Covid-Druck steigt
© APA/AFP/Thomas Samson
Die Reduktion von Operationen während des Lockdowns hat auch die Medizinprodukte-Branche getroffen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 23.10.2020

Covid-Druck steigt

Die Medizinprodukte- und Medizintechnikbranche kämpft mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie.

••• Von Martin Rümmele

WIEN / BERLIN. Von Verbandszeug, über Röntgengeräte bis zum Implantat: Die deutsche Medizinprodukte- und Medizintechnikbranche hatte ein jahrelanges Wachstum hinter sich – bis die Coronakrise kam. Denn obwohl Produkte wie Schutzkleidung und Atemschutzmasken gefragt sind, ist die Branche insgesamt in Schwierigkeiten geraten, teilte der Bundesverband Medizintechnologie nun in Berlin mit. In Österreich ist die Situation ähnlich, wie Aus­tromed-Geschäftsführer Philipp Lindinger bestätigt.

Gewinner und Verlierer

Nach einer Branchenumfrage in Deutschland rechnet gut jedes zweite von 118 befragten Mitgliedsunternehmen damit, dass die Geschäfte dieses Jahr schlechter laufen. Der Bundesverband Medizintechnologie erwartet für heuer ein Minus von 4,9%. „Unsere Unternehmen leiden vor allem unter der Verschiebung planbarer Operationen, unter weniger Arztbesuchen und damit auch weniger Verordnungen”, sagte Vorstandschef Meinrad Lugan. Lindinger sieht das für Österreich ähnlich: „Bereiche wie Corona-Tests, Schutzausrüstung oder auch Impfutensilien, die die Krise kreiert hat oder künftig gebraucht werden, wachsen. Für die Bereiche, die in Spitälern von Verschiebungen von Operationen betroffen waren, rechnen wir hingegen mit einem Minus von 30 bis 40 Prozent”, sagt er im medianet-Interview. Dazu gehören etwa Medizinprodukte im cardiovasculären oder Endoprothetikbereich, die vom Lockdown betroffen waren. Die Reduktion von Diagnosen und Therapien macht Lindinger auch gesamtwirtschaftlich Sorgen: „Wenn das nicht gemacht wird, schlagen die Patienten später und mit schwereren Erkrankungen im System auf. Das wird dann auch gesamtwirtschaftlich zu Mehrkosten führen.”

Die Lieferfähigkeit der Branche sei hingegen wieder hergestellt, der Preisdruck nehme aber wieder zu. In Deutschland fordert die Branche digitale Bestandsplattformen für wichtige Produkte. „Für weniger als 20 Prozent relevanter Produkte ist ein Krisenlager oder eine Krisen-Produktionskapazität erforderlich”, hieß es. Meist gebe es nur ein Verteilungsproblem.

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