Wille statt Werbung
© Shirin Omran
Team Benedikt ­Schmidinger und Jana ­Frantal grün­deten 2012 die Agentur Buero SF.
MARKETING & MEDIA Gianna schöneich 30.03.2018

Wille statt Werbung

Das Buero SF will die Kommunikation des öffentlichen Sektors verjüngen, digitalisieren und professionalisieren.

••• Von Gianna Schöneich

Das Buero SF beschreibt sich selbst als junge Design-Agentur und Kommunikationsdienstleister – jung sind sie tatsächlich. Direkt nach dem Studium 2012 gründeten die drei Studienkollegen Benedikt Schmidinger, Jana Frantal & Theresa Steininger die Agentur. Steiniger ist heute Geschäftsführerin der Wohnwagon GmbH – einem Handwerks-Start-up für autarke Wohn-Lofts und eine autarke Lebensweise, welches die drei ein Jahr später gründeten. Das Buero SF begleitet Marken und Organisationen aus dem KMU-Bereich sowie des öffentlichen Sektors durch Kommunikations- und Gestaltungsprozesse und damit oft Institutionen, die noch ganz am Anfang der Digitalisierung stehen – darüber im Gespräch: Geschäftsführer Benedikt Schmidinger.


medianet:
Herr Schmidinger, Ihre Agentur war ursprünglich im Kulturbereich tätig; von dort ging es in den Public Sector und von dort weiter in die politische Kommunikation. Auch heute betreuen Sie noch mehrere Kulturfestivals, Initiativen und öffentliche Stellen.
Benedikt Schmidinger: Richtig. Über die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts in Österreich ist von öffentlichen Stellen abhängig. Aus unternehmerischer Sicht ist es absolut sinnvoll, sich voller Kraft diesen Organisationen zu widmen. In dem Bereich gibt es auch noch einiges zu tun – gerade was die Digitalisierung angeht. Viele der öffentlichen Institutionen befassen sich gerade erst mit beispielsweise Facebook oder professionellem Newsletter-Marketing.

medianet:
Die ganze Welt ist digitalisiert – ist es nicht mühsam, bei den öffentlichen Institutionen bei null anfangen zu müssen?
Schmidinger: Wir sehen das als große Chance. Es ist ja nicht absolut null – aber mit großen Erfolgschancen, wenn man vertrauensvoll beginnt, die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation in deren Tempo an die Kunden heranführt und auf ­solide Lösungen setzt. Wir ­haben nicht den Anspruch, uns mit Firmen wie Red Bull zu ­messen.

medianet:
Also ist die fehlende Digitalisierung im öffentlichen Sektor keine Herausforderung für Sie?
Schmidinger: Nein, wir sind sehr gut in dem, was wir tun. Die Kunden verlangen ja zu Recht höchsten Know-how-Stand. Die große Herausforderung sehen wir darin, dass es nirgendwo anders so sehr um Vertrauen zwischen Kunde und Agentur geht. Vertrauen, dass wir mit den oft sensiblen Themen und Anliegen unserer Kunden – gerade in der platteren Welt der Online-Kommunikation – bedächtig und angemessen umgehen. Wir sprechen viel mit den Menschen, bauen so Vertrauen auf und werden gern weiterempfohlen.

medianet: Woher kommt es eigentlich, dass der öffentliche Sektor ein, nennen wir es digitales, Problem hat?
Schmidinger: Ich denke, er ist auf den ersten Blick weniger verkaufsgetrieben, muss nicht ständig auf das nächste halbe Prozent Marktanteil schielen. Und es gibt vielleicht manchmal Vorbehalte gegen hippe und coole Agenturen, für die die Form oft wichtiger als der Inhalt ist. Wir begegnen da den Kunden lieber auf Augenhöhe und mit Systemkenntnis – wobei wir natürlich hervorragend besetzt sind, was Digital-Marketing und -Design betrifft. Das liegt in unserer – jungen – Natur und ist ja auch nötig, wie man bei den letzten Wahlkämpfen sieht.

medianet:
Für wen Sie Wahlkämpfe machen verraten Sie nicht?
Schmidinger: (lacht) Nein. Aber man muss im digitalen Bereich schon sehr fit sein, um einen guten Wahlkampf zu machen. Da werden politische Player – abseits der großen Bundes- und Landesparteien – oft allein gelassen. Die Digitalisierung hat für jeden und jede die Möglichkeit geschaffen, die Wähler ganz individuell anzusprechen und mit jenen Themen zu punkten, die gerade wirklich am Herzen liegen – und in weiterer Folge durch den Facebook-Algorithmus offengelegt werden.

medianet:
Was reizt Sie persönlich am öffentlichen Sektor?
Schmidinger: Der Public Sector hat immer wesentliche Themen zu kommunizieren – Anliegen, die wichtiger sind als ein weiterer verkaufter Joghurtbecher. Wir unterstützten beispielsweise eine Kampagne zum Support niedrigqualifizierter Arbeitnehmer, die schrittweise zum Lehrabschluss herangeführt werden. Oder eine Initiative, die den Einbau von Einbruchsschutz in Privathäusern gefördert hat – wenn niemand davon weiß, werden diese Fördertöpfe nicht ausgeschöpft. So sind politisch sinnvolle Vorhaben sehr oft von der Kommunikationserfahrung der nachgelagerten Stellen abhängig. Hier kommen dann wir ins Spiel. Und da macht dann eine funktionierende Kampagne, wo man sieht, dass sinnvolle Anliegen gut angenommen werden, immer besondere Freude.

medianet:
Seit der Agenturgründung konnten Sie Ihren Umsatz jährlich um 50 Prozent erhöhen. Wo geht die Reise des Buero SF noch hin?
Schmidinger: Wir wollen die Kommunikation des öffentlichen Sektors durch modernes Design und State of the Art-Digital-Marketing ein bisschen verjüngen und zielgerichtet professionalisieren. Weil es wichtig ist für Österreich und auch weil es wirklich Freude macht. Ansonsten gehen wir weiter ohne Scheuklappen durchs Leben und sind gespannt, wo uns die Reise hinbringt.

www.buerosf.com

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