Steirer-Agrarier orten Preisdruck etwa bei Äpfeln
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Landesrat Hans Seitinger (ÖVP)
RETAIL Redaktion 22.10.2018

Steirer-Agrarier orten Preisdruck etwa bei Äpfeln

Landwirtschaftskammer will umfassendere Kennzeichnungspflicht bei Herkunft von u.a. Obst und Schweinefleisch; Einladung von Handelsspitzen auf Bauernhöfe zum Gespräch.

GRAZ. Die steirische Bauernkammer ortet eine Preismisere für die Erzeuger von Äpfeln und Schweinefleisch. Landesrat Hans Seitinger (ÖVP) kritisierte am Freitag in Graz unter anderem den Handel: "Wir haben Höchstauflagen, etwa beim Tierschutz und zugleich werden bei Fleisch 50 Prozent Rabatte gegeben." Man suche aber den Dialog und werde Spitzenvertreter des Handels auf steirische Höfe zum Gespräch laden.

Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein zog bei der Pressekonferenz mittels des Fotos eines Wiener Schnitzels einen drastischen Vergleich: "15 Prozent des Preises kommen beim Bauern an, 85 Prozent kassieren andere bis hin ins Verkaufsregal." Ähnlich sei es bei steirischen Äpfeln: "Ein Obstbauer bekommt nur die Hälfte seiner Kosten bezahlt", sagte der Obmann der steirischen Obsterwerbsbauern, Rupert Gsöls. Ein Apfel aus der Oststeiermark habe zum Beispiel nur 30 Kilometer Transportstrecke in ein Grazer Geschäft, Obst aus anderen Kontinenten lege bis zu 18.000 Kilometer zurück. Ein weiteres Problem gebe es bei der Saftverarbeitung: "Das Produkt muss von der Herkunft her gekennzeichnet sein und nicht nur, wo es verarbeitet wurde", so der Obmann.

Kurt Tauschmann, Obmann der steirischen Schweineerzeuger, ortete zwar eine große Treue der Handelsketten zu den steirischen Bauern, aber sein Stand könne nicht bei Weltmarktpreisen eine kleinstrukturierte Landwirtschaft erhalten. In Wurst etwa sollte man AMA-Gütesiegel-Qualitätsfleisch verarbeiten. Landesrat Seitinger wurde hier sarkastisch: "Wurst ist eine Götterspeise - nur der liebe Gott weiß, was drin ist. Da muss es eine Kennzeichnungspflicht der Herkunft des Fleisches geben."

Mittels eines Fünf-Punkte-Plans soll "Fairness für unsere Bauern" erreicht werden, sagte Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher: "Zum Ersten sollen führende Vertreter der Handelsketten zu Dialoggesprächen auf steirischen Bauernhöfen geladen werden." Mit dem direkten Erleben der Situation hofft man, mehr Verständnis zu erwecken. Zum Zweiten sollten unfaire Preise für Bauern vermieden werden - dazu zählen der Verzicht auf "horrende Listungsgebühren", verspätete Zahlungen, Last-Minute-Stornierungen oder einseitige Vertragsabänderungen. Ein dritter Punkt sei, dass vom Handel verlangte höhere Qualität auch entsprechend abgegolten werden müsse. Der vierte Punkt - Appell an die Bevölkerung, zu heimischen Lebensmitteln zu greifen - ist eine Standardforderung. Der fünfte Punkt betrifft die Kennzeichnung von verarbeiteten Lebensmitteln bzw. Speisen in Kantinen und in der Gastronomie. "Wir wollen eine gelebte, vertrauensvolle Partnerschaft", so Titschenbacher.

Landesrat Seitinger sagte, man wolle "keinen Krieg ausrufen, wir suchen das Gespräch. Aber man soll uns nicht an die Wand drücken". Er kündigte auch noch an, dass man zwei Maßnahmen in Betracht ziehe: den Einsatz von anonymen Testkäufern und gegebenenfalls ein Veröffentlichen der Ergebnisse und als eine Art letztes Mittel Blockaden. Eine Zusammenarbeit mit der in ersterer Hinsicht versierten Arbeiterkammer sei eine Anregung, aber da habe man doch unterschiedliche Vorstellungen. In Bezug auf Blockaden sagte Seitinger, man habe da nicht Lebensmittelmärkte im Auge, sondern Auslieferungslager. (APA)

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