„Vernünftige Preisrange, nicht aktionsgetrieben”
© Philipp Lipiarski
RETAIL Redaktion 04.07.2025

„Vernünftige Preisrange, nicht aktionsgetrieben”

Zwettler-Eigentümer Karl Schwarz hat viele Ideen, wie man am schwierigen Biermarkt reüssieren kann.

••• Von Georg Sohler

Für die Privatbrauerei Zwettl ist Investieren Gebot der Stunde. Die Zeiten für Lebensmittelproduzenten mögen nicht einfach sein, „doch wir setzen auf Erneuerung – mit neuen Gebinden, Verpackungen, einem komplett neuen Auftritt sowie einer frischen Werbekampagne”, listet Eigentümer Karl Schwarz einige Neuerungen auf.

Eine Marke wie Zwettler stehe schließlich für lokale Wertschöpfung, kurze Transportwege und gesellschaftliche Verantwortung in der Region. Es hat eben schon etwas, wenn die Entscheidungen vor Ort getroffen werden und nicht in Konzernzentralen weit weg. Und nur wer sich weiterentwickelt, kann als Privatbrauerei am schwierigen heimischen Biermarkt bestehen.
Zwettler hat eine, wenn man so will, ganze Bierkiste voll mit Innovationen. Etwa ein neues alkoholfreies Bier. „Wir bringen im Juli ein neues alkoholfreies Bier auf den Markt. Dank einer neuen Entalkoholisierungsanlage ist das ist ein Top-Produkt”, sagt er. Das beste Argument sind eben Erzeugnisse, die die Menschen mögen, davon hat man genug: „Wir haben Gott sei Dank im Lebensmittelhandel ein wirklich sehr breites Sortiment gelistet. Und da haben wir eine relativ vernünftige Preisrange, die nicht so stark aktionsgetrieben ist – das ist wichtig für eine Privatbrauerei.” Der Umsatz steigt inflationsbereinigt, das Modell der Waldviertler scheint zu funktionieren.

Nüchterne Biermarktzahlen

Bierproduzenten stehen dabei aber vor weitaus mehr als nur einer Herausforderung. Ein großer Player dominiert rund zwei Drittel des Biermarkts, und auch der Lebensmitteleinzelhandel ist stark konzentriert. Der Aktionsanteil bei Bier liegt bei rund 70%. Dass Markenloyalität schwierig ist, wenn Aktionsware nur die Hälfte kostet, ist ein Faktum. Zudem sind die Konsumenten auf starke Rabatte konditioniert. Fallen die Feiertage wie dieses Jahr – viele verlängerte Wochenenden – sieht man das an den eigenen Umsatzzahlen.

All die Krisenjahre und deren Auswirkungen haben Spuren hinterlassen. „Seit Corona verbringen die Menschen am Land ihre Abende weniger in den Wirtshäusern”, meint er und belegt das mit Zahlen: Zwettler verkauft aktuell in etwa 80% über LEH, 18% über Gastronomie. Noch vor sechs Jahren waren es 28% Gastronomie. Dazu kommt, dass der Bierkonsum rückläufig ist, junge Menschen trinken weniger Alkohol. Und on top kommen noch massive Schwankungen: „Im einen Monat verkaufen wir ein Fünftel weniger, im nächsten auf einmal wieder mehr – der Biermarkt ist extrem volatil.” Alles Feststellungen, die belegbar sind.

An die Zukunft denken

Schwarz zuckt demzufolge bei der Aufzählung schon beinahe mit den Achseln. Der Markt ist, wie er ist. Gerade deshalb ist es aus seiner Sicht wichtig, nicht nur optisch und bei den Produkten am Puls der Zeit zu sein, sondern auch sich breiter aufzustellen.

Dazu gehören Limonaden wie Resi und Seppi oder die Übernahme eines Getränkehändlers. Eine weitere Reaktion war die Analyse der Kostenstruktur, aus der Effizienzsteigerungen folgten. Für das Familienunternehmen arbeiten schließlich rund 130 Menschen, man beliefert Sport- und Feuerwehrfeste, die regionale Gastronomie. Damit das eben so bleibt, investiert man etwa in eine neue Flaschenabfüllanlage oder hat die Infrastruktur so umgebaut, dass dank Photovoltaik bis zu 50% des Stroms selbst produziert werden.

Ökologisch, weil man will

„Diese Investitionen bringen einen deutlich geringeren Energieeinsatz, höhere Effizienz, weniger Energie- und Wasserverbrauch”, so Schwarz, dem aber wichtig ist, dass man das nicht als Selbstzweck sieht. Die Menschen aus der Region würden schließlich merken, wenn hinter großen Worten wenig bis gar nichts dahintersteht. „Wir sind in der Region ein ganz wesentlicher Faktor. Deshalb war Nachhaltigkeit bei uns im Waldviertel immer schon Thema: Wir bauen unsere Rohstoffe selbst an, nutzen Wasser aus eigenen Quellen”, zählt er auf.

Es scheint so, als sei die Privatbrauerei gut gerüstet und ruht sich nicht aus. Denn nur so überleben Traditionsbetriebe in der heutigen Zeit.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL