••• Von Helga Krémer
WIEN. Bereits seit Anfang 2003 führen die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) quartalsweise eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch. Sinn und Zweck der Survey ist die Verbesserung ihres Informationsstandes betreffend das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von Unternehmen und privaten Haushalten sowie sonstige die Geldpolitik betreffende Themen. Dabei werden rund 150 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.
Konjunktur bringt Kredite
„Die expansive Kreditentwicklung in Österreich, die sich bereits seit Ende 2016 in den Umfrageergebnissen zeigt, vollzieht sich vor dem Hintergrund eines kräftigen Konjunkturaufschwungs”, sagt Gerald Hubmann von der OeNB, Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen. Dessen Höhepunkt sei laut OeNB-Analyse zwar bereits überschritten, dennoch gehen aktuelle Prognosen noch bis mindestens 2020 von einem vergleichsweise guten Wachstum der österreichischen Wirtschaft aus – trotz steigender Risiken für die Weltwirtschaft. Laut OeNB-Prognose wurde für die Jahre 2018 bis 2020 ein Wachstum des realen BIP von 2,7%, 2,0% und 1,9% erwartet.
„Bereits seit über zwei Jahren melden die an der Umfrage teilnehmenden Banken ein anhaltendes Wachstum der Nachfrage nach Unternehmenskrediten”, so Hubmann. Ein Blick in die erhobenen Daten lässt einen bei den langfristigen Krediten im Beobachtungszeitraum viertes Quartal 2017 bis Mitte 2018 aufmerken. Denn da zeigt sich diese Entwicklung besonders ausgeprägt. „Der wesentliche Grund dafür ist ein gestiegener Finanzierungsbedarf für die anhaltend starke Investitionstätigkeit der österreichischen Unternehmen”, erklärt der OeNB-Statistiker und räumt gleich mit einem Mythos auf: „Vom niedrigen Zinsniveau gingen dagegen in den letzten Jahren kaum zusätzliche Impulse für die Kreditnachfrage der Unternehmen aus.”
Worin investiert wird
Dröselt man die angesprochene Investionstätigkeit und die dynamische Kreditnachfrage der letzten Jahre auf, so geht aus den Umfrageergebnissen ein stark steigender Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen hervor. Zudem wurden von den befragten Banken Ausgaben für Betriebsmittel, den Aufbau von Lagerbeständen, Restrukturierungen und Übernahmen von Unternehmen sowie die Refinanzierung und Umschuldung bestehender Kredite als Faktoren der gestiegenen Nachfrage genannt. Für das erste Quartal 2019 erwartet die OeNB bei Unternehmen jedoch keinen weiteren Anstieg der Kreditnachfrage.
Unbeeindruckt von NPL-Quote
Seit Juli 2018 werden von der OeNB auch die Auswirkungen der non-performing-loan-Quote, kurz NPL-Quote, auf die Kreditvergabepolitik erhoben. Erfreuliches Ergebnis: Die Kreditvergabepolitik österreichischer Banken zeigt sich weitgehend unbeeinflusst von notleidenden Krediten.
„Der Anteil notleidender Kredite ist in Österreich niedriger als im Euroraum sowie in der EU insgesamt, was für eine im Vergleich umsichtige Kreditvergabe bzw. eine gute Bonität der österreichischen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer spricht”, fasst Hubmann zusammen.