Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
INVENTUR. Rund 200 Mio. Euro wurden seitens der öffentlichen Hand im Vorjahr für Werbung in Medien ausgegeben. 2022 war somit das drittwerbestärkste Jahr seit Start der Medientransparenzdatenbank vor zehn Jahren. Das ist einerseits gut, weil auch diese Werbeausgaben dazu beitragen, die heimischen Medienhäuser und Verlage am Laufen und am Leben zu (er)halten. Andererseits sollte diese Aufgabe an sich von anderer Stelle und aus anderen Töpfen erledigt werden – siehe Medienförderung. Um einen Vergleich herzustellen: Im Jahr 2021 flossen 225 Mio. Werbegelder aus der öffentlichen Hand; dem gegenüber standen 2021 ca. 33 Mio. Euro an Medienförderungen vom Bund.
Wiewohl: Idealerweise wären es ja die Konsumentinnen und Konsumenten qualitativ hochwertiger Information und Unterhaltung, die eine vielfältige, bunte Medienlandschaft am Leben erhalten – und die werbenden Unternehmen, die passende Plattformen für ihre Produkte und Dienstleistungen nutzen … Und dann sind wir alle miteinander aufgewacht.
„Medien sind die vierte Säule der Demokratie und ein wichtiges Korrektiv”, wurde Medienministerin Susanne Raab im vergangenen Herbst anlässlich der Einigung auf eine neue Medienförderung und mehr Transparenz zitiert. Damit diese vierte Säule der Demokratie punktgenau in die Landschaft betoniert werden kann und ihre Funktion als Korrektiv in gewünschter Weise erfüllt – etwa als Plattform für „strategisch notwendigen Unsinn” (SNU, © Gerald Fleischmann, ehem. Sebastian Kurz’ Medienberater; jetzt ÖVP-Kommunikationschef) –, sind die 200 Millionen wahrscheinlich wohlfeil und gut angelegt.
Am Montag dieser Woche hat die Medienbehörde RTR die im Vorjahr eingeführte Medien-Digitalisierungsförderung in Höhe von 20 Mio. Euro ausgeschüttet, gespeist aus der Digitalsteuer. Auch dazu ein paar Zahlen: Der Bund nahm 2022 über die Digitalsteuer 96 Mio. Euro ein; dazu kommen 98 Mio. Euro aus der Werbeabgabe. Fazit: Addieren Sie selbst.