••• Von Dinko Fejzuli
WIEN. Nach vielen Stationen in führender Position im ORF hatte er sich zuletzt auch um den Posten des Generaldirektors beworben. Geworden ist es Roland Weißmann.
Thomas Prantner selbst schlägt nun nach 34 Jahren beim ORF ein neues Kapitel auf, verlässt diesen und gründet die Consultingfirma „C3”. medianet bat Prantner zum Abschieds- bzw. Antrittsinterview.
medianet: Herr Prantner, rückblickend auf die 34 Jahre im ORF – welche waren für Sie die prägendsten? Sie gelten ja unter anderem als Vater der ORF-TVthek.
Thomas Prantner: Ich habe in allen Zeitphasen spannende, herausfordernde, großartige Aufgaben ausüben können. Wer hat schon als 27-Jähriger die Gelegenheit, Yassir Arafat oder dem Papst die Hand zu geben, an internationalen Medienkonferenzen teilzunehmen oder die ORF-Krisenkommunikation in nationalen Katastrophenfällen zu leiten?
Ich habe sieben Generalintendanten bzw. Generaldirektoren erlebt und war in wesentlichen Managementfunktionen in den Bereichen Kommunikation, Marketing und Digitalisierung tätig.
Besonders prägend waren ganz sicher die Jahre ab 1994 im engsten Führungsstab des damaligen Generalintendanten Gerhard Zeiler, der den ORF mit einer Programm- und Strukturreform-Revolution von der Monopolanstalt in einen konkurrenzfähigen Marktführer verwandelt hat.
Ein weiteres Highlight war 2006 die Bestellung zum Direktor für Online und Neue Medien im Team von Generaldirektor Alexander Wrabetz, der mir die Chance und die Unterstützung gegeben hat, 2009 die ORF-TVthek als Produkt und Marke zu gründen und zur größten Videoplattform Österreichs aufzubauen. Das war sicher ein Meilenstein in meiner Laufbahn.
medianet: Bleiben wir beim Thema. In Ihre Zeit im ORF fallen auch die größten Umwälzungen im Punkt Digitalisierung. Wo wird der Fußabdruck von Thomas Prantner zu erkennen sein?
Prantner: Es wäre unangemessen selbstüberhöhend, wenn man sich selbst attestiert, in einem Unternehmen ‚Fußabdrücke' hinterlassen zu haben. Denn zu jedem Erfolg, wie etwa die erwähnte ORF-TVthek-Gründung, gehören genauso unzählige kompetente Menschen, die im Hintergrund tätig sind, die monatelange technische Programmierungen, Designentwicklungen, redaktionelle Planungen und organisatorische Abstimmungen vornehmen. Diese Kolleginnen und Kollegen leisten einen ganz wichtigen Beitrag zum Erfolg eines Produkts. Mein Job war es immer als verantwortlicher Manager und Onlinechef, das Gesamtprojekt zu koordinieren, zu organisieren und letztlich nach innen und außen zu kommunizieren.
Zum Erfolg gehört aber nicht nur ein starkes Team, sondern auch ein ORF-Chef, wie damals Alexander Wrabetz, der einen machen lässt und der die notwendigen finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen ermöglicht, die für die Umsetzung derart zentraler Projekte notwendig sind. In der Ära Wrabetz wurden die entscheidenden Weichen in Richtung Digitalisierung und Modernisierung des Gesamtunternehmens gestellt. In dieser Zeit gab es – neben der ORF-TVthek – weitere wichtige Digitalinnovationen, wie der Start eines Smart-TV-Angebots, der Launch verschiedener Apps und der Start der ORF-Radiothek, die nunmehr in das Sound-Modul für den neuen ORF-Player transformiert wurde.
medianet: Am 1. Oktober starten Sie ein neues Unternehmen und gründen die Beratungsfirma C³ – Communications-Connecting-Consulting für strategische Unternehmenskommunikation, Marketing und Digitalisierung. Was würden Sie, außer natürlich den Namen Thomas Prantner, als USP Ihres Unternehmens sehen?
Prantner: Die Mischung aus fachlicher Managementkompetenz mit Medienexpertise ist ein recht spezieller USP. Es ist ganz sicher eine Kombination aus jenen drei Fachbereichen, die ich den vergangenen mehr als 30 Jahren im ORF zumeist in führenden Funktionen verantwortet habe: Strategische Unternehmenskommunikation, Marketing und Digitalisierung – alle drei sind die entscheidenden Faktoren für den Erfolg eines Produkts, unabhängig davon, ob es sich um eine Dienstleistung, ein Medienangebot oder eine Markenware aus dem Supermarkt handelt. Um Claus Hipp zu zitieren, aber selbstverständlich ohne mich mit ihm vergleichen zu wollen: ‚Und dafür stehe ich mit meinem Namen.'
medianet: Ihr Portfolio prägt das Dreigestirn strategische Unternehmenskommunikation, Marketing und Digitalisierung. Was spricht aus Ihrer Sicht für diese Kombination?
Prantner: Alles spricht dafür, denn eines bedingt das andere, eines befördert das andere, eines ermöglicht das andere. Was nützt mir das beste Digitalprodukt, wenn es keiner kennt, weil es keine Marke ist, die behutsam aufgebaut wird und professionell kommuniziert wird. Die beste Marketingkampagne ist wirkungslos, wenn sie nicht auch in digitalen Medien, auf allen Devices, multimedialen Kanälen und Plattformen ausgespielt wird. Eine ideale Kombination aus alle drei Skills erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Produkt am Markt erfolgreich ist – die Voraussetzung ist klarerweise eine Top-Qualität des Produkts.
medianet: Für wen sind Ihre Dienstleistungen interessant?
Prantner: Ich starte jetzt einmal am 1.Oktober und bin offen für alle Unternehmen und Betriebe, die eben genau in diesen drei Bereichen externe Expertise benötigen, ihre Produkte am Markt besser zu positionieren, eine neue Marke aufzubauen, eine bestehende besser zu pflegen oder den Digitalauftritt ihrer Firma insgesamt verbessern zu wollen. Viele Unternehmen, Organisationen oder auch Manager haben hier Optimierungs- und Nachholbedarf, und genau diesen stehe ich als Berater zur Verfügung. Und zwar nicht nur in Wien, sondern auch für Unternehmen in den Bundesländern, wo ich in den vergangenen Jahren wertvolle und positive Kontakte herstellen konnte.
medianet: Blickt man auf die letzten Jahre zurück, so ist generell zu bemerken, dass strategische Beratung immer öfter mit anderen Disziplinen bis hin zur Werbung zusammenfließt. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür?
Prantner: Wer in all dem erwähnten Marketing-, Werbungs-, Kommunikations- und Digitalbusiness jahrzehntelang gearbeitet hat, ist zwar weder ein Universalgenie noch ein Wunderwuzzi. Dennoch kann es hilfreich sein, wenn Unternehmen jemanden als externen Consulter beiziehen, der in allen Bereichen über entsprechende umfassende Management- und Projekterfahrung verfügt. Letztlich ist es eine Kombination aus solidem Handwerk, kreativen Ideen und bedingungsloser Umsetzungskonsequenz, die zum Erfolg eines Unternehmens oder eines Produkts führen.
medianet: Apropos Verschmelzung. In Ihrem Firmennamen steht auch der Begriff ‚Connecting'. Wen oder was wollen Sie verbinden?
Prantner: Der Begriff Connecting ist mir lieber als das Wort Lobbying, das durch diverse medial stark wahrgenommene Gerichtsfälle ein gewisses Imagedefizit erlitten hat. Connecten heißt Menschen verbinden, zusammenbringen, Kooperationen ermöglichen und letztlich dazu beizutragen, dass neues Business zustandekommt. Ich konnte mir in den vergangenen Jahrzehnten ein sehr breit aufgestelltes Netzwerk in Wirtschaft, Medienbusiness, Politik, Kulturszene und Sport aufbauen, auf das potenzielle Kunden ab 1.Oktober zugreifen können.
medianet: Frage zum Schluss. Gerhard Zeiler, President International bei Warner Bros. Discovery, Generalintendant des ORF von 1994 bis 1998, meint über Sie in einen Zitat: ‚Thomas Prantner hat mit dem Aufbau der ORF-TVthek ein Vorzeigeprojekt betreut und Großes geleistet.' Warum überhaupt der Abschied von ORF ?
Prantner: Der Zeitpunkt des Abschieds vom ORF ist genau der richtige: Nach 34 Jahren im ORF möchte ich nun mit 58 Jahren noch einmal etwas Neues machen und den Schritt in die Privatwirtschaft mit einem eigenen Consultingunternehmen wagen. Ich freue mich drauf und bin top motiviert.