••• Von Petra Stückler
Das Thema ChatGPT dominiert nicht nur den Diskurs in der Kommunikationsbranche und wirft zudem viele offene Fragen auf, nicht zuletzt auch aufgrund der Dynamik der Entwicklungen.
Dies nahm man bei Grayling zum Anlass, um im Rahmen eines comms.breakfast zur Diskussion, Einordnung und Beantwortung der folgenden Fragen einzuladen: Warum ist um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) plötzlich so ein Hype entstanden?
Was können die jüngsten KI-Anwendungen für Text- und Bildentwicklung tatsächlich? Wie werden sie den Arbeitsalltag in Medien, Kommunikationsabteilungen und Agenturen verändern?
Und welche Chancen und Herausforderungen sollten Kommunikationsprofis am Radar haben?
Wettrennen der Konzerne
Die Veranstaltung mit dem Titel „Chat GPT & Co: Künstliche Intelligenz in der Kommunikation”, erstmals wieder mit persönlicher Präsenz seit der Pandemie, war bestens besucht, nicht zuletzt wegen der Brisanz des Themas.
Es diskutierten: Thomas Lutz (Head of PR & Corporate Affairs Microsoft Österreich), Claudia Zettel (Chefredakteurin Futurezone) und Sigrid Krupica (CEO Grayling); moderiert wurde das Podium von Kilian von Dallwitz (Associate Director Grayling).
Gleich zu Beginn beantwortete Futurezone-Chefredakteurin Claudia Zettel, wieso derzeit so ein immenser Hype um ChatGPT entstanden ist: „KI ist ja nichts Neues, als Tech-Medium beschäftigen wir uns damit schon seit vielen Jahren. Der Hype um ChatGPT ist deshalb entstanden, weil jeder und jede es nutzen kann. Weil es so ‚hands on' und greifbar ist.
Deshalb auch das Wettrennen zwischen den Konzernen. Google arbeitet schon seit Jahren an diesen Dingen, mit Microsoft und Open AI ist jetzt eine Dynamik entstanden, die diesen Hype verursacht.”
Hohe Fehleranfälligkeit
Derzeit sei die Fehleranfälligkeit noch sehr groß, die weitere Entwicklung würde aber mit Sicherheit ziemlich alle Branchen und Lebensbereiche betreffen.
Für den Journalismus gibt Zettel vorsichtig Entwarnung: Die Künstliche Intelligenz könne keine Recherche ersetzen. ChatGPT könne nicht hinausgehen und mit Leuten reden. Aber es könne im journalistischen Alltag durchaus behilflich sein. Der Faktencheck würde noch einen wichtigeren Stellenwert im Beruf der Journalisten gewinnen. Microsoft Head of PR, Thomas Lutz, fügte hinzu, das, was man unter AI kenne oder kannte, beispielsweise Analyse, Mustererkennung, Prognose, Wetterforecasts, sei das eine. Was ChatGPT und Open AI mache, sei jedoch revolutionär.
Es sei nicht evolutionär, der nächste Schritt in einer kontinuierlichen Entwicklung, eine bessere Suchmaschine.
Er macht deutlich: „Was jetzt gerade passiert, ist aus meiner Sicht eine wahre Revolution. Ein iPhone-Moment, wie man so schön sagt. Es ist etwas völlig Neues. Es entsteht eine Plattform der Plattformen. Tausende von Pilzen werden hier noch herausschießen, das ist ein ‚Star Trek'-Moment.”
„Wem glaubt man?”
So habe man kürzlich erst Chat-GPT 4 mit 500fachen Möglichkeiten vorgestellt. Und in weiterer Folge hat Microsoft vergangene Woche (und im Anschluss an die Diskussion verlautbart), dass ChatGPT nun auch in das Office-Paket integriert werde. So erklärte Lutz bereits im Gespräch: „Mensch bleibt Mensch und Maschine bleibt Maschine. KI ist ein perfekter Copilot. Aber im Pilotensessel bleibt immer der Mensch.”
Im Umgang mit Chatbots wie ChatGPT & Co gelte zudem die goldene Regel: Stelle niemals Fragen, auf die du selbst die Antwort nicht weißt. Wenn man das beherzige, könne generative KI eine großartige Unterstützung im beruflichen Alltag sein. Damit verwies er einmal mehr darauf, dass Verifizierung und Faktencheck unverzichtbar seien.
Zettel schlägt in die gleiche Kerbe: „Alles, was mir die KI gibt, ist das, was sie vorher bekommen hat. Dies wird spannend für Journalisten. Wem glaubt man?”
Sie gibt auch zu bedenken: „Jede Technologie bietet Chancen und gleichzeitig viel Risikopotenzial für Missbrauch und schlechte Entwicklungen. Deshalb stellt sich auch die Frage: Wer benutzt es wofür? Die Technologie ist nicht daran schuld.”
Zudem werde das Rennen von US-Firmen dominiert, plus China. Hier sei die Problematik, dass Europa weit abgeschlagen sei. Im Hinblick auf die Entwicklung schilderte Thomas Lutz die KI- und ChatGPT-Strategie von Microsoft: „Es ist eine Engine. Überall wo es Sinn macht, wird es eingebaut. In Teams wird es z.B. Protokolle von Meetings erstellen. Es geht in die Bildwelt, Musikwelt und in die Softwarecode-Welt. Über 40 Prozent des weltweiten Softwarecodes werde heute schon von KI erstellt.”
KI und ChatGPT werden also die Arbeitswelt mitgestalten.
„Auch wenn die neuen Tools zum Teil noch in den Kinderschuhen stecken, hat unsere Diskussionsrunde gezeigt, dass die KI weitreichende Veränderungen für den Kommunikationsalltag – ja wahrscheinlich für alle Lebensbereiche – mit sich bringt. Darauf sollten sich Unternehmen und Organisationen vorbereiten, damit sie alle Potenziale der neuen Lösungen für sich nutzen können. Dabei ist sicher: Der Faktor Mensch bleibt unersetzbar”, so Grayling-CEO Sigrid Krupica.