Vorarlberger Weltneuheit: Wälderbahn der Zukunft
© Kairos/Doppelmayr
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Paul Christian Jezek 23.09.2016

Vorarlberger Weltneuheit: Wälderbahn der Zukunft

Weltmarktführer Doppelmayr kombiniert Seil­bahnen mit innovativen, selbstfahrenden Fahrzeugen.

••• Von Paul Christian Jezek

Hanno Ulmer, Vorstand der Doppelmayr Holding, erklärt die neueste Innovation des Wolfurter Weltmarktführers: „Das City Cable Car (kurz: CCC) ist ein Seilbahnsystem für den urbanen Bereich, das als umweltfreundliche, geräuscharme und vor allem kurvengängige Alternative für den öffentlichen Nahverkehr entwickelt wurde.”

Ausgangspunkt sei das 3S-System gewesen, das in Kombination mit dem neu entwickelten Selbstfahrsystem das City Cable Car bildet. Die 3S-Bahn (Dreiseilbahn) besteht aus zwei fest verankerten Tragseilen als Fahrbahn und einem umlaufenden Zugseil, auf das die achtrolligen Laufwerke geklemmt werden. Das kuppelbare Umlaufsystem ermöglicht Förderleistungen bis zu 5.500 Personen pro Stunde und Richtung.

Die Weltneuheit im Detail

Die Besonderheit der Doppelmayr-Innovation laut Ulmer: „Die Kabinen fahren auf Seilen und überwinden beliebige Höhenunterschiede und können andererseits von den Seilen auf eine Fahrbahn wechseln und umgekehrt. Diese Kombination gibt es in der Form noch nirgends auf der Welt.” Speziell sei auch, dass die Fahrbahn bestehenden Straßenzügen folgt und damit Kurven mit nahezu beliebigen Kurvenradien beinhaltet.

Doppelmayr sieht in der Innovation sowie der Weiterentwicklung und dem damit verbundenen Technologiesprung in der Kurvenfähigkeit der Seilbahnlaufwerke bzw. Fahrzeuge sowie in der Neuentwicklung des Selbstfahrsystems erhebliches Marktpotenzial. „City Cable Car kombiniert die klassische Seilbahn mit einem neuartigen, selbstfahrenden Fahrzeug. Das ermöglicht eine Fahrt mit Seilbahnkabinen auch auf kur-venreichen Strecken und bringt insbesondere im urbanen Raum erhebliche Vorteile”, ist Ulmer überzeugt.
In den Übergabestationen übernehmen die Selbstfahrer – „Taxis” – die Kabinen von der klassischen Seilbahn, auf einem Schienensystem geht die Fahrt dann bequem weiter. Die Fahrbahn befindet sich weiterhin auf einer erhöhten Ebene, die Infrastruktur darunter kann dadurch vielfältig genutzt werden. Ulmer: „Das CCC wird perfekt in das Verkehrsnetz integriert und bringt die Fahrgäste, ungehindert von Stau und anderen Verkehrsteilnehmern, komfortabel an ihr Ziel. Das City Cable Car fügt sich harmonisch ins Stadtbild ein und erfüllt alle Anforderungen an ein modernes Mobilitätssystem.”

Die Idee der Weltmarktführer

„Diese Doppelmayr-Innovation ermöglicht es, neue Verkehrskonzepte zu entwickeln und zu diskutieren, denn damit werden die Möglichkeiten von Seilbahnen als öffentliche Verkehrs-mittel enorm vergrößert”, urteilt Martin Strele, Geschäftsführer der Kairos Wirkungsforschung & Entwicklung gGmbH, der sich eine solche Bahn z.B. als innovative Verkehrsverbindung zwischen Rheintal und Bregenzerwald als wichtigen Baustein des öffentlichen Verkehrs in Vorarlberg vorstellen kann. Dazu hat Projektentwickler Kairos ein Konzept als Diskussionsgrundlage erstellt. Die „Wälderbahn” verbindet demnach den Bahnhof Dornbirn mit der Station Sägerbrücke und der Talstation der Karrenbahn. Von dort geht es hoch auf das Hochälpele, dem höchsten Punkt im Skigebiet Bödele, und dann mitten in den Bregenzerwald in den Bereich Bersbuch in Andelsbuch. „Insgesamt bestünde damit tatsächlich ein bedeutendes Verlagerungs­potential vom Autoverkehr in den öffentlichen Verkehr”, ist Strele überzeugt. Jede Minute fährt eine Gondel mit 28 Personen ab, in gut 20 Minuten und über 11 km verbindet das neue System das Rheintal mit dem Bregenzerwald. Erreichbar seien bis zu 31 km/h Fahrgeschwindigkeit. Auch Kleinlasten können in frequenzarmen Zeiten mit eigenen Gondeln transportiert werden.

Mehrere Aspekte seien ausschlaggebend: die hohe Leistungsfähigkeit des neuen Verkehrssystems, zweitens ein elektrischer Antrieb, um unabhängig von importierten Energieträgern zu sein. Außerdem ein Verkehrssystem, das sowohl Alltags- als auch Freizeitwege abwickeln kann. Und schließlich eine optimale Anbindung an das hochrangige Schienennetz im Rheintal, um den Umstieg in ­S-Bahn, Regionalexpress, Railjet und regionale Buslinien zu ermöglichen.
Für IV-Vorarlberg-Präsident Martin Ohneberg wäre die von Doppelmayr entwickelte und von Kairos vorgeschlagene Wälderbahn der Zukunft eine große Chance auf ein „Leuchtturmprojekt vor der Haustür”: „Eine solche Kombination aus Seilbahn und Stadthochbahn mit allen möglichen Kurvenradien gibt es bisher weltweit nicht. Die Chancen, die sich aus so einem Projekt ergeben können, sind gewaltig, von der zusätzlichen Wertschöpfung und Werbung für Vorarlberg ganz abgesehen.”
www.waelderbahn.at

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