Wien. Den wievielten Geburtstag die Porzellanmanufaktur Augarten im nächsten Jahr feiert, ist Ansichtssache. Geht man zurück bis an die Ursprünge des Weißen Goldes in Wien, sind es 300 Jahre, bezieht man sich auf die Neugründung nach Ende der Monarchie, sind es 85 Jahre, und 15 Jahre, wenn man als Bezugsbasis das Unternehmen in seiner heutigen Form nimmt.
Natürlich wird 2018 im Zeichen der 300jährigen Tradition stehen – völlig zu Recht, denn dieses Erbe ist nach wie vor deutlich spürbar, auch wenn seit den 1920er-Jahren zeitgenössisches Design ein wesentliches Charakteristikum des Unternehmens ist. Die Liste der Künstler, die für Augarten entworfen haben, ist sehr prominent besetzt und reicht von Josef Hoffmann über Ernst Fuchs bis Gottfried Palatin, Sebastian Menschhorn oder Lucy.D.
„Nur die Öffnung nach außen ermöglicht es, auf Dauer innovativ zu bleiben. Darüber hinaus lernen wir durch die Herausforderungen, welche die Umsetzung neuer Produkte darstellen, stetig dazu”, erläutert Augarten-Chef Thomas König. „Jede Zusammenarbeit ist so individuell wie die Produkte, die dabei entstehen.”
Impulse von außen
Bei der Serie Palatin stand der Wunsch von Augarten nach einem neuen Service am Anfang, beim Wiener Melange-Set, einer der jüngsten Neuheiten im Sortiment, kam die Initialzündung von außen. „Das Designduo Lucy.D hatte die Idee dazu und hat sowohl Lobmeyr als auch uns mit viel Verständnis für unsere Produkte und Kunden davon überzeugt”, erzählt König.
Interessante neue Zugänge zum Thema Porzellan entstehen auch aus der Zusammenarbeit mit Unternehmenspartnern. Dazu zählen etwa der Süßweinbecher mit Winzer Gerhard Kracher, der Kugellautsprecher mit mo°sound oder die Dirndl- und Dirndlschmuckkollektion mit bekannten Dekoren aus dem Augarten-Archiv mit Trachtenhersteller Gössl.
Neu dazu gekommen ist heuer die aus Teeservice, Tischlampe, Polsterbezügen und Decke bestehende Serie Vogelkolonie nach einem Kolo Moser-Design aus dem Jahr 1899 mit der Textilmanufaktur Backhausen. Weitere solcher Kooperationen sollen folgen.
„Abgesehen davon, dass man damit Markenkräfte bündelt und im Idealfall die Zielgruppen erweitert, stellen sie – gerade im Bereich der Manufakturen und Qualitätshersteller – auch ein Wertebekenntnis dar.” Das „Einstehen für den Produktionsstandort und einen hohen Qualitätsanspruch, auch im Sinne einer Abgrenzung zur Massenware” nennt König die aus seiner Sicht wichtigsten Gründe, die für solche Partnerschaften sprechen.
Eine Diversifikation des Sortiments (damit ist etwa Meissen gescheitert) sei damit nicht geplant.
„Anstelle zwanghafter Geschäftsfeldakquise konzentrieren wir uns auf unsere Kernkompetenzen”, ist König ein Verfechter des Mottos ‚Schuster, bleib bei deinem Leisten'. Welche Partnerschaften man eingeht, hänge letztlich nur von inhaltlichen und ästhetischen Faktoren ab. Und das kommt am Markt offenbar gut an.
„In einer Branche, die zum Teil noch einen gangbaren Weg in die Zukunft sucht, können wir ein moderates Wachstum verbuchen”, freut sich König über kleine Erfolge. Wir sind kein Start-up, das dreistellig wachsen muss, sondern feiern kommendes Jahr unseren 300sten Geburtstag …”