FELDKIRCH. Woher kommen eigentlich medizinische Innovationen? Von großen Konzernen oder spezialisierten Kleinunternehmen? Tatsächlich kommt gerade im medizintechnischen Bereich viel aus der Praxis. Viele Ärzte haben bei der Arbeit Ideen, Chirurgen verbessern und optimieren Geräte. Nicht wenige Ärzte halten deshalb medizintechnische Patente. Doch wie kommen diese Geräte in Serie und wie auf den Markt? Solche Fragen stellte sich auch der Vorarlberger Walter Egle, der Manager in einem internationalen Konzern war.
Produktideen umsetzen
Es war Ende 1998, als er und eine Gruppe mit Wissen aus der Medizintechnik und Produktentwicklung sich zusammenschlossen, um ein Ziel zu verfolgen: Europäischen Chirurgen bei der Umsetzung von Produktideen schnelle, professionelle Unterstützung anzubieten. Die Agency for Medical Innovations, kurz A.M.I., war geboren. Man entwickelt mit Ärzten deren Ideen, hilft bei der Vermarktung und produziert auch.
„Es ist uns in kurzer Zeit gelungen, in der chirurgischen Szene als Lieferant von innovativen, neuen Produkten und Behandlungsmethoden bekannt zu werden”, sagt CEO Marc Jablonowski. Insgesamt ist das Unternehmen bereits in 50 Ländern aktiv und hat mehr als 100 Beschäftigte. Der Vorteil: Die ärztlichen Partner vergrößern auch das Netz. „Wir haben uns einen Namen gemacht bei Ärzten mit Ideen. Und Ärzte sind auch laufend nach der Suche nach Neuem.” Das Unternehmen weist deshalb nicht nur deutlich größere Wachstumsraten auf, als große Konzerne, sondern sieht sich auch in der Lage, schneller agieren zu können. „Wir haben heute eine Top-Bonität”, sagt Jablonowski. Begonnen hat man vor knapp 20 Jahren auch mit Investoren aus dem Private Equity-Bereich, die dann nach und nach auch von Privaten ausgekauft wurden. „Alle Gesellschafter sind heute aus Österreich, auch der Gründer ist noch an Bord, konzentriert sich im Aufsichtsrat aber verstärkt auf die Strategie.” Und die heißt: starkes Wachstum mit dem Ziel, Innovationsführer in Europa zu werden.
Nur 10% werden realisiert
Dabei helfen eine tiefe Wertschöpfungskette und eine eigene Entwicklungsabteilung. Denn nicht selten wird eine gute Idee an das Unternehmen herangetragen, muss aber erst zu einem Produkt umgesetzt werden. Etwa zehn Prozent aller Ideen haben auch das Potenzial zu einem marktreifen Produkt, erzählt der Manager, der selbst früher bei Großkonzernen wie Philips Medical Systems und Siemens war. Unterstützt werde man von einer Gruppe von medizinischen Experten während des gesamten Produktentwicklungsprozesses. Dabei sei vorgegeben, was ein Produkt können müsse: nämlich einem oder mehreren klar definierten Anforderungen entsprechen, etwa ein minimal-invasives chirurgisches Vorgehen ermöglichen, bessere Ergebnisse erwarten lassen, eine Reduktion von Schmerzen und kürzere Erholungszeiten nach einer Operation ergeben oder die Sicherheit von bereits etablierten Methoden erhöhen.
A.M.I. hat die Zentrale seit Oktober 2004 in Feldkirch. Hier sind neben dem Sitz der Firmenleitung auch die Administration und das Finanzwesen, das Marketing, die Entwicklung und vor allem auch die zu Beginn 2009 stark erweiterte Produktion ansässig. 2013 wurde der Produktionsstandort mit dem dritten Firmengebäude weiter ausgebaut. Das Produktangebot enthält Lösungen zur Behandlung von Volksleiden, wie des Hämorrhoidalleidens, krankhafter Fettleibigkeit und die Harn- und Stuhlinkontinenz bei Frauen und Männern. „Zusätzlich bieten wir unser Know-how als OEM-Lieferant mit Dienstleistungen in den Bereichen Konstruktion, Design und Produktion an.”