Gehaltsschere will nicht zum Alteisen
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Transparenz! Um die Gehaltsschere zu beseitigen, wird oft laut nach Gehaltstransparenz gerufen. Während knapp 2/3 der Frauen klar für Transparenz sind, sind Männer mit 54,6% deutlich zurückhaltender.
CAREER NETWORK PAUL CHRISTIAN JEZEK 07.07.2017

Gehaltsschere will nicht zum Alteisen

Die meisten Österreicher sind überraschend zufrieden mit ihrem Arbeitsentgelt – und es ist kein Tabu mehr.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Die gute Nachricht zuerst: Unzufrieden sind Österreichs Angestellte nicht. 81,9% gaben bei einer aktuellen Studie der Online-Jobbörse StepStone an, mit ihrem derzeitigen Gehalt zufrieden zu sein.

Betrachtet man die Gehaltszufriedenheit jedoch näher, zeigt sich, dass Alter und Arbeitserfahrung Einfluss auf die Zufriedenheit haben – sowohl bei Männern, als auch bei Frauen. Während bei den 20- bis 29-Jährigen Frauen noch 81% mit ihrem Gehalt zumindest zufrieden sind, sind es bei den 50- bis 55-Jährigen nur mehr 74%.
Bei den Männern steigt die Zufriedenheit mit der Gehaltssituation hingegen mit der Berufserfahrung. So sind bei den 20- bis 29-jährigen Männern nur 75,5% zumindest zufrieden, bei den 50- bis 55-Jährigen hingegen 81,8%. Gehaltsexperte Conrad Pramböck begründet die sinkende Zufriedenheit der Frauen über 50 mit der beruflichen Neuorientierung in dieser Lebensphase: „Bei den 20 bis 29-Jährigen sind Männer und Frauen in Bezug auf Karriere und Verdienst gleichgestellt – erst mit der Geburt des ersten Kindes treten Frauen oft beruflich in den Hintergrund und steigen dann um die 50 wieder voll ins Berufsleben ein. Der Frust des Wiedereinstiegs macht sich dann in den Zufriedenheitswerten bemerkbar.”
Um dem entgegenzuwirken, sei es ratsam, sich schon vor dem ersten Kind Gedanken zu machen, wo die Reise beruflich hingehen soll und welche Schritte dafür notwendig sind. Dazu gehört auch, für sich selbst zu definieren, was Karriere für jede Einzelne bedeutet und welche finanziellen Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen”, sagt Rudi Bauer, Geschäftsführer ­StepStone Österreich.
Doch egal wie zufrieden Frauen mit ihrem Gehalt sind, Fakt ist: Frauen verdienen in Österreich weniger als Männer; laut der Initiative Equal Pay Day (heuer: 4. März) sind es derzeit 17,3%.

Mythos oder Wahrheit?

Dennoch ist die Einschätzung der Befragten eine andere, wie die vorliegende Studie zeigt. So gibt die Hälfte der befragten Männer (vs. 42,7% der Frauen) an, dass es in dem Unternehmen, in dem sie arbeiten, keine großen Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, nur 13,7% (Frauen: 24,7%) erkennen die Gehaltsunterschiede an. Weitere 21,7% der Männer und 18,8% der Frauen geben an, es nicht zu wissen bzw. nicht beurteilen zu können.

Allgemein – also nicht auf den eigenen Arbeitgeber bezogen – stimmen 43,1% der Männer der Aussage zu, dass Frauen grundsätzlich für die gleiche Leistung weniger verdienen als Männer (vs. 71,9% der Frauen), sprich für Frauen ist die Problematik der Gehaltsschere viel präsenter als für Männer.”

„Wen geht’s was an?”

Wer denkt, dass die Angestellten ihr Gehalt immer noch unter Verschluss halten, irrt übrigens.

Nicht einmal 3% der Befragten sind der Meinung, dass Gehalt ein Tabuthema ist. Männer (3,6%) sind dabei insgesamt verschwiegener als Frauen (1,8%).
Im Branchenvergleich sind die Bankangestellten übrigens am konservativsten: 8,2% sind immer noch der Meinung, dass ihr Gehalt niemanden etwas angeht.

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