„Letztendlich geht’s um uns Menschen”
© Philipp Lipiarski
MARKETING & MEDIA Redaktion 25.10.2024

„Letztendlich geht’s um uns Menschen”

Joshua Cohen, CEO von Giant Innovation und Speaker bei der Moving Forward Konferenz, über Skills im Umgang mit KI.

••• Von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer

Unter dem Motto „Unlock Innovation: Artificial Intelligence and Future Skills” findet am 14. November in Wien die Moving Forward Konferenz statt – veranstaltet von Josef Mantl, CEO von JMC – Josef Mantl Communications. Der Fokus der Fachkonferenz: Künstliche Intelligenz, Innovation, Wirtschaft, digitale Medien und Start-ups.

Führende Experten halten Keynote-Panels und Workshops zum Thema.
Einer dieser Experten ist Joshua Cohen, CEO von Giant Innovation, einem Coaching- und Consulting-Unternehmen in New York City. Seine Key­note dreht sich um die richtigen Mindsets, die Freisetzung des eigenen Innovationspotenzials und die Integration neuer Technologien in bestehende Prozesse und Unternehmen.
„Künstliche Intelligenz dreht sich immer noch vor allem um uns Menschen”, betont er im medianet-Interview anlässlich der kommenden Moving Forward Konferenz.


medianet:
Herr Cohen, bei Ihrer Tätigkeit helfen Sie Unternehmen, innovativere Geschäftsstrukturen zu entwickeln – welche Rolle spielt da KI?
Joshua Cohen: KI wird alles an unserer Arbeitsweise verändern. Aber gleichzeitig sind auch alle unsere Organisationen, alle unsere Produkte auf den Menschen ausgerichtet und vom Menschen gesteuert. Es ist also wichtig, zunächst einmal zu verstehen, wie eine Organisation ihre Mitarbeiter einsetzen kann und welche Fähigkeiten die Mitarbeiter benötigen, um den Wert von KI zu maximieren. Letztlich dreht sich also alles um den Menschen. Und die Kernkompetenz meines Unternehmens besteht darin, mit Organisationen zusammenzuarbeiten, um die Fähigkeiten zu entwickeln, die sie als Grundlage für die Arbeit mit KI benötigen.

medianet:
Denken Sie, dass die USA bei der Anwendung von KI die Nase vorne haben?
Cohen: Die USA haben die Nase vorne, wenn es um KI-Anwendungen geht. Und das Ausmaß, in dem die Menschen in den USA KI in ihr tägliches Leben integriert haben – damit meine ich alles von ChatGPT bis zu KI-Assistenten –, ist größer als hier. Allerdings ist meine Sorge immer, dass diese Art von Verallgemeinerungen oft unproduktiv sein können. Wir müssen bedenken, dass die KI und die Technologie im Allgemeinen verschiedene Wirtschaftsbereiche und Industrien in unterschiedlichem Maße berühren, unabhängig davon, in welchem Land man sich befindet, und wir müssen den Markt und die Technologien nüchtern bewerten. Und generell werden wir weiterhin eine wachsende Spannung zwischen dem Ansatz der EU bei der Gesetzgebung zu KI – der darauf abzielt, sicherzustellen, dass sie dem öffentlichen Wohl dient und Schaden vermeidet – und dem offeneren, marktwirtschaftlichen Ansatz der USA sehen.

medianet:
Wie geht denn ein Unternehmen das Thema KI intern am besten an?
Cohen: Mein Rat an Unternehmen, die noch nicht mit KI gearbeitet haben – sie müssen ganz einfach damit anfangen. Fangen Sie einfach an, mit ChatGPT zu spielen! Ich habe zum Beispiel kürzlich einen Workshop in Chicago zu dem Thema abgehalten. Die Teilnehmer waren Führungskräfte, die bislang eben noch nicht mit KI gearbeitet hatten. Ich habe ihnen eine Vielzahl an Fragen gestellt und gab alles in ChatGPT ein und ließ ChatGPT ein Gedicht schreiben. So beginnen die Leute auf spielerische Art und Weise, Schritt für Schritt, zu verstehen, was KI ist und was sie alles machen kann. KI wird künftig die Art und Weise verändern, wie wir miteinander interagieren und unsere Arbeit erledigen. Das Wissen darüber, wie das im jeweiligen Unternehmen passieren wird, ist Grundlage dafür, um erfolgreich mit KI im Unternehmen zu arbeiten.

medianet:
Komme ich als Unternehmen oder auch Privatperson denn überhaupt am Thema KI vorbei?
Cohen: Nein – niemand wird an dem Thema vorbeikommen.

medianet:
Bei allen Möglichkeiten, die uns KI eröffnet, gehen von Künstlicher Intelligenz auch Gefahren aus, wie im Hinblick auf Datensicherheit oder demokratiepolitische Aspekte. Wie geht man damit um?
Cohen: Wie jede Technologie birgt auch KI durchaus Gefahren. Der Schlüssel im Umgang damit liegt einerseits in Bildung und Wissen über KI. Andererseits müssen wir als Gesellschaft Entscheidungen treffen – die KI unter Umständen auch einschränken –, um unsere Sicherheit zu gewährleisten und zu verhindern, dass KI missbräuchlich genutzt wird. Inwieweit derartige Entscheidungen auf transnationaler Basis gefällt werden können, wird man sehen.

medianet:
Was sind denn die großen Stärken von KI, die sich für Unternehmen ergeben?
Cohen: Was Künstliche Intelligenz wirklich gut kann, ist, Muster und Daten zu betrachten und dabei zu helfen, diese zu kombinieren. Damit ergibt sich eine riesige Menge an Daten, die KI auswerten und vorlegen kann. Aber was mit den Daten passiert, das muss dann der Mensch entscheiden. Womit wir wieder zu dem Punkt kommen: Der Mensch wird durch KI nicht irrelevant, es ändern sich einfach die Aufgaben. Am Ende des Tages geht es um von Menschen geführte Organisationen, also um den Menschen.

medianet:
KI gibt uns also die Möglichkeit, effektiver und effizienter zu arbeiten …
Cohen: Genau. Und es werden diejenigen Menschen künftig erfolgreicher sein, die die richtigen Skills haben, um mit KI zu arbeiten. Sie müssen herausfinden, was Sie als Person tun müssen, um besser mit dieser Technologie zu arbeiten. Die Technologie wird Ihnen das nicht sagen.

medianet: Was erwartet die Teilnehmer bei Ihrer Keynote der Moving Forward Konferenz?
Cohen: Meine Keynote wird sich mit den grundlegenden Fähigkeiten befassen, die Menschen haben müssen, um KI vollständig anzunehmen und mit ihr zu arbeiten. Und zwar unabhängig davon, wo KI heute oder in zwei Jahren steht. Es geht um die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen und diese Fragen als Informationsquelle und als Werkzeug für Innovationen zu nutzen. Das fehlt in vielen Organisationen – und wahrscheinlich 90 Prozent der Menschheit. Mein Ziel besteht also darin, jedem da draußen die Werkzeuge in die Hand zu geben, die er braucht, um für die kommenden Veränderungen bereit zu sein und darauf zu reagieren.

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