Wenn Daten fehlen
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Fachleute kritisieren, dass nicht nur die Zahl der Diabeteskranken unklar ist, sondern auch andere Daten fehlen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 26.11.2021

Wenn Daten fehlen

Monatsschwerpunkt Diabetes – Teil 4: Neue Studie soll Dunkelziffer, Behandlung und Begleiterkrankungen erheben.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN / GRAZ. „Wir haben nicht nur eine Coronapandemie, sondern auch eine Diabetespandemie”, sagte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres bei einer Pressekonferenz anlässlich des Weltdiabetestags. 800.000 Diabetiker gibt es hierzulande laut Susanne Kaser, Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), hinzu kommen 350.000 mit einer Vorstufe. Das Problem dabei: Viele wissen nichts von ihrer Erkrankung. Eine Studie, die die Dunkelziffer lichten soll, läuft derzeit.

Komplexe Erkrankung

Mögliche Komplikationen der Zuckerstoffwechselstörung können alle Körperbereiche betreffen, betonte Kaser. Beispielsweise ist die Erkrankung der häufigste Grund für nicht traumatische Beinamputationen, 200 Diabetiker erblinden in Österreich jährlich. Auch haben Diabetiker ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf, sollten sie sich mit Covid-19 infizieren. „Folgeerkrankungen müssen nicht sein”, sagt Kaser – notwendig sei aber ein früher Therapiestart. Die Frühdiagnostik funktioniert laut dem Leiter des Medizinischen Dienstes der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Krauter, derzeit aber nicht gut. Positiv sei, dass die Bestimmung des für die Diagnose wichtigen Langzeit-Zuckerwerts HbA1c nun österreichweit von der Krankenkasse erstattet werde.

„Wir wissen ganz wenig über Diabetes in Österreich”, sagte Kaser. Um Diabetiker und Prädiabetiker, die nichts von ihrer Erkrankung wissen, genauso zu erfassen wie Begleiterkrankungen und die Betreuungssituation von Diabetikern, wird derzeit eine Studie mit 2.500 Probanden in ganz Österreich durchgeführt. Man müsse die Daten, die es an verschiedenen Stellen gebe, zusammenführen, sagte Diabetologe Harald Sourij von der Med Uni Graz, der die Studie leitet.

Immer mehr Kinder betroffen

„Typ 2-Diabetiker werden immer jünger”, wies Szekeres auf derzeitige Entwicklungen hin. Eine genetische Prädisposition, aber auch falsche Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht sind Risikofaktoren für die Erkrankung. Die Prävention solle deshalb „idealerweise im Kindergarten beginnen”.

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