••• Von Reinhard Krémer
WIEN. Wie wild sind die Österreicher wirklich auf den Abschluss von Finanzprodukten im Internet? Während die einen massiven Nachholbedarf in der Alpenrepublik orten, sagen die anderen: Alles halb so wild.
Dies bestätigt auch eine aktuelle Studie des Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) zur Internetnutzung bei Bank- und Versicherungsthemen. Sie zeigt: Informiert wird übers Netz; abgeschlossen aber – im Gegensatz zu anderen Branchen – lieber offline.
802 repräsentativ ausgewählte Personen wurden von Dezember 2015 bis Jänner 2016 im Auftrag des FMVÖ von Telemark Marketing telefonisch und online befragt. Ergebnis: Nur 9,7% der Österreicher würden derzeit online abschließen, bereits 57,1% informieren sich aber via Internet über diverse Bank- und Versicherungsprodukte.
Dabei weisen die unter 30-jährigen Kunden mit 11% Online-Abschlüssen eine doppelt so hohe Bereitschaft auf als die restlichen Altersgruppen. Bei der jüngsten Altersgruppe tritt der RoPo-Effekt (Research online, Purchase offline) am stärksten auf, jedoch informieren sich auch bereits mehr als die Hälfte der 31- bis 60jährigen Kunden online.
Trotz Informationseinholung im Internet ist bei Bank- und Versicherungsprodukten der Wunsch nach persönlicher Beratung nach wie vor hoch; die Verbundenheit zum Betreuer ist mit einem Anteil von 81,9% der Befragten dabei besonders ausgeprägt.
Abschließen lieber persönlich
Allerdings bevorzugen knapp 30% der Kunden den persönlichen Kontakt aufgrund von Sicherheitsbedenken bei der Übertragung von Daten. Die Scheu vor Online-Abschlüssen betrifft vor allem Kredite, Lebensversicherungen und Haus- und Wohnfinanzierungen, während es bei Kfz-Versicherungen, Spar- und Girokonten sowie Kreditkarten weniger Bedenken gibt und mehr als 20% der Kunden hierbei auf persönliche Beratung verzichten.
„Konsumenten von Bank- und Versicherungsprodukten ziehen weiterhin den persönlichen Kontakt vor”, so FMVÖ-Vizepräsident Werner Schediwy, gemeinsam mit Robert Sobotka von Telemark Marketing für die Studie verantwortlich.
Fast 70% der Konsumenten nützen eine Form des Internet-Bankings – nur 17,1% verwenden das mobile Endgerät. Dies liegt zum einen an der besseren Übersicht, die ein größerer Bildschirm bietet, aber vor allem am mangelnden Vertrauen in die Sicherheit des Mobile-Bankings, das von mehr als 50% der Befragten als unsicher empfunden wird. Seit 2014 hat sich außerdem die Sofortüberweisung bei 53,7% der Befragten als Zahlungsmittel noch stärker durchgesetzt.