Ärzte und Apotheker im Streit um Medikamente
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HEALTH ECONOMY Redaktion 25.10.2019

Ärzte und Apotheker im Streit um Medikamente

Im Gesundheitswesen spitzt sich der Konflikt um Hausapotheken zu. Die Bundeswettbewerbsbehörde ergreift nun Partei für die Ärzte.

••• Von Martin Rümmele

Es war eine Paukenschlag, als Ende der Vorwoche die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ihren zweiten Teilbericht zu Entwicklungen und Wettbewerb im Gesundheitswesen vorgestellt hat. Inhaltlich war zwar schon durchgesickert, dass es um ärztliche Hausapotheken gehen werde, dennoch war die Deutlichkeit der Forderungen dann doch für viele im Gesundheitswesen überraschend.

Wettbewerb soll helfen

„Wettbewerb kann ein Tool sein”, sagte BWB-Generaldirektor Theodor Thanner im Hinblick auf den Gebietsschutz von Apotheken, den die BWB aufgehoben wissen möchte. „Wir haben gesehen, dass es am Land in Zukunft durch den Ärztemangel ein großes Problem geben wird”, sagte Thanner. „Man muss in Wahrheit den Beruf Landarzt attraktiver machen.” Ein wesentlicher Punkt betrifft die Apotheken. „Wir haben gesehen, dass künstliche Monopole bei Apotheken die Gesundheitsversorgung stören”, sagte der Behördenleiter mit Blick auf eine Kilometerregelung zu Mindestentfernungen im Apothekengesetz. Diese habe in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass von Kassenärzten im ländlichen Raum betriebene Hausapotheken verschwanden.

Entlastung für Ärzte

Die BWB erwartet wie viele Beobachter, dass sich der Ärztemangel im nächsten Jahrzehnt verschärft. Von den rund 3.900 Allgemeinmedizinern werden in den nächsten zehn Jahren über 2.000 das Pensionsantrittsalter von 65 Jahren erreichen. Schon in den vergangenen Jahren seien vermehrt Anzeichen für eine partielle Verschlechterung der medizinischen Grundversorgung in ländlichen Regionen aufgetreten; so sei es schwer geworden, frei werdende Kassenplanstellen nachzubesetzen, heißt es in dem Bericht. Die Wettbewerbsbehörde schlägt vor, den Apothekenmarkt zu liberalisieren, um Hausarzt­ordinationen am Land attraktiver – und damit lukrativer – zu machen. Dabei stelle die ärztliche Hausapotheke „aus wettbewerblichen Gesichtspunkten ein entscheidendes Instrument” dar. Diese könnten „insbesondere im ländlichen Raum einen entscheidenden Beitrag zu einer möglichst flächendeckenden Gesundheitsversorgung der Bevölkerung leisten”.

Derzeit dürfen praktische Kassenärzte nur dann eine Hausapotheke betreiben, wenn es im Umkreis von vier beziehungsweise sechs Straßenkilometern keine öffentliche Apotheke gibt. Eröffnet eine Apotheke in diesem Gebiet, muss der Hausarzt seine Apotheke binnen drei Jahren schließen. Die BWB fordert die ersatzlose Streichung dieser Mindestentfernungen.

Apotheker kontern

Wie die BWB ermittelte, kam es im Zeitraum von 2009 bis 2018 in Österreich zur Eröffnung von 155 öffentlichen Apotheken und zur Schließung von drei öffentlichen Apotheken. Gerade in Gemeinden mit 1.000 bis 5.000 Einwohnern kam es durch die Neueröffnung öffentlicher Apotheken zu einer Verdrängung bestehender Hausapotheken. Insgesamt hatte die Eröffnung von 37 Apotheken die regulatorisch bedingte Schließung von 62 Hausapotheken zur Folge.

Die Apothekerkammer hat dem Vorstoß der BWB umgehend eine Abfuhr erteilt. Es sei eine Illusion, zu glauben, damit die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum verbessern zu können, sagten Vertreter der Kammer bei einer Pressekonferenz. Im Gegenteil: Eine Liberalisierung würde die Schließung von zehn Prozent der Apotheken „in der Minute” bedeuten, wie Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Apothekerkammer, betonte. Insgesamt wäre fast die Hälfte der Apotheken nach seinen Worten zumindest gefährdet. Die Apotheker fordern umgekehrt eine Flexibilisierung der Öffnungszeiten auf bis zu 72 Stunden pro Woche, die Einführung einer mobilen Apotheke mit der Hauszustellung, insbesondere etwa für Pflegeheime, und die Einführung von Filialapotheken, skizzierte Verbandspräsident Jürgen Rehak.

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