Grüne Ideen für schwarze Zahlen
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Talk Expertendiskussion auf Einladung der Charlotte Fresenius Privatuniversität: Karin Huber-Haim, Reinhard Backhausen, Bernhard Sams, Petra Engeler-Walch, Martin Kreeb und Axel Dick.
MARKETING & MEDIA Redaktion 14.04.2023

Grüne Ideen für schwarze Zahlen

Thema Kreislaufwirtschaft: Experten diskutierten über Alternativen zu Recyclinglügen und Greenwashing.

WIEN. Die Kreislaufwirtschaft zählt zu den Eckpfeilern der EU-Nachhaltigkeitsstrategien. Ob es sich dabei um eine realistische Chance handelt, diskutierten auf Einladung der Charlotte Fresenius Privatuniversität Wien mit Gründungskanzler Bernhard Sams im Impact Hub Vienna Reinhard Backhausen (Textile & Circular Consulting), Axel Dick (Quality Austria), Petra Engeler-Walch (Maco), Luise Fischer (Sustainable Cities), Karin Huber-Haim (Circular Economy Forum Austria) und Gründungsrektor Martin Kreeb (Charlotte Fresenius Privatuniversität Wien).

Party der Wegwerfgesellschaft

„Wir haben in den letzten Jahrzehnten mit Billigprodukten die große Party der Wegwerfgesellschaft gefeiert”, bilanzierte Bernhard Sams. „Die Sozialisierung der Zukunft verlangt nach neuen Statussymbolen im gesellschaftlichen Konsens.” Er warnte davor, Verzicht zu predigen, erkennt aber auch die „Schizophrenie der Gegenwart” durch die Werbeindustrie, die nach wie vor tradierte Bilder von Glück und Wohlstand projiziere. Gegen „buddhistische Verzichts-ökonomie” spricht sich auch Martin Kreeb aus. Der Paradigmenwechsel müsse bei den Konsumenten ausgelöst werden, die letztlich die Kaufentscheidung treffen. Aber: „Die Schmerzen sind noch nicht groß genug, damit der Kompensationskonsum der Glücksökonomie weicht.”

„Kreislaufwirtschaft ist mehr als Recycling”, merkte Karin Huber-Haim an. „Es ist der letzte Kreislauf, der in Betracht gezogen werden sollte, da er den höchsten Energieaufwand verursacht. Das derzeit lineare System von der Produktion zum Abfall muss durchbrochen werden. Am Anfang steht die Frage, ob es das materielle Produkt überhaupt braucht.” Sie spricht sich für gänzlich neue Geschäftsmodelle aus, die am Beispiel der Sharing Economy möglichst vielen Menschen Zugang zu Mehrwert bieten und dadurch Ressourcen besser nutzen.

Psychologischer Effekt

„Die Einführung der Kreislaufwirtschaft erfordert einen radikalen Umbau des gesamten Wirtschafts- und Wertesystems”, ist Axel Dick überzeugt. „Es stellt sich nicht mehr die Luxusfrage, ob wir uns Umweltschutz leisten können, sondern ob wir ohne Umweltschutz leben werden können.” Das System stehe auf der Kippe. Das Mindset der Gesellschaft müsse sich ändern.

„Die Politik ist in der Pflicht”, so Reinhard Backhausen, „die Gestaltung muss jedoch aus der Wirtschaft heraus angetrieben werden.” Ressourcen müssten in Europa gehalten werden und am Kontinent zirkulieren. Europa selbst werde das globale Problem jedoch nicht lösen können, könne aber eine Vorreiterrolle durch Innovationen übernehmen. Beim familiengeführten österreichischen Beschlaghersteller Maco hat der Transformationsprozess unter der Leitung von Petra Engeler-Walch in den operativen Prozessen längst begonnen. Die daraus geleistete Innovation wirkt sich positiv auf die Qualität des Produkts aus und erlaubt zudem höhere Preise am Markt: „Wir erleben einen grünen Dominoeffekt in allen Bereichen.” (red)


Ein Interview mit Bernhard Sams und Martin Kreeb, Charlotte Fresenius Privatuniversität, lesen Sie in der Ausgabe am 21. April.

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