Wintersport made in Austria ist gefragt
© Wintersteiger (2)
Exportschlager Nicht nur Ski aus Österreich sind international gefragt. Heimisches Know-how sowie Innovationen und Produkte punkten weltweit in allen Facetten des Winter­tourismus.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY 04.12.2015

Wintersport made in Austria ist gefragt

Ob Ausrüstung, Service, Gästemanagement oder Seilbahn, ­österreichische Betriebe sorgen in den USA für Pistenspaß.

••• Von Britta Biron

Wie die ÖSV-Skistars in dieser Wintersaison abschneiden, steht noch in den (Schnee)Sternen, aber es sind ja nicht nur die Sportler, die Österreichs Ruf als Hochburg des Skisports in die Welt tragen, sondern vor allem die heimische Wintersportindustrie.

Der weltweit größte Wintersport- Markt sind die USA, wo die Wetterprognosen eine schnee- und damit erfolgreiche Saison 2015/16 erwarten lassen. In der vergangenen Wintersaison lagen die Einzelhandelsumsätze mit Wintersportartikeln bei 4,5 Mrd. US-Dollar (+2% gegenüber der Vorsaison), und für heuer wird aufgrund der Schnee­euphorie eine Steigerung von 100 Mio. USD erwartet.
Laut Snowsports Industries America (SIA) wurden von August bis September Wintersportartikel im Wert von 425 Mio. USD verkauft – drei Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Allein in Ausrüstungen wie Skier, Schuhe und Bindungen investierten die US-Wintersportler 107 Mio. USD. Und sie greifen gern zu Produkten made in Austria.

Von Ski bis Fashion

So freut man sich bei Atomic über ein gutes Vorordergeschäft. Neuheiten wie Memory Fit, eine anpassbare Schale und Innenschuh, kommen bei den amerikanischen Skifahrern gut an und sorgen dafür, dass der österreichische Skihersteller seine Marktposition in den USA noch weiter festigen konnte. Head hatte schon im letzten Winter zugelegt, und im laufenden Jahr bereits ein Plus von 21% eingefahren. Auch Fischer rechnet für diesen Winter mit Steigerungen und konzentriert sich vor allem auf Allmountain und Freeride.

Auf Tourengeher, ein stark wachsendes Segment im US-Wintersport, fokussiert auch der Tiroler Steigfell-Hersteller Koch Alpin, der über einen Importeur erstmals am US-Markt vertreten ist. Das Lienzer Unternehmen Zanier will mit seinen beheizbaren Hightech-Handschuhen bei anspruchsvollen US-Skifahrern punkten.
En vogue auf den US-Pisten ist auch Eisbär Sportmoden. Das OÖ Modeunternehmen hat heuer seinen Vororderumsatz mehr als verdoppelt und rechnet für die nächsten Jahre mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung. Der Fokus liegt auf den Top 100 Ski Resorts in den USA und Kanada. Eisbär ist die offizielle Mütze der „Birds of Prey”-Weltcuprennen in Beaver Creek.
„Die österreichische Wintersportindustrie fährt in den USA mit Innovationen eine schnelle Linie”, freut sich Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles, über die rot-weiß-roten Erfolge.

Perfektes Skiservice

Aber made in Austria sind in den US-Wintersportregionen nicht nur Skier, Schuhe, Bindungen und Pistenfashion, auch in Sachen Infrastruktur, Pistentechnik und dem Verleihgeschäft nehmen heimischen Unternehmen eine führende Rolle ein.

„Die USA und Kanada sind mit einem Anteil von 25 Prozent am Gesamtumsatz für uns der wichtigste Markt und die Entwicklung ist sehr positiv”, sagt Daniel Steininger, Verkaufsleiter der Sports-Unit, dem umsatzstärksten Geschäftsbereich der Wintersteiger-Gruppe.
Hauptprodukte des Sortiments sind Maschinen für das Ski- und Snowboardservice; durch das modulare Konzept sind zahlreiche Anpassungen an die jeweiligen Kundenanforderungen bis hin zu Varianten für Rennsportprofis möglich.
„Generell zeigt sich in Trend zur Automatisierung, besonders dort, wo es um große Mengen bei gleichzeitig hohem Qualitätsanspruch geht. Aber auch manuelle Maschinen bleiben weiterhin gefragt. Die Kundengruppen sind hier einerseits kleine Verleihstationen und andererseits der Rennservice. Auf der SIA im Jänner werden wir ein neues Kantenschleifgerät zeigen”, erläutert Steininger. Im Ski­service-Geschäft bewege man sich in Nordamerika mittlerweile auf einem weitgehend gesättigten Markt. „Große Sprünge sind hier nicht zu erwarten, aber wir rechnen mit einem moderaten Wachstum. Großes Wachstumspotenzial sehen wir dagegen bei Fußwärmesystemen und dem Bootfitting.”
C4F – „Customization for Feet” – wurde vom Tochterunternehmen Bootdoc entwickelt und umfasst neben der Skischuhschale einen individuell angefertigten Schäum­innenschuh, die thermisch angepassten Einlagen und Kompressionsstrümpfe, alles perfekt an den Fuß angepasst. „Im nächsten Jahr werden wir das System auch am europäischen Markt breit einführen”, so Steininger.
Weiters umfasst das Sports-Sortiment von Wintersteiger auch die Ausstattung von Skidepots mit Trocknungssystemen für Kleidung, Helme und Schuhe. Diese Drytech-Lösungen kommen zudem im maritimen Bereich, z.B. auf Kreuzfahrtschiffen, in der Fischerei oder in Häfen zum Einsatz.

Gästemanagement

Ein weiterer Big Player im US-Wintersport ist die Skidata. Die Aspen Skiing Company, die vier der bekanntesten US-Wintersportregionen – Aspen, Snowmass, Aspen Highlands und Buttermilk – betreibt, setzt bereits seit 2008 für die Zutrittskontrolle und das gesamte Gästemanagement auf die RFID-Technologie des österreichischen Unternehmens.

„Für uns sind die USA der größte Exportmarkt und einer der innovativsten. Bereits im Jahr 2000 haben wir eine eigene Tochtergesellschaft in Amerika gegründet. Doch vor allem das 2015 war ein echter Erfolg, denn wir konnten ein Umsatzwachstum von 150 Prozent erzielen”, freut sich Vorstandsvor­sitzender Hugo Rohner.
Dazu beigetragen haben einerseits neue Projekte in den Wintersportgebieten Steamboat, Winter Fields, Mount Hood und Park City, andererseits konnte Skidata seine Marktposition in den Segmenten Parkraummanagement (Dallas Fort Worth International Airport, Sacramento International Airport, Orlando International Airport) und Sportclubs (Philadelphia Union Stadium, San Francisco 49ers, Miami Dolphins, LA Kings und Seattle Sounders) weiter ausbauen.
Zudem wurden die beiden US-Distributoren Sentry und Don Harstad sowie die Parking-Technologie von 3M übernommen und ein neues Forschungs- und Entwicklungs-Zentrum in Dallas eröffnet.
Die jüngste Neuentwicklung von Skidata, das vollautomatische ­EasyBoarding.Gate, steht kurz vor der Markteinführung.
„Der erste Praxistest im vorigen Winter in Bad Gastein war sehr erfolgreich. In dieser Saison wird der Feldtest auf zusätzliche Skigebiete ausgeweitet und das System noch optimiert. Die Markteinführung ist für 2016 geplant. Hier werden wir uns neben den weltweiten Ski­gebieten auch auf die urbanen Seilbahnen fokussieren”, so Rohner zu den weiteren Plänen.
Entwickelt wurde das System gemeinsam mit dem Seilbahnhersteller Doppelmayr, der heuer in den USA mit dem 2.377 Meter langen Centennial Express in Vail/Beaver Creek sein bisher größtes Kombibahnprojekt (es bietet sowohl 6er-Sesseln als auch 10er-Gondeln) ­realisieren konnte.

Hoch hinaus mit Hightech

„Das Seilbahngeschäft ist generell sehr volatil, und der US-Markt war im letzten Jahr schwierig, da wenig in die Infrastruktur investiert wurde. 2015 sieht wieder besser aus”, sagt Marketingleiter Ekkehard Assmann. „Heuer haben wir auch zwei große Projekt abseits des Wintersportsektors in den USA fertiggestellt.”

Das ist einerseits der Hogwarts Express, die neue Attraktion im Universal Orlando Resort. Die detailgetreue Nachbildung des berühmten Dampfzugs aus den Harry-Potter-Filmen basiert auf einer modernen Standseilbahn.
Der Oakland Airport Connector – ein Cable Liner – verbindet den Oakland International Airport mit dem öffentlichen Verkehrsnetz BART in der San Francisco Bay Area. Die Doppelmayr Cable Car GmbH & Co KG realisierte bei der aus vier Zügen bestehenden Anlage erstmals das sogenannte Pinched Loop-System.
Das Wintersportsegment ist mit 70% das wichtigste für Doppelmayr. Ein bedeutender Exportmarkt neben den USA ist weiterhin Russland; neue Aufträge hat man etwa aus Sotschi erhalten, allerdings in kleinerem Umfang als zur Olympiade.
„Erste Projekte setzen wir bereits für die Olypischen Winterspiele in Korea um”, so Assmann weiter.
Seine Rolle als globaler Innovationsführer im Seilbahnsektor untermauert Doppelmayr unter anderem mit der „New Rotair” am Titlis, bei der sich erstmals die gesamte Kabine während der Fahrt einmal um die eigene Achse dreht. Dasselbe Prinzip kommt auch am Mont Blanc zum Einsatz: Die aus zwei Sektionen bestehende Pendelbahn Skyway Monte Bianco wurde im Juni 2015 eröffnet.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL