Traurige Rekorde, positive Bilanzen
© ÖWR/Katharina Schiffl
Michael Straberger, Präsident des Österreichischen Weberats, resümierte über 2015 und gab einen Ausblick für das Jahr 2016.
MARKETING & MEDIA 19.02.2016

Traurige Rekorde, positive Bilanzen

Der Österreichische Werberat verzeichnet 2015 einen Rekord von Werbestopps; 22 Mal wurde zum ­sofortigen Stopp von Kampagnen aufgefordert.

••• Von Gianna Schöneich

WIEN. 2015 gab es so viele ausgesprochene Werbestopps des Werberats wie nie zuvor. In 22 Fällen hieß die Entscheidung des Werberats „Stopp”; somit wurden die werbetreibenden Unternehmen zum sofortigen Stopp der Kampagne beziehungsweise zu einem sofortigen Sujetwechsel aufgefordert.

Trotz dieses Rekords konnte ein Rückgang der Beschwerden, bei gleichzeitig geringfügig weniger Entscheidungen, verzeichnet werden: Im Vorjahr gingen 248 Beschwerden ein, 2014 waren es hingegen 641; 2015 wurden 168 Entscheidungen getroffen, davon wurden 22 mit einem „Stopp” belegt, bei 13 Entscheidungen wurde zur Sensibilisierung aufgerufen. Bei 52 konnte kein Verstoß gegen den Ethik-Kodex der Werbewirtschaft erkannt werden.
27 Fälle befanden sich außerhalb des Zuständigkeitbereichs des ­Österreichischen Werberats. In weiteren 19 Fällen handelte es sich um keine Wirtschaftswerbung, und in 20 Fällen war ein Verfahren nicht möglich, da nötige Unterlagen seitens der Beschwerdeführer nicht eingereicht wurden.

Der häufigste Beschwerdegrund ist „Geschlechterdiskriminierende Werbung”(57 Entscheidungen), gefolgt von „Ehtik und Moral” (34), sowie „Irreführung und Täuschung”(16).

TV erhält meiste Beschwerden

Das Medium TV führt mit 46 Entscheidungen und somit den meist beanstandeten Werbebildern das Ranking an.

Das Medium Plakat folgt mit 37, danach das Internet mit 16 Entscheidungen. „Es kommt nicht drauf an, wie viele Beschwerden pro Werbung eingehen. Wir reagieren schon bei einer einzelnen”, erklärt Werberätin Kati Förster. Die Verfahrensordnung wurde 2015 im Bereich Kunst und Kultur ergänzt.
Demnach ist die Zuständigkeit des Werberats dann gegeben, wenn Kunst für Wirtschaftswerbung eingesetzt wird.
Ist eine Werbemaßnahme ausschließlich auf Kunst und Kultur bezogen, ist der ÖWR weiterhin nicht zuständig.

Öffentliche Distanzierungen

Eine weitere Änderung betrifft die öffentliche Distanzierung zu Werbemaßnahmen, die nicht in den Zuständigkeitsbereich des Werberats fallen.

„Wir wollen uns in Zukunft die Möglichkeit geben, uns öffentlich distanzieren zu können; zuvor konnten wir uns heiklen Fällen aufgrund unserer Statuten nicht äußern”, erklärt Straberger.
Eine im Frühjahr 2015 durchgeführte Studie, die die „Einstellung von Werbung in der Bevölkerung in Österreich” wiedergeben sollte, zeigte unter anderem, dass Werbung von 70% der Befragten als wichtiger Bestandteil der Wirtschaft wahrgenommen wird; dennoch fühlen sich 66% häufig von dieser belästigt.
Die Weitergabe von Erfahrungen und Wissen wird mit dem 2015 ins Leben gerufenen ÖWR-Mentoring-Programm gewährleistet. „Mit diesem Programm wollen wir jungen Menschen einen schnelleren Zugang in die Branche ermöglichen”, erklärt Michael ­Straberger, Präsident des ÖWR. Dieses richte sich an Mitglieder des „Jungen Werberats” und bringt diese mit den älteren Werberäten zusammen. Das Programm läuft bis Mitte 2016.
Die Einreichung eines Films für den Best-Practice-Award des internationalen Dachverbands EASA (European Advertising Standard Alliance) gewann Florentina ­Bauer, junge Werberätin und Studentin der Filmakademie.
2015 wurde außerdem das Bundesländer-Experten-Gremium eingerichtet, mit welchem man die Bundesländer-Fachgruppen stärken wollte, erklärt Straberger. Der Werberat konnte darüber hinaus wichtige Partner für sich gewinnen: Die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation Salzburg als Goldsponsor, die drei fördernden Mitglieder Uniqa, Asfinag und OMV sowie die zwei Unterstützer emba-event marketing board aus­tria und UniCredit Bank Austria.

Anpassungen des Ethikkodex

Für 2016 will man den bestehenden Ethikkodex weiter an neue Entwicklungen anpassen und wieder Workshops für die Werberäte anbieten, diese sollen einen Austausch dieser gewährleisten.

Der Werberat betreut außerdem eine Master-Thesis, welche sich mit der Frage beschäftigt, ob die österreichische Bevölkerung und der Werberat bezüglich Entscheidungen gleich einzuschätzen sind. Ebenfalls angedacht ist ein Relaunch der ÖWR-Website. Weitere Informationen:
www.werberat.at

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