Psychischer Druck lässt Krankenstände steigen
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HEALTH ECONOMY Ina Karin Schriebl 24.02.2017

Psychischer Druck lässt Krankenstände steigen

Die Zahl der Krankenstände ist zuletzt leicht gestiegen. Hauptproblem sind aber psychische Erkrankungen.

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN. 2015 verbrachten unselbstständig Beschäftigte durchschnittlich 12,7 Tage im Krankenstand, 2,5% mehr als 2014. Was 2007 mit einem ersten Bericht begonnen hat, ist mittlerweile ein Fixpunkt – der „Österreichische Fehlzeitenreport”, getragen von der Zusammenarbeit zwischen dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger, der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer.

Weniger Unfälle

Im Vergleich zum Jahr 2014 kam es 2015 in Österreich zu einem leichten Anstieg der gesundheitsbedingten Fehlzeiten. Die Krankenstandsquote lag 2015 bei 3,5% (2014 3,4%). Die Differenz zwischen 2014 und 2015 geht auf eine erhöhte Zahl an Atemwegserkrankungen zurück und kann durch die starke Grippewelle in den ersten Monaten des Jahres 2015 erklärt werden, schreiben die Experten. Als weitere Ursachen dominieren Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, die zusammen gut 50% der Krankenstandsfälle und gut 40% aller Krankenstands­tage verursachen. Ein klarer Aufwärtstrend ergibt sich weiter für die Häufigkeit von psychischen Erkrankungen. Der Anteil der Verletzungen nahm dagegen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich ab; er betrug 2015 gut 16%, 2004 waren es noch 21%. Auch die Zahl der Arbeitsunfälle geht deutlich zurück: 2015 lag die Unfallquote bei 322 je 10.000 Versicherte und erreichte somit den tiefsten Stand seit 1974.

Ulrike Rabmer-Koller, Verbandsvorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, unterstreicht, dass eine gesunde Arbeitswelt einen wesentlichen Beitrag für ein längeres und selbstbestimmtes Leben bei guter Gesundheit leistet. „Der jahrzehntelange Rückgang der Arbeitsunfälle setzt sich fort, die Unfallquote liegt auf dem tiefsten Wert seit 1974”, freut sich Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer Österreich. „Die Häufigkeit von Arbeitsunfällen ist zwischen 1974 und 2015 um 58% gesunken. Das ist vor allem dem Engagement der Betriebe im Arbeitnehmerschutz zu verdanken.”

Alkohol als Problem

Der aktuelle Fehlzeitenreport setzt sich auch mit dem Schwerpunkt „Alkohol” auseinander und zeigt die dahinterliegenden Daten und Interventionsmöglichkeiten auf. „Es gibt schon zu denken, dass Österreich im Bereich des Pro-Kopf-Alkoholkonsums im europäischen Spitzenfeld liegt”, sagt Christa Marischka von der Wiener ­Arbeiterkammer. „Dies umso mehr, als übermäßiger Alkoholkonsum auch Auswirkungen auf die berufliche Laufbahn der Betroffenen hat. Menschen mit Alkoholproblemen haben oftmals nicht nur ein geringeres Einkommen, sondern haben auch schlechtere Chancen.”

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