Fokus auf C und H
© Foto Freisinger / Armin Russold (3)
Im Technikum des Impulszentrums für Werkstoffe an der Montanuniversität Leoben: Helmut Antrekowitsch, Leiter Nichteisenmetallurgie, BM Elisabeth Köstinger und Rektor Wilfried Eichlseder (v.l.).
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 29.04.2022

Fokus auf C und H

Am Resources Innovation Center (RIC) der Montanuni Leoben werden zukunftsweisende Technologien erforscht.

LEOBEN. Im Zuge ihrer Teilnahme am „Österreichischen Bergbautag 2022” besuchte Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, auch die Forschungseinrichtungen der Montanuniversität Leoben, die sich mit der Pyrolyse zur Erzeugung von Wasserstoff beschäftigen. Angesiedelt sind diese Aktivitäten im Resources Innovation Center (RIC) der Montanuniversität Leoben, dem Ministerin Köstinger eine Förderung von 3 Mio. € zusagte.

„Bereits seit dem Jahr 2020 entwickelt die Montanuniversität Leoben im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit den namhaften Industriepartnern voestalpine Stahl, Primetals Technologies Austria, Wien Energie und RAG Austria (als Industrie-Projektkoordinator) vielversprechende, zukunftsweisende Wasser- und Kohlenstoff-Technologien, durch die es möglich sein wird, Wasser- und Kohlenstoff CO2-neutral aus einer Hand zu gewinnen”, so der Rektor der Montanuniversität Leoben, Wilfried Eichlseder.

Zerlegen per Pyrolyse

Durch die Anwendung verschiedener Pyrolyse-Verfahren werde der Rohstoff Methan (Erdgas) emissionsfrei in Wasser- und Kohlenstoff zerlegt. Auf diesem Wege erhalte man einerseits den speicherbaren und klimaneutralen Energieträger Wasserstoff und andererseits den wichtigen und derzeit knappen Rohstoff Kohlenstoff, erklärte Peter Moser, der als Vizerektor der Montanuniversität Leoben das Projekt im Rahmen des RIC Leoben koordiniert und vorantreibt.

Diese Zukunftstechnologie vereine die Ziele Dekarbonisierung, Transformation von und zu Energieträgern sowie die Erzeugung von kritischen Rohstoffen. Der aus der Pyrolyse gewonnene, hochwertige Kohlenstoff habe das Potenzial, vielfältige nachhaltige Technologien erst zu ermöglichen und zu revolutionieren. Details ergänzte der Leiter des Lehrstuhls für Nichteisenmetallurgie, Helmut Antrekowitsch: „Die Metallbad-Pyrolyse von Methan stellt im Vergleich zu alternativen Technologien eine energetisch günstige Möglichkeit zur Herstellung von großen Mengen an Wasserstoff für die Industrie dar, bei der zusätzlich elementarer Kohlenstoff als hochwertiges Produkt anfällt, welcher beispielsweise in der Landwirtschaft oder Baustoffindustrie zum Einsatz kommen kann.”

Kostbarer Kohlenstoff

Kohlenstoff gilt als extrem wertvoller industrieller Rohstoff für die nachhaltige Produktion von Baustrukturen, Batterien, Computerchips, Kohlenstofffasern und für die Herstellung carbonbasierter Strukturen und Materialien, die in zahlreichen Branchen wie der Medizintechnik, der Luft- und Raumfahrt, Sport- und Freizeitbranche oder Hightech-Industrie angewandt werden.

Eine in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnende Modifikation von Kohlenstoff ist der zweidimensionale Zukunftswerkstoff Graphen. Er ist ultradünn, leicht, stabil und leitend, seine Anwendungsmöglichkeiten sind praktisch unendlich. Darüber hinaus findet Kohlenstoff Verwendung in Lithium-Ionen-Batterien, kann als Wasserstoffspeicher eingesetzt werden oder findet sich in der Wasser-, Boden- und Luftaufbereitung als Schlüsselstoff wieder.

Klimaneutraler Wasserstoff

Der parallel gewonnene Wasserstoff ist analog zu Kohlenstoff klimaneutral und flexibel in vielen verschiedenen Sektoren – unter anderem als wichtiger Energieträger und Reduktionsmittel zur Erreichung der Klimaziele – einsetzbar.

Darüber hinaus kann Wasserstoff in vorhandenen Lagerstätten saisonal in großen Mengen gespeichert, umweltfreundlich in bestehenden Gasleitungen nach Kundenbedarf transportiert werden und erhöht dadurch die Versorgungssicherheit. (hk)

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