„Von Beginn an hautnah dabei”
© papabogner
MARKETING & MEDIA Redaktion 05.05.2023

„Von Beginn an hautnah dabei”

Die Agentur papabogner hat für den Kunden Erste Bank den ersten KI-gestützten Spot produziert – medianet fragte nach.

Die österreichische Kreativagentur papa­bogner hat für die Umsetzung des neuesten Erste Bank-Spots auf einen innovativen Mix aus mehreren KI-Bildgeneratoren und traditionellem Kameradreh gesetzt.

Mittels Stop-Motion-Technik, um alle KI-generierten Bilder zu verbinden, wurde eines der ersten deutschsprachigen Videos auf diese Art und Weise produziert.
Im Auftrag der Erste Bank und Sparkasse entstand so der jüngste Social Media-Spot zur Geschichte von Anna Nagl, ihrer ersten Kreditnehmerin.
Im medianet-Interview verrät Victoria Gabriel von der Agentur papabogner Details zur Entstehung der einzigartigen Kampagne.


medianet:
Sie haben vor Kurzem für den Kunden Erste Bank Österreich eine KI-generierten Videospot produziert, in dem eine Frau, die vor 200 Jahren in Wien gelebt hat, visuell authentisch im historischen Umfeld und Kontext dargestellt wird. Wie genau hat KI-Technologie hier geholfen und wie war Ihre Erfahrung damit?
Victoria Gabriel: Es ist spannend, in den Anfangszeiten der KI-gestützten Produktionen so hautnah dabei zu sein. Die Produktion hat vor allem auch gezeigt, wie wir die KI für uns nutzen können, wie wir mit ihr arbeiten können und wie sie uns Arbeit abnehmen kann. Die gesamte Produktion war ein Zusammenspiel von Mensch und KI: Reale Szenen, die wir vor einem Green Screen gefilmt haben, sowie ein 3D-Modell bildeten die Basis für den Spot. Dieses Grundgerüst wurde dann Bild für Bild durch verschiedene KI-Bildgeneratoren wie Dreambooth, Stable Diffusion und Midjourney Hunderte Male überarbeitet, um dem Ganzen den gewünschten Look des historischen Wien zu verpassen. Die einzelnen Bilder wurden dann mittels Stop-Motion-Technik zu einem Film zusammengefügt, der wiederum durch eine KI überarbeitet wurde, um einen einheitlichen Look zu erzielen.

medianet:
Bei KI denken viele gleich an quasi menschenleere Produktionen – aber ganz so ist es ja nicht. Welchen Part übernimmt wer?
Gabriel: Wie bei jeder Produktion steht ein riesen Team dahinter. Die ersten Schritte waren nicht viel anders als bei herkömmlichen Produktionen: Konzeption, Textierung, Storyboard – wobei Letzteres auch schon mit Midjourney erstellt wurde. Dann hatten wir natürlich den Dreh, und ein Großteil des Films wurde ja 3D-modelliert und animiert. Und erst dann kommt die KI so richtig ins Spiel, die der ganzen ‚Vorarbeit' den gewünscht Look verpasst. Natürlich wäre auch dieser Part ohne Menschen nicht möglich: Eine KI allein wird zum aktuellen Zeitpunkt keine Produktionen übernehmen. Es braucht immer Menschen, die mit ihr arbeiten.

medianet:
Wenn wir beim Spot bleiben: Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich durch KI, die vorher nicht möglich waren?
Gabriel: Alles, was wir uns vorstellen, kann mithilfe Künstlicher Intelligenz zur Realität werden. Das beginnt bereits beim Storyboard, das ja ein essenzieller Teil eines jeden Videos ist: Anstatt stundenlang nach passendem Stockmaterial und Moodbildern zu suchen, die das zeigen, was wir uns vorstellen, füttern wir einfach die KI mit unseren Bildbeschreibungen und können das Konzept so direkt visualisieren. Und das selbe gilt natürlich auch für das Endprodukt: Ohne die KI hätten wir nicht so einfach 200 Jahre zurück in die Vergangenheit reisen können …

medianet:
Kampagnen-Produktionen kosten viel Geld – wie weit hilft KA-gestütztes Arbeiten, Geld zu sparen?
Gabriel: Einen Spot wie diesen gänzlich ohne KI zu produzieren, hätte deutlich länger gedauert beziehungsweise wäre er vermutlich nie umgesetzt worden, weil er jegliche Budgetrahmen und Ressourcen sprengen würde. Mit der KI arbeiten wir effizienter, sie nimmt uns Arbeit ab – und wir können uns so mehr auf die tatsächliche Kreativarbeit konzentrieren.

medianet:
Frage zum Schluss: In der Kreation ist das Urheberrecht etwas ganz besonders Wichtiges. Wie sieht es bei dieser Frage im Zusammenhang mit KI aus, sprich, wem gehört der Ruhm?
Gabriel: In unserem Fall ist die KI ein Werkzeug, das wir nutzen, um unsere Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Da liegt das Urheberrecht aus unserer Sicht bei dem großen Team an Kreativschaffenden, die dahinterstanden – die auch Hunderte Stunden investiert haben, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Dadurch, dass wir mit einer Kombination aus real gedrehten Szenen gearbeitet haben, gibt es hier außerdem eine klare Darsteller-Rechtslage.

Es liegt aber auf der Hand, dass in Sachen AI noch vieles an Regulatorik und Rahmenbedingungen definiert werden muss, und dass die Zukunft zeigen wird, wie sich das weiterentwickelt. (mab)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL