Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
ÜBERSPRUNGSHANDLUNG. Man könnte über die Gilets Jaunes diskutieren, wo die sozialistische Jugend neben den Identitären marschiert und die nächste französische Revolution ausruft. Man könnte sich fragen, was Theresa May antreibt, die mit eherner Vehemenz einen Brexit vorantreibt, den sie selbst vor ihrer Amtsübernahme noch inniglich abgelehnt hat. Zum Nachdenken regt auch Nachbars Kanzlerin Merkel an, die als Galionsfigur eines vereinten Europa ihren Abgang aus der Politik vorbereitet. Wie wäre es mit einer Debatte über jenen Teil der heimischen Regierung, die zutiefst inhumanes Denken in Taten umsetzt oder über jenen, der es toleriert? Nein, wir wenden uns anderen Dingen zu.
Semantische Randbemerkungen
Nachfolger von Václav Havel, Joschka Fischer und Kofi Annan ist in diesem Jahr Watson, seines Zeichens eine von IBM programmierte Software, die den heuer zum 13. Mal verliehenen Gottlieb-Duttweiler-Preis nun ebenfalls entgegennehmen, pardon: erhalten darf. Watson wurde 2011 damit bekannt, dass er (es?) das Fernsehquiz „Jeopardy!” gewann. Heute ist die semantische Suchmaschine insbesondere in der Medizin eine hochgeschätzte Diagnostikerin, obwohl vor ein paar Monaten bekannt wurde, dass Watson manchmal zu eigenwilligen und inkorrekten Therapieoptionen rät. Aber gut. „Unsere Zukunft hängt davon ab, wie Menschen und Maschinen zusammenarbeiten”, wird David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts, zitiert. Watson stehe „für eine Zukunft, in der übermenschliche Komplexität mit übermenschlicher Intelligenz bewältigt wird”. Die menschliche Intelligenz, das wurde zigfach bewiesen, taugt auf jeden Fall nicht dazu. Auch nicht zur Bewältigung der aktuellen Komplexität.
Zum Abschluss noch ein Gruß an die „Voyager 2”, die eben das Sonnensystem für immer verlassen hat und Kurt Waldheims „greetings on behalf of the people of our planet” mit sich in die unendlichen Weiten hinausträgt. In diesem Sinne: Fröhliche Feiertage!