Die vergangene Europawahl hat gezeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Fokus der politischen Diskussion gerückt werden sollte. In der Livemarketing-Branche ist das Thema längst angekommen.
Seit über 25 Jahren soll das Österreichische Umweltzeichen Umweltfreundlichkeit und Qualität garantieren. Es handelt sich um ein freiwilliges System, und auch Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche können eine Lizenz erwerben und geeignete Veranstaltungen als Green Meeting oder Green Event mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifizieren lassen.
Allein im Dezember 2017 verzeichnete man 72 Green Meetings in Österreich, im Dezember 2018 waren es 75. Als Green Locations sind im Jahr 2018 18 Locations ausgewiesen worden.
„Als Locations dienen aber auch oft Umweltzeichenhotels, von denen derzeit über hundert als spezifische Seminarhotels ausgewiesen sind”, erklärt Regina Preslmair vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus auf Nachfrage von medianet.
Das Österreichische Umweltzeichen ist das bekannteste und am weitesten verbreitetste Umwelt- und Qualitätssiegel in Österreich für den Non Food-Bereich – das würden regelmäßige Befragungen durch verschiedene Meinungsforschungsinstitute zeigen, so Preslmaier.
Eine gute Alternative
„Unser Ziel ist es dabei, Greenwashing zu vermeiden, wie es manchmal mit allzu einfach umzusetzenden Kriterien oder Themen betrieben wird. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht unser Ziel, nur das ganz andere Ende des Spektrums anzusprechen mit kompromisslosen Pionieren, die dafür oft nur auf ein relativ schmales Spektrum fokussiert sind, wo sie dafür sehr weit gehen können.”
Das Umweltzeichen soll in den verschiedenen Branchen die umweltfreundlicheren Alternativen aufzeigen, und möglichst vielen Betrieben auch eine nachhaltige Umsetzung ermöglichen, ohne die ökonomische und soziale Nachhaltigkeit zu vernachlässigen – nach dem Motto „Wir reden grün und handeln nachhaltig!”
Mit dem Österreichischen Umweltzeichen signalisieren Unternehmen nach außen hin, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung umweltfreundlicher ist als die meisten anderen Alternativen. Unternehmensintern bewirkt die Zertifizierung auch einen Prozess in Richtung mehr Nachhaltigkeit und weckt das Bewusstsein dafür bei Mitarbeitern und Produktentwicklern.
„In der Kommunikation signalisiert eine Zertifizierung einen höheren Qualitätsstandard, der seriöse nachhaltige Kommunikation ohne Greenwashing erst ermöglicht. Eine Zertifizierung ist eine freiwillige Angelegenheit, und niemand muss sich zertifizieren lassen. Wenn man allerdings ohnehin vorhat, Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu setzen, so bekommen diese eine gänzlich andere Qualität, wenn sie in den seriösen unabhängigen Rahmen einer Zertifizierung gestellt werden”, erklärt Preslmair.
Auf der Website www.umweltzeichen.at finden interessierte Unternehmen Auskünfte, um das Umweltzeichen zu erlangen. Wer Green Meetings Professional und Lizenznehmer für Green Meetings und Green Events werden möchte, muss unter anderem an einer verpflichtenden Schulung durch einen Berater teilnehmen. Außerdem muss im Unternehmen ein Green Meeting-Beauftragter als Ansprechpartner für alle Green Meeting-Belange ernannt werden. Ein weiterer Schritt ist auch die Organisation und Durchführung einer Pilotveranstaltung.
„Bei Green Meetings geht es um die Zertifizierung einer Veranstaltung. Die zertifizierende Agentur muss selbst einige Basiskriterien im Unternehmen umsetzen, der Hauptfokus liegt aber auf der individuellen Veranstaltung”, erklärt Preslmaier. Das betreffe Vorgaben aus Bereichen wie beispielsweise Angebote zu umweltverträglicher Anreise, Mobilität vor Ort und CO2-Reduktion, umweltfreundliche Unterkünfte, Auflagen für den Veranstaltungsort, das Catering und Messestandbauer oder die umweltfreundliche Beschaffung.
Grüne Locations
Wer seine Location zu einer „Green Location” zertifizieren lassen möchte, muss beispielsweise Vorgaben aus den Bereichen der allgemeinen Betriebsführung, dem Umweltmanagement, Reinigung, Chemie, Hygiene oder Lebensmittel und Küche erfüllen.
„Durch die Einbindung der Anforderungen des EU-Umweltzeichens für Beherbergungsbetriebe in die Software des Österreichischen Umweltzeichens können interessierte Hotelbetriebe übrigens beide Zeichen einfach gemeinsam umsetzen.”
Als ein wichtiges Thema nennt Preslmair „Green Catering”: „Wir sehen auch hier immer mehr, dass Caterer von ihren Auftraggebern auf eine Zertifizierung angesprochen werden und diese oft zur Voraussetzung für eine Anbotlegung gemacht wird.”
Die Möglichkeiten, mit dem Catering nachhaltige Akzente zu setzen, beschreibt Preslmaier als vielfältig; diese würden aber einen gewissen Umdenkprozess erfordern: „Ist es aus nachhaltiger Sicht ein Qualitätssignal, wenn Buffets auch einmal zum Teil schon geleert sind und nur nach Bedarf nachgeliefert wird? In vielen Köpfen ist aber immer noch der Gedanke, dass sich bei guten Gastgebern die Tische immer biegen müssen.”
Regionalität ist gefragt
Gerade im Bereich Green Catering sei die Beschaffung von regionalen Lebensmitteln ein wichtiger Punkt: „Hier beobachten wir teilweise schon fast einen Verdrängungswettbewerb um die vorhandenen regionalen Spezialitäten – ein Trend, der hoffentlich bald zu einer Ausweitung des Angebots an regionalen Produkten und einer besseren Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft sorgen wird.”
Fragt man Preslmaier, so hat laut ihr aber die Anreise aus ökologischer Sicht die größte Auswirkung. „Da ist es umso wichtiger, dass bereits organisatorisch Vorsorge getroffen wird, dass Zeitpunkt und Ort der Veranstaltung eine An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln erlauben. Damit bewegen wir ohne viel zu reden viel mehr als z.B. durch nachträgliche Kompensationsgeschichten.”
Vermeidung von Plastikabfall
Auch den Trend die Vermeidung von Plastikabfall erkennt Preslmair wieder; sowohl von Veranstaltern als auch von Auftraggebern würde man derzeit diesbezüglich auffällig viele Anfragen erhalten. „Insbesondere der Getränkeausschank aus Groß- und Mehrweggebinden ist dabei ein großes Thema.”
Auch im Bereich der Politik beobachtet Preslmair gewisse Trends: „Im Bereich der Veranstaltungen der öffentlichen Hand sehen wir bereits einen gewissen Impuls durch die EU- Präsidentschaft. Viele Ressorts haben sich das erste Mal mit dem Thema Green Events auseinandergesetzt und gesehen, dass es gut umsetzbar ist und einen seriösen Umgang mit den öffentlichen Mitteln signalisiert.”
Für Veranstaltungen, die nachhaltige Inhalte zum Thema haben, sei es nahezu unumgänglich, sich zumindest mit dem Thema auseinanderzusetzen – auch wenn in der Praxis doch nicht immer alles zertifizierbar sei.
„Wir sehen auch steigende Nachfrage von Organisationen, die nachhaltige und soziale Themen in ihrer Unternehmens-DNA haben, dass viele mit dem Gedanken spielen, alle ihre Veranstaltungen nach den Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens für Green Meeting zu organisieren. Auch viele Unternehmen wollen bei ihren Business-Events hier bewusst ein Zeichen setzen.”
Weltweit einzigartig
Derzeit beschäftigen Preslmair auch die internationalen Entwicklungen im Bereich Sustainable Events: „ Wir wurden dazu vom internationalen Events Industry Council eingeladen, mit anderen Organisationen aus der ganzen Welt, die im Bereich nachhaltige Veranstaltungen gearbeitet haben, einen gemeinsamen internationalen Mindest-Standard zu erarbeiten.”
Dabei wurde immer wieder bestätigt, dass das Österreichische Umweltzeichen weltweit die erste und bisher noch immer einzige Zertifizierung für nachhaltige Veranstaltungen sei, die sich nicht nur auf Teilbereiche, wie papierlos oder regionale Lebensmittel beschränkt, und dabei gleichzeitig hohe Zertifizierungsstandards einhält. So erklärt Preslmair: „Wir sind daher auch stolze Launching Signatories der ‚Principles for Sustainable Events'.” (gs)