Kooperation verbessert die humanitäre Logistik
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WU-Forscher wollen tragfähige Basis für eine engere Zusammenarbeit von Hilfsorganisationen und Logistikern erarbeiten.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY britta biron 26.06.2015

Kooperation verbessert die humanitäre Logistik

Forschungsprojekt Engere Zusammenarbeit zwischen Logistikunternehmen und Hilfsorganisationen

Reputationsgewinn, Mitarbeitermotivation und Know-how-Transfer sind wichtige Vorteile.

Wien. Um in Krisensituationen schnell und effektiv helfen zu können, benötigen Hilfsorganisationen vor allem eine gut funktionierende Logistik, doch diese hat in vielen Non-Profit-Organisationen bisher im Vergleich zu den rein humanitären Aspekten eine untergeordnete Rolle gespielt. Über das notwendige Know-how und internationale Netzwerke verfügen aber private Anbieter, für die die humanitäre Logistik ein durchaus interessantes Geschäftsfeld darstellt.

Win-Win-Situation

Dass Non-Profit-Organisationen und Logistikunternehmen bisher erst eher zaghaft zusammenarbeiten – eine Ausnahme sind hier die Desaster Response Teams von DHL, die bei der Abwicklung der Hilfsgüterströme an Flughäfen unterstützen –, hat laut einer Umfrage, die Tina Wakolbinger, Professorin für Supply Chain Services and Networks und Leiterin des Forschungsinstituts für Supply Chain Management der Wirtschaftsuniversität Wien, durchgeführt hat, mehrere Gründe. Darunter etwa fehlendes Vertrauen, Probleme beim Informationsaustausch, mangelnde Tools zur Leis-tungsmessung oder auch – vor allem bei kleineren Hilfsorganisationen – die Angst vor Abhängigkeit vom Kooperationspartner.
„Bis jetzt ist sehr viel ad hoc passiert und ohne Evaluation. Jetzt beginnen Unternehmen gezielter zu überlegen, was sinnvoll ist, und was der langfristige Nutzen der Zusammenarbeit sein kann”, erklärt Wakolbinger, die derzeit in einem Forschungsprojekt des Wissenschaftsfonds FWF mithilfe von spieltheoretischen Modellen analysiert, wie solche Kooperationen organisiert werden können.

Mehr Nachhaltigkeit

Untersucht wird, welche Logistikaktivitäten von Hilfsorganisationen an kommerzielle Unternehmen ausgelagert werden können und welche Vertrags- und Preisformen sicherstellen, dass dies auch für alle Beteiligten zu positiven Ergebnissen führt. Berücksichtigt werden dabei die Art der Katastrophe, die Charakteristiken der Hilfsorganisationen und die jeweiligen Phasen von Krisenfällen.
„Auf lange Sicht muss sich die Zusammenarbeit für alle Partner rechnen”, betont Wakolbinger.
Ein weiteres Thema, auf das die Studie eingeht, ist die Rückführungslogistik; dabei beschäftigt sich die Wissenschafterin mit ihrem Team mit der Frage, was mit medizinischen Abfällen, Chemikalien, Verpackungen oder Gebrauchsgegenständen nach Beendigung des Hilfseinsatzes passiert. Das Thema des nachhaltigen Produktdesigns, zum Beispiel von Zelten, spielt hier eine große Rolle.
Einige Firmen und NGOs wie etwa Disaster Waste Recovery haben sich auf den Bereich des Abfall-managements im Katastrophenfall spezialisiert, und Organisationen verpflichten sich zusehends, nicht nur rasch, sondern auch nachhaltig Hilfe zu leisten.

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