••• Von Alexander Haide
Aufregende Zeiten stehen der zivilen Luftfahrt bevor, denn auch die Flugzeuge der Zukunft sollen ökologisch betrieben werden. Ein Weg zum Ziel sind Öko-Treibstoffe – doch deren Einsatz wird flächendeckend noch einige Jahre auf sich warten lassen: Die Produktion ist aufwendig und teuer, zudem gibt es noch zu wenige Hersteller des „Grünen Kerosins” (medianet berichtete).
Deshalb könnte der 27. September 2022 in die Geschichtsbücher eingehen, denn zum ersten Mal hob mit der „Eviation Alice” das erste Elektroflugzeug ab, das für den kommerziellen Passagierbetrieb geplant und gebaut wurde. Gegründet wurde das Unternehmen Eviation Aircraft ursprünglich im Jahr 2015 in Israel und übersiedelte später in die USA. Der Jungfernflug einer ersten Version des Jets mit Null-Emissionen ist für den Transport einer Nutzlast von etwa 1.300 kg ausgelegt, was einem Gewicht von neun Personen inklusive Gepäck entspricht.
Millionen von der NASA
Die „Alice”, wie der erste E-Jet liebevoll getauft wurde, wird von zwei Elektrotriebwerken bis auf eine Geschwindigkeit von rund 480 km/h beschleunigt und erreichte beim ersten, achtminütigen Testflug eine Flughöhe von knapp mehr als 1.000 m. Wie vielversprechend das Projekt ist, zeigt auch ein großzügiges Engagement der NASA: Sie investierte insgesamt 74 Mio. USD für die Weiterentwicklung und den Bau weiterer E-Flugzeugtriebwerke. „Der Jungfernflug hat uns wertvolle Daten geliefert, um den Jet für die kommerzielle Produktion zu optimieren”, gibt sich Eviation-CEO Gregory Davis enthusiastisch gegenüber dem US-Online-Nachrichtenportal TechCrunch. Dennoch wird es, so Davis, noch bis zum Jahr 2025 dauern, bevor alle Tests abgeschlossen sind und mit der Produktion von Prototypen begonnen werden kann. Denn, so der CEO weiter, es habe gute Gründe, dass Fliegen so sicher sei und Entwicklungsschritte deshalb nur langsam umzusetzen sind. Ein weiterer, unschlagbarer Vorteil von Elektroflugzeugen: Sie sind im Vergleich zu ihren Kerosin-Kollegen um vieles leiser.
Langfristig soll Eviation Alice vor allem auf Kurzstrecken zwischen regionalen Airports zum Einsatz kommen, auch an eine Cargo-Version des E-Fliegers ist gedacht. Ein weiterer Bonus der Alice: Sie soll mit 100% Sustainable Aviation Fuel (SAF) abheben, also mit „Grünem Kerosin”.
Das deutsche Airline-Start-up Evia Aero will 25 elektrische Regionalflugzeuge vom Typ Alice kaufen; das Regionalflug-Start-up beabsichtigt dabei, die Alice als primäres Flugzeug für Punkt-zu-Punkt-Regionalflüge in Deutschland, Dänemark, Belgien, Österreich und den Niederlanden einzusetzen.
Überschall ab 2026
Der Weg zum neuen Überschall-Jet der nächsten Generation ist ein weiter. Bereits im Jahr 2014 gründete der ehemalige Amazon- und Groupon-Manager Blake Scholl das Unternehmen Boom Supersonic. Ziel ist es, bis zum Jahr 2026 den Überschalljet „Overture” auf eine Geschwindigkeit von Mach 1,7 (rund 2.100 km/h) zu bringen.
Prominente Partner bei dem Vorhaben sind unter anderen Northrop Grumman, ein Konzern, der sich hauptsächlich mit Militär-Avionik beschäftigt. Bei dem Rüstungsunternehmen denkt man an die militärische Nutzung des Überschallfliegers.
Auch zivile Airlines glauben an die Zukunft mit Überschall: American Airlines bestellte 20 der neuen Supersonic-Jets, United Airlines 15 Stück mit einer Option auf weitere 35 Flugzeuge. Dafür wurden auch stattliche Summen an Deposits locker gemacht, die in die Entwicklung des Boom-Jets fließen. Auch Japan Airlines haben sich schon eine Option auf 20 Flieger gesichert.
Überschalldestinationen
Die Möglichkeiten, die Boom Supersonic für den Concorde-Nachfolger ortet, lassen Big Business erwarten: Mehr als 600 profitable Routen wurden identifiziert, in etwa 20.000 m Höhe geht es zwei Mal so rasch über die Ozeane.
Mit einer Länge von etwa 70 m besitzt der Boom-Jet eine Reichweite von etwa 7.900 km und kann 65 bis 80 Passagiere transportieren. Der erste Flug soll im Jahr 2026 stattfinden.