••• Von Dinko Fejzuli
WIEN. In den Top 5-Listen der Arbeitsgemeinschaft Teletest, also jeder Übersicht, welche die meist gesehenen Sendungen des ORF, aber auch der Privatsender täglich auflistet, gehören sie neben der „ZIB1” mit in der Regel stets über einer Mio. Zusehern zu den Top-Quotenbringern und TV-Lieblingen des öffentlich rechtlichen Senders – die „ORF Bundesland heute”-Sendungen in den einzelnen neun Bundesländern.
Die erste Sendung erfolgte am 2. Mai 1988, damals noch auf FS2, heute ORF 2, und erfreut sich seit damals ungebrochener Beliebtheit. Nach dem Motto ‚Aus der Region für die Region' steht programmlich vor allem das eigene Bundesland – und damit auch die Bundesland-Politik – im Fokus.
Je nach Bundesland hat man sich dazu entschieden, die Berichterstattung mehr oder eben auch weniger nah an die Landespolitik anzulehnen beziehungsweise diese möglichst umfangreich für die Bürger zu begleiten.
Entsprechend groß ist auch alle fünf Jahre, jeweils im August und angehängt an die Wahl des ORF-Generaldirektors und danach gleichzeitig mit der Wahl der ORF-Direktoren im September, das Interesse, wer jeweils an die Spitze der neun ORF-Landesstudios – auf Vorschlag vom frisch gewählten ORF-Generaldirektor oder der Generaldirektorin – vom Stiftungsrat gewählt bzw. bestätigt wird.
Und auch wenn die Wahl erst nach jener des ORF-Chefs in Wien stattfindet – die Spekulationen darüber, wer eines der Landesstudios führen wird, fangen Monate vorher anund so auch heuer wieder.
So sicher wie auch das frühzeitige Namedropping beginnt, so rechtzeitig erkennt man bei all diesen Spekulationen eines: Es sind immer zu wenige Frauen, die eine echte Chance haben.
Das unzufriedenstellende Bild derzeit: Nur in zwei von neun Bundesländern (Wien und Kärnten) sitzen Frauen an der Spitze. Und geht es nach den Auguren, die ein Ohr an oder in der ORF-Zentrale bzw. in der Mitte der ORF-Führung haben, könnte es nach dem heurigen Herbst, wo die Leiterin des ORF-Landesstudios Wien, Brigitte Wolf, in Pension geht, mit Karin Bernhard in Kärnten nur mehr eine ORF-Landesdirektorin geben.
Wo sind die Frauen?
Fähige Frauen für diverse Führungspositionen innerhalb des ORF gäbe es im Unternehmen genug.
Zu ihnen gehören nicht nur, aber allen voran auch ORF III-CR Ingrid Thurnher, Eva Schindlauer (kaufm. GF ORF III), Bettina Parschalk (Leiterin ORF-Kundendienst) oder auch Eva Karabeg (stv. CR ORF2; war bereits interimistische Leiterin aller ZIB-Sendungen, mit Ausnahme der ZIB 2 und der News-Sendungen orf eins), Lisa Zuckerstätter (Leiterin „Access Services ORF), Claudia Lahnsteiner (stv. CR ORF Fernsehen), Katja Zinggl-Pokorny (Leiterin ORF Nachlese), Eva Reiter-Kluger (Abteilungsleiterin ORF TVthek).
Macht der Landeshauptleute
Da es in der Natur der Sache liegt, dass ein ORF-Landesstudio vor allem über das eigene Stamm-Bundesland berichtet, haben aber auch die jeweiligen Landeshauptleute gerne ein Auge darauf und ein großes Interesse daran, was so programmlich aus dem eigenen Landesstudio kommt. Und: Ludwig, Mikl-Leitner, Doskozil, Haslauer und Co. haben auch ein gesetzlich verankertes Recht auf Stellungnahme im Zuge der Bestellung der jeweiligen Landesdirektoren.
Daraus lässt sich – so zumindest die gelebte Praxis in den letzten Jahren – die Tendenz erlesen, hier stets einen Konsens zwischen ORF-Spitze und Bundeslandführung herstellen zu wollen bei der Antwort auf die Frage, wer für jeweils fünf Jahre die für den ORF so wichtigen Landesstudios führt.