Vitamin-D-Mangel ist kein Märchen
© Biogena/APA-Fotoservice/Tanzer
Michael Holick: „Nur 60 Prozent weisen normale Vitamin-D-Konzentration im Blut auf.”
HEALTH ECONOMY ulli moschen 29.04.2016

Vitamin-D-Mangel ist kein Märchen

Vitamin-D-Mangel erhöht das Risiko für Herzinfarkte, verdoppelt das Sterberisiko und begünstigt neurodegenerative Erkrankungen, sagte nun ein US-Experte in Wien.

••• Von Ulli Moschen

WIEN/SALZBURG. Rund die Hälfte der Menschen auf der Nordhälfte der Erde weist einen Vitamin-D-Mangel auf. Dabei ist das Vitamin essenziell für unsere Gesundheit. In jeder Zelle, vom Gehirn bis in die Haut, gibt es Rezeptoren dafür. Ein Mangel begünstigt nicht nur Knochenerkrankungen wie Rachitis oder Osteoporose, sondern führt zu einem erhöhten Risiko für Herz­infarkte und verdoppelt das Sterberisiko. Experten sehen auch einen Zusammenhang mit Multipler Sklerose und anderen neurodegenerativen Erkrankungen.

Diskussion bei Biogena

Michael Holick, Endokrinologe und Direktor der Klinik für Knochenerkrankungen in Boston, beschäftigt sich seit Jahren mit dem fettlöslichen Vitamin. „In der Schwangerschaft ist es enorm wichtig für das Ungeborene; Schwangere haben bei einer ausreichenden Vitamin-D-Substitution weniger Präeklampsie-Zwischenfälle, das Diabetes mellitus-Risiko bei Kindern verringert sich um 50 Prozent”, sagte der Experte nun bei einem Vortrag des Unternehmens Biogena in Wien. „Erwachsene sollten 2.000 Internationale Einheiten pro Tag (I.E.) zu sich nehmen, Kinder die Hälfte.” Allerdings könne man durchaus die Gesamtdosis für eine oder zwei Wochen auf einmal schlucken, denn „Vitamin D ist eine Substanz, die das verzeiht”. Ein künstlicher Zusatz von Vitamin D in Nahrungsmitteln ist in Europa wegen Zwischenfällen durch eine Überdosierung bei Babys verboten worden.

Ein Teil des lebenswichtigen ­Vitamins stammt aus der Nahrung. Besonders Fisch ist als Vita­min D-Lieferant relevant, pflanzliche Nahrungsmittel enthalten kaum Vitamin D. Einen Teil des Vitamins kann der Körper unter der Einwirkung von UV-B-Licht in der Haut selbst synthetisieren. ­Allerdings verbringen die Menschen in westlichen Regionen viel Zeit in Innenräumen, und Kleidung und sogar Sonnenschutzcreme halten das Sonnenlicht von der Haut ab. Der Grund für den weit verbreiteten Vitamin D-Mangel ist wahrscheinlich evolutionär bedingt, so der Experte.

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