Gastkommentar ••• Von Hans Metzger
Das Krisenjahr, denn so muss man es zweifellos nennen, liegt bald hinter uns. Nicht so die Krise selbst. Die Krisen, muss man sagen.
Uns Medienunternehmen in Österreich hat es nicht so arg erwischt wie zunächst befürchtet. Kurzarbeit und zahlreiche staatliche Werbekampagnen haben einen Teil der Umsatzrückgänge bei den Werbespendings kompensiert. Andere Branchen und Lebensbereiche wie der Gesundheitssektor, Handel und Tourismus waren viel schlimmer betroffen. Und doch standen wir Medienunternehmen im Mittelpunkt. Seriöse Berichterstattung war und ist wichtiger denn je; Verschwörungstheoretiker und Covidioten gibt es allerorten genug.
Klimawandel nicht vergessen
Und daneben, sozusagen in der Boxenstraße auf den Neustart nach dem Reifenwechsel wartend: der Klimawandel. Ein Wort, das viele nicht mehr hören mögen. Die einen, weil er ihnen einfach nur auf die Nerven geht und sie von ihrem alltäglichen Leben mit den alltäglichen Sorgen abhält. Die anderen, weil ihnen der Begriff viel zu weichgespült ist. Klimakatastrophe müsste es vielmehr heißen, meinen sie.
tele hat im Vorjahr die ‚tele Klimainitiative' begründet und will damit beide Seiten des Spektrums ansprechen: Klimawandel ebenso wie Klimakatastrophe. Die Initiative ist eine Plattform für Prominente, sich zum Thema zu äußern. Eine eindrucksvoll ins Bild gesetzte Werbekampagne, viele Millionen Euro schwer, zeigt Schauspieler, Kabarettisten und Journalisten, die mit markanten Sätzen ebenso Gehör finden wie mit wöchentlichen Gastkommentaren in tele.
Clemens Maria Schreiner, Moderator und Kabarettist (Österreichischer Kabarettpreis 2020) ist der Jüngste in einer Reihe von Prominenten wie Hugo Portisch, Paul Lendvai, Corinna Milborn, Robert Palfrader und Adele Neuhauser. Die Aufmerksamkeit vieler Menschen im Land, mehr als eine Million allein als wöchentliche Leser von tele, ist ihnen sicher.
Warum jetzt noch eine Klimainitiative? Was hat der Klimawandel mit Corona zu tun? Ziemlich viel. Verzicht ist möglich, Disziplin ist möglich. Warum sollten wir beides nicht auch zum Wohl unseres Klimas einsetzen?
Von den Zielen des Pariser Klimaabkommens 2015 sind die allermeisten Staaten, die es ratifiziert haben, nämlich weiterhin meilenweit entfernt. Programme, wie Europa bis 2050 CO2-neutral sein soll, sind gut. Sie sind aber viel zu langsam. Der Bau neuer Kohlekraftwerke in Deutschland und Polen ist für die Energieversorgung dort einfach, gut und billig; klimatechnisch ist das aber eine Katastrophe mehr. So ließen sich Hunderte alltägliche Versäumnisse aufzählen, und man muss dafür unser wunderbares Österreich gar nicht verlassen.
Österreich liegt im Ranking der Staaten beim Engagement in Richtung der Pariser Klimaziele (Sie erinnern sich: Erderwärmung maximal 2 Grad, besser nur 1,5 Grad) auf Platz 38 – noch hinter Brasilien und China.
Hierzulande geht alles viel zu langsam. Unser gewohntes Leben ist uns allen, angeführt von nicht gerade mutigen Politikern, viel zu lieb. Allerdings haben eben diese Politiker bei Corona ins Volle der Regulierungen und Einschränkungen gegriffen. Na also. Geht doch!
Umdenken bitter notwendig
Warum wird nicht radikaler gedacht? Denn das ist bitter notwendig. Kostenlose Öffis im ganzen Land, jeden Tag. Zug, U-Bahn, Bus, Straßenbahn. Alles kostenlos. Dafür kosten Benzin und Diesel das Doppelte; der Mehrerlös ist zweckgebunden für den Ausbau von Bus und Bahn. Radikale und einfache Förderungen von E-Autos und ‚grünem Bauen'. Und so weiter.
Darum gibt es die tele Klimainitiative: Um einen Finger in diese Wunde zu legen und zum Nachdenken anzuregen. Im kommenden Jahr wird es auch zwei Aktionen geben, die mit dem Thema Baum und Wald zu tun haben. Einmal suchen wir ‚Die ältesten Bäume Österreichs', einmal wollen wir ‚Mehr Urwald für Österreich' schaffen und für die nächsten 100 Jahre schützen. Wie das geht? Schau'n Sie sich das an – jede Woche im neuen tele.