Boutique statt E-Commerce
© Marcel Gonzalez Ortiz
Charmante Einkaufsbegleiterin: Seit heuer fungiert die beliebte Moderatorin und Designerin Silvia Schneider als Herausgeberin des Shopping Guide.
LUXURY BRANDS&RETAIL britta biron 20.03.2020

Boutique statt E-Commerce

Online-Shopping mag auf den ersten Blick bequem sein, für die heimische Wirtschaft und die Lebensqualität hat es aber Nachteile.

Wien. Wo gibt’s die edelsten Luxusboutiquen und die trendigsten Concept-Stores? In welchen Läden und Ateliers bekommen Patrioten und Österreich-Fans Kreationen heimischer Designer? Auf diese und viele weitere Fragen rund um Fashion, Beauty und Styling liefert der Shopping Guide Austria seit mittlerweile 15 Jahren die passenden Antworten und konzentriert sich dabei klar auf den stationären Handel.

Nicht weil man den Trend zum Online-Shopping verschlafen hätte oder die Möglichkeiten der digitalen Technik nicht zu schätzen wüsste. Ganz im Gegenteil, denn passend zum Guide in Buchform gibt’s längst auch eine Web-Version, eine Smartphone-App und regelmäßige Postings auf Facebook.
Dass Verleger Germanos Athanasiadis und Neo-Herausgeberin Silvia Schneider den traditionellen Handel in den Fokus stellen, hat vor allem zwei Gründe.

Der Handel macht …

Erstens spielt beim Kauf von Kleidung, Accessoires und Beautyprodukten das sinnliche Erlebnis – gerade in einer zunehmend durchdigitalisierten Welt – eine immer wichtigere Rolle und zweitens sind Kaufhäuser, Boutiquen, Juweliere, Concept-Stores und Parfümerien weit mehr als nur Orte des Konsums, sondern essenzielle Bestandteile lebenswerter Städte und einer funktionierenden Volkswirtschaft.
Bestes Beispiel dafür ist Wien. Die Anziehungskraft Wiens auf Touristen aus dem In- und Ausland beruht nicht nur auf Kultur, k&k- Glanz und Kulinarik, sondern auch auf dem vielfältigen Shopping-Angebot.

… Städte attraktiv

Allerdings hat das ein gewichtiges Manko. „Wien ist eine der letzten Weltstädte, die noch keine Regelung der Sonntags-Öffnung hat. Unsere Stadt ist das Ziel vieler Wochenend-Touristen, die derzeit keine Chance haben, ihr Geld bei uns auszugeben. Viele weichen nach Bratislava aus – Kaufkraft fließt ab, Wertschöpfung geht verloren. Laut einer KMU Austria-Studie würden Tourismuszonen 800 neue Arbeitsplätze und rund 140 Mio. Euro zusätzlichen Umsatz bringen”,erklärt Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien, die nicht nur den Shopping Guide unterstützt, sondern auch selbst eine Reihe von Maßnahmen setzt, um den lokalen Handel zu stärken.
2016 wurde die #Echtshopper-Ini­tiative für den Modehandel, 2017 die Dachmarke Wiener Momente für den Uhren- und Schmuckhandel gestartet und im November des Vorjahres fiel der Startschuss für die Kampagne „Wer Wien liebt, kauft in Wien ein”.
Wie eine aktuelle Umfrage zeigt, kommt diese bei der Zielgruppe äußerst gut an. „Jeder Dritte gab an, anlässlich der Botschaft eine Än­derung des persönlichen Einkaufsverhaltens zu planen. Immerhin jeder sechste erinnert sich spontan an den Slogan. Dass wir es geschafft haben, mit einer Liebeserklärung an Wien das Bewusstsein für den lokalen Einkauf zu stärken, ist ein großer Erfolg”, freut sich Trefelik.
Zudem bietet die WK Wien Förderungen für die Errichtung und Optimierung von Websites und Online-Shops und kostenlose Beratung rund um E-Commerce. Einen wesentlichen Nachteil, den heimische Unternehmen haben, kann aber auch das nicht ausräumen: „Solange lokale Betriebe die volle Steuerlast tragen und internationale Onlinekonzerne ihre Erträge nicht in Österreich versteuern, kann es keinen fairen Wettbewerb geben” so Trefelik. Investitionsprogramme zur Modernisierung und Neugestaltung von Geschäftsstraßen, Plätzen und Grätzeln sieht er daher als wichtiges Mittel im Wettbewerb mit dem Onlinehandel. „Wenn die Atmosphäre passt und die Aufenthaltsqualität hoch ist, kommen mehr Menschen, bleiben länger und geben mehr Geld aus.”

https://shoppingguideaustria.at

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