Helsinki/Crusinallo/Freusnoy-le-grand. Manche Menschen verweigern die Verwendung von Brätern allein ihres Gewichts wegen. Dabei ist insbesondere diese Eigenschaft ihr großes Plus. Die schiere Masse macht dieses Geschirr nämlich in jeder Hinsicht träge. Hitze wird sehr langsam übertragen und sie kommt von allen Seiten, auch von den Seiten und vom Deckel. Diese ‚sanfte' Strahlungsenergie sorgt für schonendstes Garen. Ein Ragout, ein Pot-au-feu, ein Gulasch oder wie die Schmorgerichte noch alle heißen sollen – in keinem anderen Kochgerät gelingen sie besser. Und weil diese schweren Dinger so unverwüstlich sind, kann man sie bereits zum Zeitpunkt des Kaufs eigentlich seiner künftigen Erbmasse zuschlagen ...
Beinahe allen Brätern haftet etwas Archaisches an. Dazu trägt wohl auch bei, dass Gerichte, die darin zubereitet und schließlich serviert werden, eben für alle gemeinsam sind, jeder aus dem gleichen Topf schöpft. Das hat etwas Schlichtes im positiven Sinn und gewissermaßen auch etwas Demokratisches.
Vor allem Frankreich ist das große Land der Cocotte, wie der Bräter dort genannt wird. Le Creusets Umsätze haben dank eines Revivals dieser Kochgeräte und einer modischen Farbenpalette stark an Fahrt aufgenommen, desgleichen die Firma Staub aus dem Elsass.
La Cocotte
Erstaunlicherweise gibt es in dieser Liga auch immer wieder Entwürfe, die es zur Ikonenhaftigkeit bringen. Einer davon ist littalas „Sarpaneva” vom gleichnamigen finnischen Designer. Ein Entwurf aus dem Jahr 1960, dem man ansieht, dass Großvater Sarpaneva Schmied war. Ein Eisengeschirr mit weißer Innenemaillierung und hölzernen Tragegriff, der auch zum Anheben des Deckels dient. Selbst auf eine finnische Briemarke hat es der Topf kürzlich geschafft. Ein anderer Designklassiker soll nicht unerwähnt bleiben: Cocotte von Alessi. Sie ist Teil der formidablen Serie La Cintura di Orione, die nun auch schon 30 Lenze zählt. Das Zeitlose an Richard Sappers Entwurf ergibt sich weniger aus der Archaik, als aus der Redundanz und Klarheit.