenden Kosten als Folge des Kriegs gegen die Ukraine dürften in der Brauwirtschaft tiefe Spuren hinterlassen. "Immer mehr mittelständische Betriebe gehen in die Knie, Lieferketten stehen vor dem Kollaps", so der Hauptgeschäftsführer.
82,5 Prozent des gesamten Bierabsatzes waren im ersten Halbjahr für den Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. Die restlichen 17,5 Prozent wurden steuerfrei als Exporte und als sogenannter Haustrunk abgesetzt. Bei den Biermischungen - Bier gemixt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften und anderen alkoholfreien Zusätzen - gab es im ersten Halbjahr einen Rückgang von 3,3 Prozent auf 231,0 Mio. Liter. (APA)