WIEN. Heuer muss der europäische Telekommunikationssektor von einem pandemiebedingten Umsatzrückgang von 2–3%, 2021 um weitere 1–2% ausgehen. Dies schlägt sich auch auf die finanziellen Mittel der Netzbetreiber nieder, die den Netzausbau und Technologiesprung in Richtung 5G finanzieren sollten.
Das sind zentrale Ergebnisse der aktuellen Studie „Countering the threat to Europe’s 5G rollout” von Strategy&, der Strategieberatung von PwC.
Die Hoffnung auf 2022
Danach ist eine Branchenerholung nicht vor 2022 in Sicht. Die Ursachen dafür sind krisenbedingte Zahlungsausfälle und -verzögerungen bei Verbrauchern und Geschäftskunden, aber auch Wechsel zu günstigeren Anbietern oder Neuverhandlungen bestehender Verträge. Hinzu kommen Verzögerungen bei bestehenden Infrastruktur- oder IT-Investment-Programmen von Unternehmen, insbesondere bei innovativen Kommunikationslösungen.
Umsatz- = Investitions-Minus
Das bleibt nicht ohne Folgen für den anstehenden Roll-out der 5G-Technologie: Im Vergleich zum Vorkrisenniveau führen 2020 laut Modellrechnung von Strategy& zwei- bis dreiprozentige Umsatzrückgänge bereits im kommenden Jahr zu einem Investitionsrückgang von neun Prozent.
Die erwarteten Einbrüche bis 2022 bedeuten eine Verringerung der europaweiten Investitionen in Infrastruktur, insbesondere in die 5G-Technologie, von sechs bis neun Mrd. €. Damit würden sich die bisherigen Ausbaupläne der 5G-Mobilfunknetze in Europa um 12–18 Monate verzögern.
„Covid-19 hat zu einem deutlichen Nachfrageschub nach Netzwerkkapazität geführt und erfordert so zusätzliche Investitionen, um die Stabilität und Qualität der heutigen Netze zu gewährleisten”, erklärt Thomas Aichberger, Director bei Strategy& Österreich. „In diesem Umfeld müssen Netzbetreiber ihre eigene Investitionsstrategie neu bewerten, um sich ausreichenden Spielraum für den 5G-Ausbau zu erhalten.”
Dieser Spielraum wird durch zu erwartende Kostensteigerungen für den Netzausbau weiter eingeschränkt. Denn die Netzbetreiber könnten künftig gezwungen sein, ihre Lieferketten von preiswerten Anbietern aus dem asiatischen Raum auf 15 bis 20% kostenintensivere europäische Netzwerkausrüster umzustellen. Letztere sollten deshalb versuchen, ihren aktuellen Wettbewerbsvorteil nutzen, um Kosteneffizienz und Leistungsfähigkeit ihrer Produkte und Dienstleistungen weiter zu steigern, raten die Strategy&-Experten. (pj)