Pandemie-Ende trifft Pharmabranche hart
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HEALTH ECONOMY Redaktion 03.11.2023

Pandemie-Ende trifft Pharmabranche hart

Ergebnisse vieler Pharmafirmen sind im dritten Quartal unter Druck gekommen. Wachstum gibt es in der Onkologie.

••• Von Katrin Grabner

Wie schon im Frühjahr und im Sommer kämpfte die Pharmabranche auch im vergangenen Quartal mit einer rückläufigen Nachfrage bei Covid-Impfstoffen. Die Folgen sind sinkende Umsätze und herabgesetzte Jahresprognosen. Gewinner sind jene Firmen, die sich auf Diabetes, Adipositas und Krebs spezialisiert haben.

Pandemieende bremst

Die weitverbreitete Impfmüdigkeit der Menschen sowie das Ende der Coronapandemie treffen große Pharmaunternehmen wie US-Konzern Pfizer und den deutschen Partner Biontech besonders hart. Bei Pfizer leidet man vor allem unter einer weggebrochenen Nachfrage nach Covid-Medikamenten. Das Unternehmen verkündete deshalb kürzlich, dass die Umsatzprognose für das laufende Jahr auf 58 bis 61 Mrd. USD gesenkt wurde; zuvor wurden Erlöse von 67 bis 70 Mrd. USD erwartet. Der Rückgang gehe allein auf Corona-Arzneien zurück, hieß es von Pfizer. Für das Covid-Medikament senkte der Konzern die Umsatzerwartung um sieben Mrd. USD und auch beim Corona-Impfstoff rechnet Pfizer nun mit zwei Mrd. USD weniger Umsatz.

Der deutsche Partner Biontech prüfte ebenfalls die Auswirkungen der geringen Nachfrage auf die Geschäfte. Für das dritte Quartal rechnet das Unternehmen nun mit Abschreibungen von bis zu 900 Mio. €. Das entspreche der Hälfte des Bruttogewinnanteils aus der Vereinbarung mit Pfizer. Biontech-Aktien fielen an der Börse in Frankfurt um mehr als sieben Prozent auf 93,72 €. Auch im Nachbarland spürt der Schweizer Pharmakonzern Roche die nachlassenden Umsätze nach der Corona-pandemie und machte in den ersten neun Monaten 2023 ein Minus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Für das weitere Jahr wird zu konstanten Wechselkursen ein Rückgang der Umsätze im niedrigen einstelligen Prozentbereich ­erwartet.
Beim US-Biotechkonzern Moderna ist man hingegen vorsichtig optimistisch. Trotz einer rückläufigen Nachfrage für die Corona-Produkte hält Moderna an den Geschäftserwartungen fest: Für 2023 rechnet man dort mit Impfstoffumsätzen von sechs bis acht Mrd. USD. Im vorbörslichen Handel verlor Moderna allerdings rund vier Prozent an der Wall Street.

„Abnehmspritze” legt vor

Etwas besser sieht es bei der französischen Pharmafirma Sanofi und dem deutschen Pharma- und Technologiekonzern Merck aus. Für das laufende Jahr bleibt es bei Sanofi bei dem Ziel, den auch um Währungseffekte bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) um einen mittleren einstelligen Prozentsatz zu steigern. Im dritten Quartal verschlechterte sich das operative Ergebnis (bereinigtes EBIT) um zehn Prozent auf 4,03 Mrd. €; Analysten hatten mit etwas mehr gerechnet. Bei Merck geht man 2023 von einem Umsatzrückgang auf 20,5 bis 21,9 Mrd. € aus (Vorjahr: 22,23 Mrd. €). Für 2024 erwarte man aber wieder ein organisches Umsatzwachstum.

Klare Gewinner des vergangenen Quartals sind Konzerne wie Novo Nordisk, MSD und Novartis. Bei der dänischen Pharmafirma Novo Nordisk erwartet man, dass die Erlöse dank der „Abnehmspritze” im laufenden Jahr um 32 bis 38% zulegen; bisher hatte der Konzern ein Wachstum von 27 bis 33% angepeilt. Beim operativen Gewinn (EBIT) rechnet der Konzern mit einem Plus von 40 bis 46%. Auch der US-Pharmakonzern MSD hebt angesichts gut laufender Geschäfte mit Medikamenten seine Umsatzprognose für das laufende Jahr an. Aufgrund der positiven Entwicklung im Krebsgeschäft sollen die Erlöse für das Gesamtjahr jetzt in einer Spanne zwischen 59,7 und 60,2 Mrd. USD liegen; bisher lagen die Erwartungen bei 58,6 bis 59,6 Mrd. USD.
Über ein stetiges Wachstum freut sich ebenso der Schweizer Pharmakonzern Novartis. In Q3 kletterten die Erlöse im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf 11,8 Mrd. USD. Das Unternehmen erwartet ein prozentuales Plus im mittleren bis hohen Zehnerbereich.

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