••• Von Martin Rümmele
WIEN. Im Bundespräsidentenwahlkampf gelangten teilweise gefälschte Gesundheitsdaten der beiden Kandidaten an die Öffentlichkeit, was einen Fokus auf Cyberkriminalität in der Medizin legte. Laut Sicherheitsexperten steigt die Gefahr – Datenlecks, Hacks oder gefakte Dokumente können verheerende Auswirkungen haben, hieß es bei einer Pressekonferenz der Ärztekammer am Montag in Wien.
Starkes Plus bei Gesundheit
Laut dem IT-Sicherheitsexperten Cornelius Granig verzeichnet Österreich einen starken Anstieg der Cyberkriminalität: Während das Plus in Deutschland von 2017 auf 2018 rund 8% betrug, waren es in der Alpenrepublik 16,8%; 2017 war die Rate sogar um 28,2% gewachsen.
Granig nannte die aktuelle Situation im Gesundheitsbereich „noch immer mehr als besorgniserregend” – nicht zuletzt, weil nach Schätzungen die Dunkelziffer bei 90% liege. Darüber hinaus werde nur ein Bruchteil der Straftaten angezeigt und viele Betroffene merken gar nicht, dass sie Opfer einer Straftat wurden, gab Granig zu bedenken. Er verwies auf eine Studie, der zufolge es bei 60% der deutschen Spitäler zu Hacking-Versuchen gekommen ist.
Der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres warnte vor den diesbezüglichen Gefahren, nicht nur für prominente Patienten, und erläuterte anhand von Beispielen, welches Schindluder mit den Informationen getrieben wird. So können etwa echte, vermutete oder überstandene Erkrankungen zum Kündigungsgrund werden. Aktuelle IT-Entwicklungen schaffen auch im medizinischen Bereich neue Möglichkeiten, es entstehen aber auch spezielle Risiken und Herausforderungen durch vernetzte und vernetzende Technik. Ransomware kann gerade kleinere Betriebe über längere Zeit lahmlegen.
Der Feind im eigenen Haus
Ein Ausgangsort für digitale Angriffe sei das Darknet als Plattform für den Verkauf gestohlener Daten, aber der „Feind” kann durchaus auch im eigenen Haus sitzen, wo der Zugriff auf Patienten-Unterlagen auf jene beschränkt sein sollte, die ihn unbedingt brauchen, sagte Szekeres.