••• Von Michael Fiala
Wir haben in unserer Digital-strategie heuer wieder einen wesentlichen Schritt nach vorn gemacht. Wir sind mit unseren Marktplätzen willhaben.at und wogibtswas.at in Österreich sowie mit unseren Marktplätzen in Slowenien und Kroatien Nummer eins in den jeweiligen Märkten”, zieht Markus Mair, Vorstandsvorsitzender der Styria Gruppe, im Gespräch mit medianet eine positive Bilanz.Die günstige Entwicklung betrifft dabei nicht nur die Zugriffe – aktuell erreicht etwa willhaben.at mehr als eine Milliarde Page Impressions pro Monat –, sondern auch die Kommerzialisierung.
„In Summe”, so Mair, „geht es der Styria gut, aber es kann immer noch besser gehen. Wir schlagen uns in einem harten Wettbewerb gut, und gerade in dieser Phase des Umbaus ist der Fokus nicht immer nur auf das Ergebnis zu legen, sondern auch auf die Nachhaltigkeit der Gesamtorganisation.”
Abgespeckt hat die Styria bekanntlich im Print-Bereich. Die Sportwoche und das WirtschaftsBlatt wurden eingestellt. Mair: „Wir haben mit dem Ende des WirtschaftsBlatt hier einen Schritt gesetzt. Der Blick ist ab jetzt nach vorn gerichtet.”
„Oktober sieht sehr gut aus”
Dass es an der Schließung des Titels zum Teil heftige Kritik gegeben hat, will Mair nicht weiter kommentieren, auch wenn es ihm wichtig ist zu sagen, „dass eine Einstellung eines Titels immer eine schwierige Entscheidung ist. Es ist ein schmerzlicher Prozess, vor allem für die Mitarbeiter. Das war auch für mich eine schwierige Phase, weil ich nicht zur Styria gekommen bin, um Unternehmen zu schließen. Aber in letzter Konsequenz gab es keine anderen Optionen, ich habe auch die Verantwortung für mehr als 2.500 Mitarbeiter zu tragen, wobei sich darunter knapp 500 journalistische Jobs befinden.”
Ob die Styria so wie 2015 wieder schwarze Zahlen schreiben wird, entscheidet sich laut Mair im vierten Quartal. „Wir gehen wie die meisten Medienhäuser nach einem schwachen Sommer mit einem Minus ins letzte Quartal. Der Oktober sieht aber sehr gut aus, das Geschäft ist bekanntlich volatil geworden, weshalb derartige Ausblicke schwierig sind.”
„Kleine” wagt Paid Content
Ob der Umbau der Styria-Gruppe als abgeschlossen zu bezeichnen sei, wäre laut dem Konzern-Chef schwierig zu beurteilen. „Man kann in Zeiten wie diesen nicht festmachen, wann ein Umbau abgeschlossen ist, weil ständig neue, digitale Projekte nachkommen. Gerade in dieser Phase probieren wir einiges aus. Manches geht nicht auf, dafür gibt es aber auch andere Projekte, die gut funktionieren und zu weiteren Grundsteinen für die Zukunft werden können. Wir müssen hier ein hohes Maß an Flexibilität behalten und brauchen dazu auch entsprechend flexible Mitarbeiter.”
Im Bereich der Print-Produkte ist die Kleine Zeitung als besonders positives Beispiel zu nennen, „auch wenn sie kein Perpetuum mobile ist. Wir haben hier hervorragende Mediendaten mit Reichweiten jenseits der 50-Prozent-Marke und können zufrieden sein. Wichtig ist aber auch hier, dass die Zukunft nicht vorgeschrieben ist und wir uns auf hohem Niveau weiterentwickeln müssen.” Als eine der ersten Tageszeitungen wagt sich die Kleine Zeitung daher in den Paid-Content-Bereich.
Neue, spannende Modelle
„Das hat am Anfang große Diskussionen ausgelöst, wir haben das Projekt zwölf Monate lang vorbereitet. Der Weg dorthin in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Verkauf und der Redaktion war gar nicht so einfach”, so Mair, der jedoch mit dem hohen Abo-Anteil gute Voraussetzungen sieht. „Wir haben ein spannendes Modell für die Kleine Zeitung entwickelt. Es wird einen klaren Mehrwert für unsere Leser geben. Parallel dazu gibt es für die Jungen die Möglichkeit, nur noch digital zu konsumieren. Ein aktives und intelligentes Bewirtschaften des Lesermarkts ist die Grundvoraussetzung dafür”, so Mair.
Bei der Presse hat man im Zuge der Schließung des WirtschaftsBlatt gewisse Maßnahmen gesetzt, um einerseits die Redaktion im Wirtschafts-Ressort inhaltlich auszuweiten und andererseits, um neue Umsätze zu generieren. „Hier müssen wir noch ordentlich Gas geben, das ist kein Geheimnis; vor allem Digital sehen wir hier noch großes Potenzial.”
„Leichtes Wachstum”
Vorangetrieben wird auch das Auslandsgeschäft – die Styria ist vor allem in Slowenien und Kroatien aktiv, auch wenn der Markt vor allem in Kroatien herausfordernd ist. „Kroatien verzeichnet seit sieben Jahren Rezession wieder ein leichtes Wachstum. In Summe ist dieses Land aus verlegerischer Sicht hochinteressant, ökonomisch aber noch nicht.” Mair sieht das Adria-Land auch als mögliches Test-Labor für die Entwicklung neuer Produkte, da die Anlaufkosten niedriger gehalten werden können als in Österreich.
Vorsichtig zuversichtlich
Dass sich die Wirtschaftslage generell aktuell wieder leicht in die positive Richtung dreht, stimmt auch Mair zuversichtlich, auch wenn er betont, dass sich dies aktuell noch nicht direkt an den Umsatzdaten festmachen lässt. „Es gibt einzelne Branchen wie zum Beispiel Immobilien, wo es nach wie vor eine prosperierende Entwicklung gibt”, so Mair.
Generell will Mair künftig weniger nach Print und Online trennen, um Umsatzentwicklungen festzumachen. „Es geht um die einzelnen Medienmarken. Rund um diese Marken lassen sich noch neue Umsätze bauen, beispielsweise über Events, Supplements, neue digitale Formate, etc. Wir sehen aktuell noch viel Potenzial – bei uns, aber auch bei unseren Mitbewerbern.”