Zum Jubiläum wird die Bio-Marke klimaneutral
© Top Team Zentraleinkauf/Michael Germann/Factory.Werbeagentur
Manuel Hofer, Geschäftsführer des Markeninhabers Top-Team, mit Otto Bauer (Bereichsleitung Eigenmarken) und Unimarkt-Geschäftsführer Andreas Haider.
RETAIL Redaktion 10.10.2019

Zum Jubiläum wird die Bio-Marke klimaneutral

Mit neuem Auftritt ins neue Jahrzehnt: „natürlich für uns“ forciert die Nachhaltigkeit.

••• Von Paul Hafner

WIEN. Anlässlich seines zehn­jährigen Bestands­jubiläums lud „natürlich für uns“ zur Pressekonferenz nach Linz – und hatte dort gleich mehreres zur verkünden.

Die erste große Neuigkeit: Der Marke wurde ein neuer Auftritt verpasst, der Logo, Verpackungen, Website und die gesamte Kommunikation umfasst.

Neuigkeit Nummer zwei: „natürlich für uns“ ist seit Kurzem vollständig klima- bzw. CO2-neutral - als erste und einzige Bio-Marke österreichweit. Darüber hinaus wurde Bilanz über die ersten zehn Jahre gezogen.

Großer Aufstieg
Manuel Hofer, Geschäftsführer des Markeninhabers Top-Team, wagte einen Vergleich mit den Anfängen 2009, als man mit 23 Lieferanten und knapp 90 Artikeln startete. Heute seien es 74 Lieferpartner und 600 Artikel. „Der Fokus auf Regionalität hat sich sehr bewährt. In den letzten zehn Jahren hat sich der Beschaffungsumsatz mehr als verzehnfacht“, so Hofer.
2018 lag dieser bei insgesamt 31 Millionen Euro. Das Gros des Umsatzes verteilt sich auf Gebäck (25%), Obst & Gemüse (20%) und Molkereiprodukte (18%).

Otto Bauer, Markenverantwortlicher bei Top-Team, sieht die Gründe für den Erfolg von „natürlich für uns“ in der Vorreiterrolle, die man von Anfang an eingenommen habe. „Zuerst wollten die Produzenten gar nicht liefern, die wenigsten glaubten an eine Bio-Marke für die Gastronomie“.
Doch habe man sich als Dachmarke, die nicht nur den Endkonsumenten im Blick hatte, sehr gut etablieren können. Mit 320 Produkten wurde mehr als die Hälfte des Sortiments exklusiv für den Gastronomie-Großhandel entwickelt.

Bio erobert Gastronomie
Der Gastronomiesektor sei es auch, wo die Nachfrage besonders am Wachsen sei. Von jährlich rund 3,5 Millionen Eiern gehe knapp die Hälfte an Restaurants und Hotels, bei der Milch sei es auch schon ein gutes Drittel.

Speziell in der Gastronomie vollzieht sich eine Entwicklung, die über einen bloßen Trend hinausgeht: Entscheidet sich ein Gastwirt für Bio-Lebensmittel, schafft das einen Wettbewerbsvorteil. Ein Hindernis für „natürlich für uns“ sind hier Regulierungen, die es den Wirten erschweren, Bio-Produkte als solche auszuloben: Das geht nur, wenn die Produkte auch bio-zeritfiziert sind; ein Aufwand, vor dem Wirte oft zurückschrecken.

Klimaneutralität
Ein Jahr lang vorbereitet und vom deutschen Beratungsinstitut Fokus Zukunft begleitet wurde der Schritt zur Klimaneutralität. „Seit 1. Oktober ist das gesamte Sortiment klimaneutral gestellt“, verkündete Hofer. Erreicht wurde dies durch den Ankauf von Emissionszertifikaten.

Inklusive eines Sicherheitsaufschlags in der Berechnung von Fokus Zukunft verursacht das Produktsortiment von „natürlich für uns“ CO2-Äquivalente in Höhe von rund 10.000 t. Der Kauf von rund 12.500 Zertifikaten der höchsten Qualitätsstufe („Goldstandard“) gleicht diese Emissionen aus.
„Mit dem Windpark in der Türkei und dem Biomassekraftwerk in Bulgarien haben wir uns gezielt für zwei Projekte entschieden, die noch höheren als den gesetzlich vorgeschriebenen Standards entsprechen“, erklärt Hofer. Mit dem Schritt wolle man „einen kleinen Teil beitragen“ und „vielleicht andere inspirieren“.

Auch der Kunde ist gefragt
„Man muss nun einmal Zertifikate kaufen, weil Produkterzeugung immer CO2 verbraucht“, so Hofer. Der nächste Schritt sei dennoch, an der Produktion, der Verpackung und dem Transport anzusetzen und Emissionen zu reduzieren.
Das Hauptaugenmerk sei jedenfalls auf die Urproduktion zu legen, die mit 92% den Löwenanteil ausmache; auf die vielgescholtene Verpackung entfallen demnach nur zwei, auf die Logistik die übrigen sechs Prozent.

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sei eben auch der Kunde gefragt, dessen Kaufentscheidungen jedes Mal aufs Neue „eine für oder gegen Bio, eine für oder gegen Regionalität, für oder gegen Nachhaltigkeit“ bedeuten - gleichwohl stellten Hofer und Bauer klar: Der Ankauf der Emissiosnzertifikate und jegliche Bemühungen in diese Richtung sollen sich nicht im Preis niederschlagen und damit auch nicht zu Ungunsten des Konsumenten auswirken.

Neuer Markenauftritt
Auch beim neuen Markenauftritt gilt Ressourcenschonung: So werden die neuen Verpackungen sukzessive eingeführt und Produkte im alten Design nicht verschwendet. Logo, Verpackungsdesign und Internetauftritt erscheinen in modernerem Look und Schriftbild, bei der Farbgestaltung hat man indes nur dezent aufgefrischt; die Wiedererkennung ist gegeben.

Ausblick
Viel spricht dafür, dass es für „natürlich für uns“ noch weiter bergauf gehen könnte. So zeigt eine Studie von Bookatable by Michelin aus dem April, dass knapp drei Viertel der Befragten Restaurants bevorzugen, in denen Nachhaltigkeit eine Rolle spielt. Der Biomarkt allgemein indes weist laut Grüne Köpfe-Studie für die vergangenen fünf Jahre ein Plus von 46% auf.
Es gehe eben längst nicht mehr rein um Bio, sondern um die Kombination mit Regionalität und damit gleichzeitig um Nachhaltigkeit: „Wir haben diese Entwicklung ein wenig vorweggenommen und uns mit „natürlich für uns“ von Beginn weg als Bio-Marke mit starkem regionalem Bezug positioniert“, so Hofer.

„80 Prozent unserer Lieferanten stammen aus Österreich, und mit heimischen Produkten erzielen wir mehr als drei Viertel unseres jährlichen Umsatzes“, erläutert er den wirtschaftlichen Aspekt hinter der strategischen Ausrichtung.

Präsenz auch im Einzelhandel
2009 eingeführt, wird „natürlich für uns“ in rund 750 Geschäften vertrieben; neben Großhändlern wie Transgourmet, Eurogast und Pfeiffer sind die Produkte auch bei den Einzelhandelsketten Unimarkt, MPreis und Nah&Frisch erhältlich. Zwei Drittel des Umsatzes entfallen auf den Einzelhandel.

„Bei uns hat sich ,natürlich für uns‘ fulminant entwickelt“, so Unimarkt-Geschäftsführer Andreas Haider. Der Bio-Jahresumsatz liege bei rund zwölf Mio. Euro und mache 7% des Gesamtumsatzes aus. Nachsatz: „Wir haben hier sicher noch Luft nach oben.“

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