Musikbranche im Krisenmodus
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Für die klein strukturierte heimische Musikszene sind die Umsatzeinbrüche durch abgesagte Konzerte und Events existenz­bedrohend.
MARKETING & MEDIA Redaktion 20.03.2020

Musikbranche im Krisenmodus

Verwertungsgesellschaften, IFPI und VTMÖ haben Fonds für Soforthilfemaßnahmen aufgelegt.

••• Von Britta Biron

WIEN. 2019 wuchs der österreichische Musikmarkt zum dritten Mal in Folge, und zwar um satte 8,3% auf 166 Mio. € und die Lizenzeinnahmen der Verwertungsgesellschaft LSG wiesen mit auf 31,5 Mio. € ein Plus von 7,1% auf. Wenig später war die Freude über das gute Ergebnis wieder verpufft, denn neben der Eventwirtschaft und den Catering-Betrieben war die Musikbranche die erste, die von den notwendigen Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Coronavirus getroffen wurde. Und aufgrund der schon in „normalen” Zeiten ohnehin prekären wirtschaftlichen Lage des Sektors muss man mit besonders drastischen wirtschaftlichen Folgen rechnen.

Zwar wurde im Zusammenhang mit den in den letzten Tagen vorgestellten Hilfspaketen für die Wirtschaft mehrmals und auch explizit der Kultursektor genannt, aber allein darauf will man sich nicht verlassen und hat ergänzend eigene Hilfsmaßnahmen gestartet.

Katastrophen-Fonds …

AKM und austro mechana stellen aus Mitteln ihrer sozialen und kulturellen Einrichtungen eine Mio. € für jene Musik-Urheber zur Verfügung, die durch signifikanten Tantiemen- oder Honorarausfall in finanzielle Not geraten. Darüber hinaus werden zur Liquiditätssicherung Überbrückungshilfen und Darlehen gewährt.

„Herausfordernde Zeiten brauchen konstruktive Lösungen. Mit dem Kultur-Katastrophenfonds wollen wir rasch und möglichst unbürokratisch helfen”, erläutert AKM-Präsident Peter Vieweger.
Detaillierte Infos sowie Formulare stehen auf der AKM-Website bereits zur Verfügung.
Auch die Interpretengesellschaft Oestig hat angekündigt Gelder für die Existenzsicherung der Interpreten bereitzustellen, und der Verband der österreichischen Musikwirtschaft (IFPI) hat mit dem Indie-Verband VTMÖ ein Hilfsprogramm für heimische Musiklabels aufgestellt, das mit bis zu einer Mio. € aus Mitteln der Verwertungsgesellschaft LSG dotiert ist. Es sieht nicht rückzahlbare, gestaffelte Einmalzahlungen an konkret betroffene österreichische Musik­labels – sowohl KMU als auch EPU – vor.

… als Erste Hilfe-Maßnahme

„Die Selbsthilfe innerhalb der Musikbranche kann nur ein erster Schritt sein. Jetzt erwarten wir uns, dass auch die Musikwirtschaft aus dem Hilfspaket der Bundesregierung unterstützt wird”, sagt IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch und Alexander Hirschenhauser, Sprecher des VTMÖ, ergänzt: „Die kleinen Kreativzellen der österreichischen Musikwirtschaft arbeiteten bereits bisher unter prekären Bedingungen und hatten in den letzten Jahren keine Chance, Rücklagen aufzubauen. Diese Soforthilfe ist für kleine Musiklabels enorm wichtig.”

Ersatzkonzerte im Radio

Solidarität fordert er nicht nur von der Politik, sondern auch von den heimischen TV- und Radiostationen. Allerdings ist die Resonanz auf den Aufruf, die Corona-bedingte Durststrecke durch doppelt so viel österreichische Musik in den Programmen zumindest etwas zu kompensieren, bisher geringer ausgefallen, als erhofft.

Löbliche Ausnahme ist der Radiosender 88.6, der mit der Coronale 2020 nicht nur einen Ersatz für ausgefallene Konzerte internationaler Top-Stars wie zum Beispiel Avril Lavigne, Rage against the Machine oder Rammstein bringt, sondern mit der „Coronale-Rotweissrot” auch eine eigene Plattform geschaffen hat, auf der täglich von 18 bis 20 Uhr nur österreichische Künstler zu hören sind.„Es ist uns ein Anliegen, heimische Musiker zu unterstützen und ihre Songs zu einer attraktiven Sendezeit einer möglichst großen Hörerschaft näherzubringen”, sagt 88.6-Programmdirektor Thomas Korponay-Pfeifer.

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