••• Von Katrin Grabner
WIEN. Investieren statt Sparen – so lautet die aktuelle Forderung der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) an die möglichen Koalitionspartner ÖVP und FPÖ. „Eine gute Gesundheitsversorgung darf und muss etwas kosten”, lautete die dringliche Forderung des ÖÄK-Präsidenten Johannes Steinhart jüngst bei einem Medientermin. Sie müsse auf der politischen Prioritätenliste ganz nach oben und dürfe „auf keinen Fall unter die Räder der Sanierung des budgetären Milliardendefizits” kommen. Es brauche Reformen und Anpassungen, keine Rückschritte.
Die sogenannten Kostendämpfungspfade hätten in eine Sackgasse geführt. Steinhart warnte gleichzeitig aber auch vor einer Konzernisierung des Systems: „Eine Heuschrecken- und Konzern-Medizin, die primär auf den Profit schielt, geht unweigerlich zulasten der Patienten, weil dann bei Diagnose und Behandlung nicht mehr Ärzte nach medizinischen Kriterien entscheiden können, sondern Controller und Betriebswirte den Ton angeben”, hielt Steinhart fest.
Er erwarte von der nächsten Bundesregierung, dass sie der Konzernisierung einen gesetzlichen Riegel vorschiebt.
Patientenlenkung als Hebel
Eine zügige Sanierung forderte Steinhart hingegen im Kassenbereich. Hier brauche es 1.000 neue Kassenstellen und mehr Engagement der Österreichischen Gesundheitskasse, um das System für Patienten und Ärzte attraktiver zu machen.
Ebenso sei dringend eine verbindliche und strukturierte Patientenlenkung notwendig, gerade in Zeiten einer Ressourcenknappheit. Die Politik sei gefordert, entsprechende Modelle zu entwickeln und Regelungen vorzugeben. Der ÖÄK-Präsident wünscht sich, dass das Modell „digital vor ambulant vor stationär” der scheidenden Regierung in Zukunft zum Tragen kommt. Eine Ambulanzgebühr einzuführen sei keine Kernforderung der ÖÄK, aber man müsse zumindest darüber reden können.
Die Digitalisierung des Gesundheitssystems sieht Steinhart als Chance – sie hätte „unfassbares Potenzial”. Hier brauche es jetzt Investitionen für einen flächendeckenden Aufbau sowie den gleichzeitigen Abbau von Bürokratie.