Songrechte: Krisenfeste Rendite für Investoren
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MARKETING & MEDIA Redaktion 05.02.2021

Songrechte: Krisenfeste Rendite für Investoren

Immer mehr Künstler verkaufen ihre Musikrechte nicht an Plattenlabels, sondern an Investmenthäuser.

WIEN. Im Katalog des in London ansässigen Hipgnosis Songs Fund finden sich Künstler wie The-Dream und Neil Young. Seit zwei Jahren kauft der Fonds Verwertungsrechte beliebter Songs auf. Der letzte Deal von Hipgnosis: der Kauf von rund 150 Shakira-Songs.

Inzwischen umfasst der Katalog des Investmentfonds mehrere Zehntausend Songs, und ein Ende der aggressiven Einkaufspolitik ist nicht in Sicht. Den Wert der Firma schätzen Kenner mittlerweile auf 1,4 Mrd. USD.

Von Dylan bis zu den Beatles

Der Kopf hinter Hipgnosis ist in der Musikbranche kein Unbekannter: Merck Mercuriadis betreute als Manager Beyoncé, Iron Maiden und Elton John, bevor er das (Profit-)Potenzial von Verwertungsrechten erkannte und den Fonds einrichtete.

Der Kaufpreis für das Shakira-Paket blieb übrigens geheim, aber in einer anderen Transaktion von Musikrechten zahlte die zum Universal-Konzern gehörende Common Music Group kürzlich mehrere Hundert Millionen Dollar für die Rechte an Bob Dylans Gesamtwerk, insgesamt 600 Aufnahmen.

Alte Idee, neue Player

Die Idee, in Kunst zu investieren, ist aber keine neue, so Franz Medwenitsch vom Verband der österreichischen Musikwirtschaft (IFPI Austria). „Regelmäßig erzielen Werke der bildenden Kunst bei Auktionen Höchstpreise und steigen danach weiter im Wert”, erklärt er. Zudem hätten vor Hipgnosis schon andere Fonds in Musikrechte investiert, bei denen Musikschaffende als treibende Kraft fungierten; als Beispiele nennt der IFPI-Geschäftsführer die etwa David Bowie-Bonds.

Investments in Songrechte sind keine neue Erfindung. So legte bereits im Jahr 1985 Michael Jackson für 251 Beatles-Songs ca. 48 Mio. USD auf den Tisch.
Hipgnosis selbst befasst sich vorwiegend mit Rechten an Evergreens und Nummer 1-Hits – demnach Songs, die gerne gespielt wurden und werden. „Für diese Kataloge gibt es offenbar sehr positive Prognosen, was zukünftige Erträge und Wertsteigerungen betrifft”, so Mercuriadis über die Einzigartigkeit der Anlagemöglichkeit. Er selbst befindet Musik als Anlagemöglichkeit als „gleich gut oder besser als Öl oder Gold”, da es unabhängig vom Markt sei. Zwar prägten abgesagte Konzerte und sinkende Tonträgerverkäufe das vergangene Jahr aus Sicht der Musikbranche, Hipgnosis überstand das Krisenjahr aber unbeschadet.
Der Fonds konnte sogar seinen Aktienwert im vergangenen Jahr steigern. Möglich wurde das durch Musik-Streaming, das 2020 einen Boom erlebte. Das geht aus dem Jahresbericht des Unternehmens MRC hervor, das ein Wachstum des internationalen Musik-Streaming-Markts von 22% zum Vorjahr ausweisen.
Dem stimmt auch Medwenitsch bei: Digitale Angebote würden den Musikmarkt nach „15 Jahre Flaute” wieder nach oben ziehen. Und das ist vor allem für Hipgnosis lukrativ und profitabel. Denn wann immer ein Song aus deren Katalog gespielt wird, erhält der Fond Tantiemen. Die Einnahmequellen beschränken sich nicht nur auf On-Demand-Dienste wie Spotify, sondern schließen auch Werbung, Filme, Radio und Computerspiele mit ein.
Dass Musikschaffende ihre Verwertungsrechte veräußern, verwundert angesichts der aktuellen Lage der Branche wenig. Über die Gründe solcher Verkäufe müssten Künstler aber selbst Stellung beziehen, so Medwenitsch. Doch „rein wirtschaftlich bringt der Rechteverkauf sofort hohe Einnahmen, die sich sonst auf Jahrzehnte verteilen würden”.

Eine Milliarde investiert

Bislang hat Mercuriadis rund eine Milliarde Pfund für die Verwertungsrechte an Songs wie „Livin’ on a Prayer” oder „Don’t Stop Believin’” ausgegeben. Verdient hat er daran letztes Jahr laut Medienberichten an die 30 Mio. €. Die Entwicklung vom Kultur- zum Investmentgut beurteilt Medwenitsch als neutral. Es sei „das gute Recht des Songwriters oder seines Verlags, zu verkaufen, was ihnen gehört”.

Hipgnosis macht den Majors mit seinem Geschäftsmodell Konkurrenz und verspricht Investoren überdies verlässliche Einnahmen.
„Musik wird immer konsumiert”, so Mercuriadis über seinen Fonds und die Entscheidung, aus Musikrechten Profit zu schlagen .Was also früher Gold war, scheinen heute Verwertungsrechte an Pop-Hits zu sein. (fej/apu)

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