Die liebe Hanni und die reichen Buben
MARKETING & MEDIA sabine bretschneider 20.01.2017

Die liebe Hanni und die reichen Buben

Sprache prägt das Denken – und die Methoden beeinflussen manchmal die Ergebnisse.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

SCHLAGLICHTER. Was für eine Woche: Die Pröll-Privatstiftung fliegt auf, deren Namensgeber geht, die ‚liebe Hanni' kommt. Auf der anderen Seite des Atlantik geht der erste farbige US-Präsident – in einer durchaus cinemascopetauglichen Bilderflut; es kommt der ‚böse' Trump.

Zurück nach Niederösterreich: Man darf vermuten, dass das Land die für die Stiftung zweckgewidmeten Millionen schlicht auf die Seite gelegt hatte, um zum richtigen Zeitpunkt das passende Budget zur Verfügung zu haben. Man darf die Dramaturgie probehalber so einschätzen, dass mit dem für einen späteren Zeitpunkt geplanten Abgang des Landeshauptmanns die Eröffnung einer prächtigen Erwin-Pröll-Akademie verknüpft gewesen wäre, untergebracht in einem der zahlreichen Wiener Palais, die sonst eh keine Abnehmer finden. Nun, bald wird ohnehin eine andere Sau durchs Dorf getrieben werden – und die Stiftungsgelder sind für das breite Publikum ohnehin nicht nachhaltig mit Emotion aufzuladen. -Ein Seitenhieb: Warum werden Frauen, egal, welch bedeutsame Ämter sie antreten, in der Politik ständig mit Kosenamen konfrontiert, sobald es ans Eingemachte geht. Die Hanni, die ‚Geh du voran, Susi' – die tüchtige Gitti, die ein Bussi bekommt, damals zum EU-Beitritt … Hat irgendjemand den damaligen ÖBB-Chef als ‚lieben Chrisi' für den Bundeskanzlerjob empfohlen, den ‚Reini' an die ÖVP-Spitze komplimentiert? Egal, besser eine liebe Hanni als eine krumme Hillary. Wiewohl: Den Satz in seiner Gesamtaussage müsste man sich auch noch einmal überlegen. Für den Weltfrieden wär die Hilli vielleicht ein bissl besser gewesen.
Noch ein kurzer Ausflug zur aktuellen Oxfam-Vermögensanalyse: Acht Milliardäre sind reicher als die halbe Weltbevölkerung, durfte man eben erfahren. Dazu sagen Experten wie jene von der Denkfabrik Agenda Austria: Stimmt nicht. Denn Oxfam vergleiche diesmal Schweizer Äpfel mit amerikanischen Birnen. Hinzufügen könnte man, dass, wenn man das Vermögen des Rich-Boys-Network auf die gesamte Menschheit aufteilt, jeder gerade einmal mickrige 60 Dollar bekommt.

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