Die virale ­Verbreitung
MARKETING & MEDIA Redaktion 31.01.2020

Die virale ­Verbreitung

Weltuntergangsszenarien tragen derzeit wieder medizinisches Weiß.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

ALARM. Die Anleger sind verunsichert, die ­Touristiker sind im Alarmmodus, die ­globale Luftfahrt ist in Sorge, Ikea und Starbucks schließen ihre Filialen in ganz China, Heim­kehrer werden unter Quarantäne gestellt, die AUA streicht alle China-Flüge, der Euro gerät unter Druck, der Fed-Chef warnt vor den Folgen für die US-Wirtschaft. Die WHO beriet gestern erneut darüber, ob sie einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausrufen soll. Der Corona­virus geht um.

Die staatliche Gesundheitskommission in ­Peking hatte am Donnerstag neue Zahlen bekannt gegeben: Demnach waren bis einschließlich Mittwoch von 7.711 Erkrankten 170 Menschen gestorben. Das ergibt, so die Zahlen stimmen, eine Case Fatality Rate (Mortalitätsrate) des neuen Coronavirus von etwa zwei Prozent. Bei der Grippe liegt sie unter einem Prozent. Der Unterschied: Die Grippewelle rollt jedes Jahr über Österreich hinweg. Auch heuer ist sie schon da; derzeit kommen pro Woche ein paar Tausend Influenzakranke dazu. Nur, wer sich zuhause isoliert, kann sich vor der Ansteckung mit der Grippe schützen. Impfen wäre auch eine Option.

„Fun” Facts: Rund sechs Prozent der Österreicher lassen sich gegen die Grippe impfen; die Nachfrage nach coronavirusdichten Atemschutzmasken indes steigt. Manchmal sind es nicht die Wege des Herrn, die unergründlich scheinen, sondern die Gedankengänge der Menschen.

„Das Coronavirus 2019-nCoV ist nicht nur ein Krankheitserreger”, schreibt Sascha Lobo in seiner Kolumne im Spiegel. „Es steht auch für ein weltweites Gesellschaftsereignis neuen Typs: den globalen Angststurm.” Warum diese kollektiven Erregungszustände nicht auch dort zuschlagen, wo sie tatsächlich angebracht sind? Die bei Weitem häufigste Todesursache ist hierzulande die Herz-Kreislauf-Erkrankung. Und gegen knusprige Schweinsstelzen etwa helfen straff geschnürte Atemschutzmasken mit größerer Verlässlichkeit als gegen virale Infektionen.

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