••• Von Reinhard Krémer
WIEN. Was den fliegenden Helden auf die Patschen streckt, weiß jedes Kind: Kryptonit. Die heimischen Wirtschaftstreibenden wissen, was sie schwächt: die drückende Steuer- und Abgabenquote. Dies wird in einer Analyse des Beratungsunternehmens Deloitte bestätigt. Dort checkt man seit fünf Jahren mit dem Deloitte Radar die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Österreich. Das Ergebnis ist ernüchternd: Der Gesamtwert des Deloitte Index über die sieben bewerteten Standortfaktoren stagniert bei drei von maximal fünf Punkten.
Reformdruck stark gestiegen
Österreich geht es aktuell wirtschaftlich sehr gut, stellen die Deloitte-Experten zwar fest. Dennoch hat es die Alpenrepublik letztes Jahr im internationalen Wettbewerb nicht geschafft, mit einer nachhaltigen Trendumkehr in die Topliga zurückzukehren.
Vielmehr stagniert der Standort laut Analyse im Mittelfeld. Seit mittlerweile einem Jahrzehnt ist im Schnitt nur eine Seitwärtsbewegung feststellbar.
„Das zurückliegende Jahr war ein verlorenes Jahr für den Standort”, warnt Bernhard Gröhs, CEO von Deloitte Österreich. „Wichtige Themen wurden nicht angegangen, und es fehlte an Umsetzungskraft. Der Reformdruck ist dadurch beachtlich gestiegen.”
Österreich weit hinten
In der Gesamtanalyse der fünf untersuchten globalen Indizes nehmen die Schweiz, Schweden sowie die USA wieder die Top-Platzierungen ein. Hierzulande hat es im Jahresvergleich keine Veränderung gegeben: Österreich befindet sich in vier der fünf untersuchten Indizes unter den Top 20 und belegt im Durchschnitt erneut nur Platz 19.
„Der heimische Standort hat sich seit dem letzten Jahr nicht vom Fleck bewegt. Es fehlt klar an Dynamik”, so Gröhs. „In den weltweiten Top Ten sind acht europäische Länder. In Hinblick auf unsere Wirtschaftsdaten und Grundvoraussetzungen kommt man für Österreich zum Schluss: Das muss besser gehen.”
Wo der Schuh drückt
Laut Deloitte sind die besten europäischen Länder der Benchmark, an dem sich Österreich messen muss, die Schweiz, Schweden, Finnland, die Niederlande und Dänemark.
Insgesamt hat Deloitte sieben Standortfaktoren im Detail analysiert; der Faktor „Kosten” ist besonders hervorzuheben. Hier erhält Österreich 1,5 von 5 möglichen Punkten (2017: 1 Punkt). Die hohe Abgabenquote ist noch immer ein klarer Nachteil im europäischen Wettbewerb. Die angekündigte Senkung der Quote auf 40% und die geplanten Maßnahmen im Steuerbereich sieht Deloitte als Chance.
Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind ein weiterer entscheidender Standortfaktor, Österreich ist hier stark gefordert. Das Deloitte Radar vergibt für die „Verfügbarkeit von Arbeitskräften” 2 von 5 möglichen Punkten (2017: 2 Punkte).
Die Situation ist paradox, meint man bei Deloitte: Unternehmen können Aufträge aufgrund des Fachkräftemangels nicht annehmen – bei gleichzeitiger Arbeitslosigkeit älterer oder unzureichend ausgebildeter Arbeitskräfte.
In Innovation liegt die Kraft
Es gibt bei aller Kritik aber auch positive Ergebnisse: Für den Standortfaktor „Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie” gibt es im Deloitte Radar 4 von 5 möglichen Punkten (2017: 4 Punkte). Österreich liegt hier nur mehr knapp hinter den Innovationsführern Schweden, Dänemark und Finnland. In der Forschungsförderung wurden zuletzt wichtige Impulse gesetzt.
Herausfordernd sind nach wie vor die Verfügbarkeit von Risikokapital und die Schaffung einer umfassenden Start-up-Kultur, so die Deloitte-Experten.