Maschinenbau tritt weiter auf der Stelle
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY britta biron 19.06.2015

Maschinenbau tritt weiter auf der Stelle

Schwacher Motor Die aktuelle Konjunkturumfrage des FMMI zeigt wenig Aussicht auf Aufschwung, und auch in Deutschland läuft es für den Maschinenbau nicht rund. Vor allem das schwache Russlandgeschäft macht Sorge.

Wien. Der seit Langem erhoffte Aufschwung für die heimischen Maschinenbauer und Metallwarenhersteller lässt weiter auf sich warten. Der leichte Aufwärtstrend im 2. Quartal verflacht zusehends, und für die kommenden Monate sei, so die aktuelle Konjunktur-analyse des Fachverbands Maschinen- und Metallwaren (FMMI), hier auch mit keiner Umkehr zu rechnen.

Der Abschwung ist dabei in allen drei Branchen (Metallerzeugung, Metallware und Maschinenbau) zu beobachten, wobei er bei den Metallproduzenten im dritten Quartal recht deutlich ausfallen wird.
Zwar steigen insgesamt seit Anfang des Jahres die Auftragsbestände (Ausnahme ist die Metallerzeugung mit deutlichen Rückgängen), allerdings liegen sie immer noch unter dem langjährigen Schnitt.
Für die mittelfristige Erwartung muss man momentan eine klare Trennlinie zwischen den Branchen ziehen. Im metallnahen Bereich ist die Stimmung düster, die internationale Nachfrage schwach und für die nächsten Monate mit gleichbleibenden bis leicht sinkenden Preisen zu rechnen; für die Maschinenbauer sind die Aussichten deutlich positiver, eine nachhaltige Besserung aber dennoch nicht in Sicht.
Damit steht die österreichische Branche freilich nicht allein da, denn auch für den Mitbewerb in Deutschland sieht es nicht rosig aus, wie die aktuellen Zahlen des VDMA zeigen. Im April lag der Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau um zwei Prozent unter jenem der Vorjahresperiode. Bei den Inlandsbestellungen betrug das Minus 3 Prozent, Aufträge aus dem Ausland sind vor allem wegen der schwachen Nachfrage von außerhalb der EU (+7%) um zwei Prozent zurückgegangen.

Einbußen in Russland

„Der aussagekräftigere Drei-Monats-Vergleich zeigt ebenfalls, dass die Maschinenbaukonjunktur noch keine richtige Fahrt aufgenommen hat”, sgat VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Von Februar bis April dieses Jahres stagnierten die Aufträge, wobei die Bestellungen aus dem Inland ein Minus von real drei Prozent aufwiesen, während die Auftragseingänge aus dem Ausland um ein Prozent zulegten.
Einer der Gründe für die schwache Entwicklung sind die immer stärker spürbaren Auswirkungen der Russlandkrise: Im Jahr 2013 war Putins Reich immerhin noch der viertgrößte Exportmarkt und ist seither auf Platz 10 zurückgefallen.
Laut einer kürzlich durchgeführten Befragung von rund 260 Unternehmen sind die Aufträge um 83% zurückgegangen, die Anfragen um 70%.
Zudem wird eine Export-Finanzierung nach Russland immer schwieriger. Gut die Hälfte aller befragten Unternehmen sagt, dass westliche Banken bei den Russ-landgeschäften sehr zögerlich geworden sind, während die russischen Kunden sich Kredite von ihren Heimatinstituten aufgrund der hohen Zinsen kaum noch leisten können.
Weitere Hürden im Russland-geschäft sind Verzögerungen bei der Zollabfertigung und bei der Exportkontrolle (vor allem bei der Klärung, ob Anlagen und Teile auch für militärische Zwecke genutzt werden könnten).
Verständlich, dass die Bereitschaft der Unternehmen, sich in Russland mit einer eigenen Niederlassung oder gar einem eigenen Werk niederzulassen, deutlich gesunken ist: Nur 40% der Befragten wollen bis 2017 sowohl Service als auch Vertrieb in Russland über eine eigene Niederlassung abwickeln.
Die Konsequenz aus der Zurückhaltung: Die Konkurrenz aus China, die den deutschen Anbietern bereits 10% der Marktanteile abnehmen konnte, fasst in Russland stärker Fuß.
„Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis China zum wichtigsten russischen Maschinenlieferanten wird”, sagt Monika Hollacher, die Russland-Expertin im VDMA.

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