Medienhaus Wimmer: 50 Jahre ohne Verluste
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MARKETING & MEDIA Redaktion 18.09.2020

Medienhaus Wimmer: 50 Jahre ohne Verluste

Trotz Rückgängen bei den Werbeeinnahmen sieht Familie Cuturi auch positive Entwicklungen in der Krise.

••• Von Sascha Harold

Eines habe die aktuelle Krise gezeigt, meint Gino Cuturi, Sprecher der Geschäftsführung im Medienhaus Wimmer: dass Medien gerade in diesen Zeit wichtig sind. Besonders den Werbemarkt, von dem die meisten Medien wirtschaftlich abhängig sind, hat die Covid-19- Pandemie kalt erwischt. Werbebudgets wurden zurückgefahren, gestützt wurden viele durch Inserate der öffentlichen Hand – die in den ersten Wochen der Pandemie auch großen Informationsbedarf hatte. Auftrumpfen können Medien nun mit Seriosität. „In einer Krisensituation ist der Durst nach Informationen und vor allem nach seriöser Informationen stärker. Es geht dabei um Seriosität und Vertrauen – da sind gerade die Oberösterreichischen Nachrichten stark”, führt G. Cuturi aus.

Auf Lesermarkt machte sich dieses Bedürfnis auch bemerkbar: Zusätzliche (Digital-)Abos und gesteigerte Zugriffszahlen waren die Folge. Dass Krisen auch zum Mediengeschäft dazugehören, weiß Medienhaus Wimmer-Eigentümer und Vater Rudolf Andreas Cuturi: „Die erste schwere Krise, die ich erlebt habe, die sehr schwer war, war die Erdölkrise im Jahre 1974. Dort war die Wirtschaft wirklich gelähmt, das war das einzige Jahr, das ich erlebt habe, in dem dieses Haus einen Verlust gemacht hat. Ansonsten 50 Jahre nie Verlust gemacht, und ich glaube, wir werden auch dieses Jahr keinen Verlust machen, wir peilen eine schwarze Null an.”

Frühe Vorbereitung

Auch wenn man beim Linzer Medienhaus je nach Szenario von 15 bis 25% Werbeumsatzrückgang ausgeht, hat man schon früh begonnen, sich breit aufzustellen, um Situationen wie die aktuelle Krise abfedern zu können. Der Einstieg ins Immobiliengeschäft war eines dieser neuen Standbeine, aber auch im Mediengeschäft steht man mit einer Tages-, einer Wochenzeitung, regionalem Fernsehen sowie einer Radiobeteiligung gut da.

Auf die Pandemie hat man sich in Linz bereits früh vorbereitet: „Wir haben schon im Februar überlegt, welche Szenarien es geben könnte, wenn das Virus auch nach Österreich kommt, und verschiedene Maßnahmen geplant. Wir waren deshalb relativ gut vorbereitet, als das Ganze gekommen ist”, erläutert R.A. Cuturi.
Ganz vorn stand die Sicherheit der Mitarbeiter, die in kleine Teams eingeteilt wurden, um so bei etwaigen Covid-Fällen gezielt reagieren zu können. Auch die Kurzarbeit, inklusive frühzeitiger Kommunikation mit dem Betriebsrat, war ein wichtiges Instrument. Wie hoch der Umsatzrückgang letztlich ausfallen wird, das wird auch vom letzten Quartal und dem weiteren Verlauf der Pandemie abhängen. G. Cuturi ist allerdings überzeugt, dass die Krise uns noch länger verfolgen wird: „Ich habe die Befürchtung, dass uns diese Krise wirtschaftlich auch das nächste Jahr begleiten wird und es die Unterstützung, die es heuer gegeben hat, so nicht mehr geben wird.”

Branche unter Druck

Dass die Medienbranche, insbesondere der Printbereich, unter Druck steht, ist keine Neuigkeit; der Druck hat sich durch die Krise aber weiter erhöht. Im Kampf um Werbegelder zwischen online- und klassischen Medien könnte die Krise allerdings auch zu einem Umdenken führen. „Ich glaube, die Krise zeigt, wie wichtig klassische, seriöse Informationen sind, und – das ist jetzt vielleicht Zweckoptimismus – dass einige Werbegelder auch wieder an klassische Medien zurückfließen werden”, argumentiert G. Cuturi.

Die Auswirkungen der Coronakrise auf die Medienbranche waren nicht zuletzt stark von der jeweiligen Mediengattung abhängig. Während sich Radio relativ rasch erholte, sind die Auswirkungen im Printbereich noch stärker spürbar. Die Tageszeitung wird langfristig aber nicht leiden; R.A Cuturi dazu: „Es gibt Printmedien, die viel besser durch andere Kanäle substiuierbar sind als eine Tageszeitung. Ich glaube daher, dass Tageszeitungen, insbesondere die regionalen Tageszeitungen, nach wie vor eine sehr starke Position haben. Diese Position wird zwar immer wieder ‚angeknabbert', aber nicht in einem Ausmaß, das bedrohlich wäre.”

Regional und diversifiziert

Für das Medienhaus Wimmer ist die aktuelle Krise jedenfalls nicht existenzbedrohend. Im Fall der Oberösterreichischen Nachrichten hat die Krise etwa einen regelrechten Boom bei den Digitalabonnenten ausgelöst – die Pay-Wall ist hier ein bewährtes Mittel zur Monetarisierung. Auch die Erhöhung der Abopreise, die durch die Krise notwendig wurde, ist von den bestehenden Abonnenten überwiegend positiv aufgenommen worden. Besonders wertvoll und verantwortlich für den starken österreichischen Printmarkt sind die Vertriebsstrukturen – die „letzten fünf Meter zum Kunden”. G. Cuturi dazu: „Die Druckerei und vor allem die Zustellung sind Bereiche, die manchmal unterschätzt werden. Beide Bereiche haben bei uns auch in der Krise sehr gut funktioniert.”

Künftig will man beim Medienhaus Wimmer weiter diversifizieren – einerseits im angesprochenen Immobilien-, aber auch im Medienbereich. „Wir werden die Digitalisierung, aber auch das klassische Geschäft weiterentwickeln und investieren”, erläutert G. Cuturi. Vor allem die Digitalisierung von Arbeitsstrukturen, etwa der stärkere Einsatz von Homeoffices oder digitalen Meetings, sei ein Thema, dessen Wichtigkeit die Krise noch einmal deutlich gemacht hat.

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