Kreisförmig. Praktisch. Gut.
MARKETING & MEDIA Redaktion 27.09.2019

Kreisförmig. Praktisch. Gut.

Die Rätsel der Zeichensetzung im Wandel der Zeiten – und der politischen Vorlieben.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

WORTSTARK. Das Focus Institut hat sich am Dienstag nicht nur mit den nationalratswahlbezogenen Spendings der politischen Parteien auseinandergesetzt (weniger als 2017; lesen Sie mehr auf Seite 16), sondern auch mit deren Sujets. Befragt wurden 996 Personen. Abgetestet wurden „Fair. Sozial. Heimattreu. (Koalition für unsere Heimat fortsetzen.)”, „Einer, der am Boden bleibt. (Das ist mein Kanzler.)”, „Mietensteuer streichen – Wohnen darf kein Luxus sein. („Menschlichkeit siegt.)”, „Umwelt & Wirtschaft verbinden (Macht sonst keiner)” und „Wen würde unsere Zukunft wählen? (29. September: Zurück zu den Grünen)”. Hätten Sie’s erraten? Einmal abgesehen von Nummer fünf natürlich …

Auffällig ist auf den ersten Blick der hemmungslose Einsatz des Punktes als Satzschlusszeichen – auch dort, wo sich der Satzschluss ohnehin aus Kontext und Layout ergibt. Warum? Weil der Punkt als Stilmittel in der Werbung seit ein paar Jahren boomt. Punkte nach einem Titel. Punkte nach einem Claim. Denn Punkte untermauern ein Statement. Ein Punkt verleiht Schlagkraft. Er ist zwar nicht quadratisch. Aber praktisch. Und gut. In römischen Inschriften stehen die Punkte oft zwischen den Wörtern und fehlen am Ende des Satzes. Eine gewisse Vereinheitlichung der wirren Satzzeichensetzung im Deutschen verdanken wir Martin Luther.
Warum dieser Ausflug in die Interpunktionslehre? Nun, eine inhaltliche Analyse würde Sie wohl noch tiefgreifender langweilen. Als am sympathischsten qualifizierten die Befragten übrigens Grün vor Türkis. Zukunft schlägt Bodenhaftung. Am verständlichsten? Blau vor Rot. Heimat vor Menschlichkeit. Etwas überraschend, schreiben die Marktforscher von Focus, sei die Tatsache, dass 40 Prozent der Wähler (innerhalb dieser Gruppe an Befragten) sich diesmal für eine andere Partei entscheiden werden als bei der letzten Wahl. Warum? Dem ist man nicht auf den Grund gegangen. Vielleicht liegt es an den schlagkräftigen Slogans. Vielleicht auch nicht. Punkt.

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