••• Von Britta Biron
MAILAND/MÜNCHEN. Bisher galt die Luxusgüterbranche als ziemlich krisenresistent – seit der Jahrtausendwende hat sich der weltweite Umsatz mit Mode, Accessoires, Schmuck, Uhren und Kosmetik von 129 auf zuletzt 281 Mrd. € mehr als verdoppelt. Zwar gab es immer wieder auch holprige Jahre, aber im Großen und Ganzen lief das Geschäft glänzend. Angesichts der Corona-Pandemie muss sich die erfolgsverwöhnte Branche aber auf einen herben Rückschlag einstellen, der den bisher größten Umsatzeinbruch von knapp acht Prozent im Jahr 2009 als geradezu läppisch erscheinen lässt.
Die Unternehmensberatung Bain hat in einer ersten Analyse den Umsatzrückgang für das erste Quartal 2020 mit 25 bis 30% gegenüber der Vorjahresperiode beziffert.
Dabei hatten in diesem Zeitraum „nur” die Stores in den asiatischen Ländern geschlossen, und in den Airport-Stores zeichnete sich ein Umsatzrückgang ab.
In den europäischen Flagship-Boutiquen – vor allem in Großbritannien, Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien – brummte das Geschäft Dank kauflustiger Touristen aus Russland und dem Mittleren Osten in den ersten beiden Monaten sogar und auch am US-Markt lief es noch gut, trotz deutlich weniger Shoppingtouristen aus China.
Düster oder desaströs
Wie es weitergehen wird, ist zur Zeit noch völlig ungewiss, da es bisher keine auch nur annähernd vergleichbare Situation gegeben hat.
Im günstigsten Fall, so die Bain-Experten, erholt sich der Markt schon in der zweiten Jahreshälfte wieder, und die Umsatzeinbrüche würden dann zwischen 15 bis 18% für das Gesamtjahr betragen. Falls die Handels- und Reisebeschränkungen aber länger dauern und die Konsumenten durch Corona-bedingte Kurzarbeit oder Arbeitslosikeit wenig Lust auf Luxus haben, könnte das Umsatzminus auch bei bis zu 35% liegen. In jedem Fall würden die Gewinne noch stärker als die Umsätze fallen.
Die Bain-Experten gehen zudem davon aus, dass sich durch die Corona-Pandemie auch die Kaufgewohnheiten ändern werden. So könnten Ethik, soziale und ökologische Verantwortung, aber auch neu- bzw. wiederentdeckter Patriotismus à la „kauft lokal”-Devisen, die derzeit in vielen Ländern ausgerufen werden, künftig eine wichtige Rolle spielen.